Von Mirko Bähr Basel. Fast, aber nur fast hätte Youngster Alexander Zverev den haushohen Favoriten Grigor Dimitrov in der ersten Runde aus dem Turnier gekegelt. Der letzte Ballwechsel dieses Duells auf dem Center Court am Mittwochabend gegen 22 Uhr zeigte nochmals, wie knapp der deutsche Youngster am Überraschungscoup vorbei schlitterte. Beide Kontrahenten jagten die gelbe Filzkugel in bester Marathon-Manier über das Netz. Es ging hin und her, bis die voll durchgezogene Longline-Rückhand Zverevs nur wenige Zentimeter neben der Linie aufsprang. Das war symptomatisch für die gesamte Partie. Dimitrov, immerhin die Nummer elf der Welt, wankte gegen die große deutsche Nachwuchshoffnung, die mit einer Wildcard in Basel ins Hauptfeld rutschte. Der Bulgare wusste sehr wohl, wie knapp diese Geschichte war. Nach 1:44 Stunden hatte der an Position fünf gesetzte Rechtshänder, der wegen seines Spielstils oft mit Roger Federer verglichen wird, mit 2:6, 6:4 und 6:2 die Oberhand behalten, war auf die Seite Zverevs geeilt, um ihm für seinen starken Auftritt zu loben. So richtig trösten konnte das den 17-Jährigen aber nicht. So einige Chancen hatte er nämlich vergeben. Nach gewonnenen ersten Satz, hatte der Hamburger ein 0:3-Rückstand ausgeglichen und beim Stand von 3:3 sogar zwei Breakbälle. Zverev, der als größte deutsche Nachwuchshoffnung gilt, konnte sie nicht nutzen. Dimitrov schaffte den Satzausgleich. Beim 2:5 aus Sicht des Deutschen führte Zverev bei eigenem Aufschlag bereits mit 40:0. Auch das reichte nicht. Es wäre der größte Erfolg seiner noch jungen Laufbahn gewesen, die in diesem Jahr so richtig Fahrt aufgenommen hat. Der Bruder von Mischa Zverev, der ebenfalls auf der Tour aktiv ist, feierte bei den Sparkassen Open in Braunschweig als Nummer 655 der Weltrangliste seinen ersten Erfolg als Profi. Dabei eliminierte der 1,95 Meter-Riese drei Top100-Akteure. Als Nummer 285 durfte er dank einer Wildcard beim ATP-500-Turnier in Hamburg antreten. Und „Alexander der Große“, wie er auch genannt wird, nutzte die Chance. Gegen Robin Haase gelang der erste Sieg im Hauptfeld eines ATP-Turniers. Danach mussten Michail Juschny, Santiago Giraldo und Tobias Kamke dran glauben. Damit hatte der Youngster, der nach der zehnten Klasse die Schule beendete, um voll auf die Karte Tennis zu setzen, als jüngster Akteur in der Geschichte überhaupt ein Halbfinale bei einem Turnier dieser Größenordnung erreicht. Derzeit rangiert Zverev auf Platz 135, und alle Experten sind sich sicher, dass das nicht das Ende der Fahnenstange ist. Bundestrainer Carsten Arriens weiß genau: „Er hat ein perfektes Umfeld und ist äußerst zielstrebig.“ Der junge Riese aus dem Norden ist trainingsfleißig und extrem ehrgeizig. Star-Allüren sind dem großen deutschen Tennistalent fremd: So gilt Zverev als eher zurückhaltend, fast schon schüchtern. Seinem Umfeld ist das recht. Zverev wird so gut es geht vor den Medien abgeschirmt. Bester Beweis: Ein Gespräch mit ihm in Basel fiel ins Wasser. „Nur bei einem Sieg“, hieß es da. Dass aber auch Niederlagen zu einer großen Karriere dazu gehören, wird der Schlacks auch noch lernen. Er ist schließlich erst 17.