Von Mirko Bähr Stuttgart/Lörrach. „Out“ – mit einem lauten Ruf unterbricht der Mann an der Linie den Ballwechsel. Der Stuhl-Schiedsrichter nickt zustimmend und hebt dann den Daumen. Alles richtig gesehen. Meistens, so unterstreicht die Statistik, liegen die Linienrichter richtig. Einer von ihnen ist Daniel Röder. Der Lörracher ist am Wochenende, 7. und 8. Februar, wieder im Einsatz. Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Sabine Lisicki und Julia Görges erwarten in der Stuttgarter Porsche-Arena in der ersten Runde des Fed Cups Australien um Topspielerin Samantha Stosur. Röder, der selbst den Schläger schwingt und für Bad Säckingen in der Oberliga aufschlägt, freut sich schon auf die „Länderspiel-Atmosphäre“. Davis-Cup- oder Fed-Cup-Einsätze seien schon allein deshalb etwas Besonders, meint er. Seit 15 Jahren gehört Röder zum Pool von Linienrichtern, die Mitglied in der Deutschen Tennis Schiedsrichter-Vereinigung sind. Der 30-Jährige bewirbt sich im Durchschnitt zu zwei Tennis-Anlässen im Jahr. Gerne war er im Düsseldorfer Rochusclub mit von der Partie, als dort noch der World Team-Cup ausgetragen wurde. Dieses Turnier wurde aber aus dem ATP-Kalender gestrichen. Aber auch das Event am Hamburger Rothenbaum gehört zu seinen Favoriten. „Da möchte ich dieses Jahr dabei sein. Es kommt darauf an, ob ich zu diesem Zeitpunkt auch Urlaub nehmen kann“, erklärt Röder, der als IT-Projektmanager in Zürich arbeitet. Seine ersten Meriten als Linienrichter verdiente er sich in Basel bei den Swiss Indoors, als Röder mit 16 Jahren nach vielen Jahren als Ballbub in ein so genanntes Junior-Team aufgenommen wurde. „Es schadet nicht, wenn man die Tennisregeln kennt“, grinst Röder. Von Vorteil sei sicher auch, wenn man selbst aktiv sei und man ein Spiel lesen könne. „Allerdings gibt es auch Kollegen, die erst durch den Job an der Linie zum Tennissport gefunden haben“, weiß Röder. Seit 2006 gibt es das „Hawk-Eye“ (Falkenauge), ein computergestütztes System, das Spieler im begrenzten Rahmen zur Überprüfung einer Entscheidung zur Verfügung steht. Stehen jetzt die Linienrichter unter noch größerem Druck" „Nein. Aber es ist ein gewisser Nervenkitzel, wenn deine Entscheidung überprüft wird“, sagt Röder und verweist auf die Statistik, die besagt, das die Linienrichter in gut 80 Prozent der Fälle richtig gelegen hätten. Gar 100 Prozent richtig lag Daniel Röder vor ein paar Jahren einmal bei einem Sandplatz-Spiel von Australien-Open-Halbfinalist Tomas Berdych, als er die Aufschlaglinie des Tschechen unter die Lupe nehmen musste. „Berdych war nicht so glücklich mit meinen Entscheidungen. Der Schiri musste sechsmal vom Stuhl runter, sechsmal gab er mir recht. Das hat Berdych gar nicht gepasst“, erinnert sich Röder noch ganz genau. Zumal er dann wenig später bei einer Pause, als er neben den Spielerbänken hinter dem Schiedsrichterstuhl die neuen Bälle aus der Verpackung holte, eine Plastikflasche an die Schulter geworfen bekam. „Ich gehe davon aus, dass Berdych einfach schlecht gezielt und den Mülleimer verfehlt hat“, kann Röder über diese Begebenheit schmunzeln. Der 30-Jährige freut sich auch wieder auf seine Linienrichter-Kollegen. „Egal, wo du bist, man sieht immer die selben Gesichter. Wir sind schon so etwas wie eine kleine Familie“, sagt Daniel Röder. Bei einem Städtetrip nach Budapest stand Röder einmal zufällig unter der Wohnung eines Kollegen, just in dem Moment, als beide miteinander telefonierten. „Wir haben ein Eis gegessen und ich wurde mit Local-Tips versorgt.“ Ganz ohne Nervenkitzel.