Sportmix Fachkräftemangel an Pferd und Reck

Die Oberbadische
Denis Bär zieht die Mannschaft der TG Weil aus der Oberliga zurück. Foto: Mirko Bähr Foto: Die Oberbadische

Kunstturnen Denis Bär zieht Reißleine und die TG Weil aus der Oberliga zurück

Weil am Rhein. Zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren wird keine Aktivmannschaft eine Ligarunde bestreiten. Die TG Weil hat ihr Team abgemeldet. Zuletzt gingen die Schützlinge von Coach Denis Bär in der Oberliga an den Start. Nun musste er schweren Herzens die Reißleine ziehen. „Seit ich 14 bin, hat es jedes Jahr ein Ligateam gegeben. Ich hatte aber keine andere Wahl“, lässt Bär enttäuscht wissen.

Das Problem: „Wir haben Fachkräftemangel.“ Bär fehlen schlichtweg Turner, die auf höchstem Niveau, also nach dem weltweiten Regelwerk des „Code de Pointage“, ihre Übungen absolvieren. Pro Gerät brauche es sieben Elemente, die da genau aufgelistet seien.

Dominik Lott, der für die TG am Seitpferd und an den Ringen zum Einsatz kam, hat sich einer Schulter-OP unterziehen müssen, Philipp Dorst hat sich studienbedingt zurückgezogen. Er war am Seitpferd, an den Ringen und am Reck eine unverzichtbare Größe. „Wenn er nicht geturnt hat, hatten wir in der Vergangenheit schon ein Problem“, so Bär, der zudem Patrick Kohlmann nach einem Fußbruch nicht hätte einsetzen können. Der traurige Rest: Danny Pütz, Laurin Schöne und Lukas Pfost. Viel zu wenig „Manpower“, um auf diesem Niveau einen Ligabetrieb zu bestreiten.

Im Gebiet des Markgräfler Hochrhein-Turngaus ist die Lücke groß im Aktivbereich. Vorbei die Zeiten, als Christian Auer & Co. die vielen turnbegeisterten Zuschauer der Region mit ihren waghalsigen Künsten verzaubert haben. Sogar in der 2. Bundesliga ging es dabei zur Sache. Auer wurde kürzlich mit dem Team Stuttgart Dritter in der 1. Bundesliga, wo er im Sprung zum Einsatz kam.

Denis Bär spricht von einem „riesigen Loch“, das erst durch Jahrzehnte lange Arbeit wieder gestopft werden könne. Fakt sei, dass in vielen Vereinen im Schülerbereich tolle Arbeit geleistet werde. Bär nennt beispielsweise die Arbeit Sandro Da-thes beim TV Rheinfelden, Thomas Fallers Engagement beim ESV Weil oder auch Klaus Geigers Schaffen in Istein. Jedoch müssten dann die ambitionierten Turner auch am Ball bleiben, über den Juniorenbereich hinaus fleißig trainieren und dann in den Aktivbereich wechseln. Bär weiß genau: „Bei zehn Turnern, die bei den Schülern beginnen, sind nach einem Jahr noch fünf übrig geblieben, nach drei Jahren nur noch drei und am Ende ist es vielleicht einer, der dabei bleibt.“

Das Kunstturnen im Ligabereich befindet sich im „Tiefschlaf“, wie Bär feststellt. Vielleicht, so gibt er die Hoffnung nicht auf, könne es irgendwann einmal wieder „aufgeweckt“ werden. Er selbst sei jetzt „hobbylos“, stellt Bär fest. Wobei: Ganz seine Finger vom Turnen kann er nicht lassen. „Ich biete freitags in Istein ein Training für die Jungs an. Wer Interesse hat, kommt mit“, so Bär, der sich an Zeiten erinnern kann, als drei Teams auf hohem Niveau an die Geräte gingen – in der Bezirks-, Ober- und Regionalliga.

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