Lörrach. Wenn Katja Breitenfellner und Marc Brachlow freitags nach einer anstrengenden Schulwoche nach Hause kommen, wartet auf sie statt Freizeit die – wenn auch keineswegs lästige – Pflicht. Dann schwingen sie sich auf ihr Rennrad und trainieren für den sportlichen Erfolg. Pro Woche verbringen sie im Schnitt zwölf Stunden auf dem schnellen Sportgerät, im Jahr dürften es 10 000 Kilometer Strecke sein, die sie zurücklegen. Dieses Trainingspensum hat sich für Katja Breitenfellner bereits ausgezahlt. Die 17-Jährige aus Binzen, die für den RSV Öschelbronn (bei Stuttgart) startet, wurde bereits Deutsche Meisterin im Punktefahren auf der Bahn und ist derzeit eine von acht Kaderfahrerinnen des Junioren-Nationalteams im Bund Deutscher Radfahrer (DBR). Marc Brachlow (17), in Diensten des RSV Trompeter Bad Säckingen unterwegs, ist spezialisiert auf Straßenrennen und hat bereits am Arlberg-Giro von St. Anton teilgenommen. Nebenbei, möchte man sagen, sind beide aber eben auch noch ganz normale Schüler, die gerade dabei sind, am Technischen Gymnasium in Lörrach ein gutes Abitur zu machen. Die Doppelbelastung ist nicht immer leicht zu meistern Wenngleich die Radsportbegeisterung der beiden ungebrochen ist, so ist die Doppelbelastung Schule und Sport nicht immer leicht zu meistern. Gerade im Winter kommen neben den regelmäßigen Ausdauerfahrten noch Krafttraining und Jogging dazu. Dies sieht ein strenger Trainingsplan vor. Auch Ernährungsempfehlungen und eine regelmäßig vorgenommene Leistungsdiagnostik verlangen viel Disziplin. Selbstorganisation scheint hier der einzige Lösungsweg zu sein. Zur Vereinbarkeit von Schule und Leistungssport meint Katja Breitenfellner: „Natürlich sind die Möglichkeiten, regelmäßig Zeit für’s Lernen und anderen Schulvorbereitungen aufzubringen, bei mir definitiv eingeschränkt. Ohne einen klar strukturierten Tagesablauf funktioniert es gar nicht.“ Das professionelle Radfahren müsse man allerdings auch als Ausgleich betrachten, der die nötige Balance herstelle, merkt die 17-Jährige an, die in ihrem Metier als Allrounderin gilt. „Mir bereiten zu viele schulische Termine auf einmal Probleme, vor allem, wenn sich unverhofft etwas ändert und den Terminplan durcheinanderwirbelt“, wirft Marc Brachlow ein. Und wie muss man sich die Vorbereitung auf die Schule konkret vorstellen" „Es passiert häufig, dass ich auf der Fahrt im Teambus durch Deutschland für die Schule lese.“ Neulich auf dem Weg zum Wettbewerb ins brandenburgische Cottbus sei es wieder so gewesen, erklärt Katja Breitenfellner. Dieser sportliche Einsatz hat natürlich auch Einfluss auf private Beziehungen. Mit Freunden kommunizieren beide noch häufiger über digitale soziale Netzwerke, als es ihre Generation sowieso schon tut. Wie aber geht man in einer Partnerschaft damit um" Dazu Beitenfellner: „Das ist eigentlich ganz einfach. Damit wir uns sehen können, kommt mein Freund einfach mit zum Training.“ Schule unterstützt ihr spezielles Engagement Als äußerst angenehm empfindet die Binzenerin die Tatsache, dass die Schule ihr spezielles Engagement unterstützt. „An manchen Wochenenden erhalte ich beispielsweise am Freitag ganz unbürokratisch eine Freistellung für den Sport“, so Katja Breitenfellner. Ob die beiden dem Radsport später auch beruflich verbunden sein werden, ist derzeit noch nicht abzusehen. „Radprofi zu sein bedeutet ja nicht automatisch, viel Geld zu verdienen. Es kann aber sein, dass ich Sportwissenschaften studieren werde“, verrät die angehende Abiturientin. Für Marc Brachlow, der sich ebenso wie seine Sportkollegin für das Profil Technik und Management an der Schule entschieden hat, wird es wohl mehr in Richtung BWL oder Maschinenbau gehen. Für ihn stehen aber demnächst erst einmal die Landesmeisterschaften an. Katja Breitenfellner muss sich dagegen auf WM-Teilnahmen in den USA und Kasachstan vorbereiten. Auf dem Flug dorthin wird sie sicher wieder ihre Schullektüre dabei haben.