Sportmix Mit einem Ohrwurm über den Pass

Die Oberbadische
Sie würden es wieder tun: Die vier Rennläufer vom Skiverband Schwarzwald, Luis Wohlschlegel (SZ Rheinfelden), Tobias Gritsch (SC Waldshut), Philipp Streich (SC Kandel) und Ferdinand Löffler (WSG Feldberg), legten in sechs Tagen mit dem Mountainbike stolze 372 Kilometer und 12 180 Höhenmeter zurück. Fotos: zVg Foto: Die Oberbadische

Vier SVS-Jugendläufer auf dem Transalp von Landeck nach Torbole / Anstrengend, aber keine Qual

Von Kaja Wohlschlegel

Das eingeschränkte Naturerlebnis in der Neusser Skihalle gab wohl den Anlass für die (toll-) kühne Idee, im Sommer mit dem Mountainbike die Alpen zu überqueren. Kondition für die kommende Rennsaison bolzen gerne, aber bitte vor einzigartiger Kulisse, das sagten sich vier 17- bis 19-jährige Kaderläufer des Jugendteams im Skiverband Schwarzwald (SVS).

Kandern. Tobias Gritsch (SC Waldshut), Ferdinand Löffler (WSG Feldberg), Philipp Streich (SC Kandel) und der Kanderner Luis Wohlschlegel (Skizunft Rheinfelden) fingen also an, ihre einwöchige Tour akribisch zu planen.

Von Landeck aus machte sich das SVS-Team an einem Sonntag im August auf den 372 Kilometer langen Weg. Vor den Jungs lagen 12 180 Höhenmeter, 13 Almen und sieben Pässe – verteilt auf sechs Etappen. Am Ende wollten die vier Freunde dann am Freitag darauf wohlauf in Torbole am Gardasee einrollen.

Das Tagesziel der ersten Etappe war die Heidelberger Hütte, weit oberhalb von Ischgl. Die Mountainbiker transportierten ihre Siebensachen im etwa acht Kilo schweren Rucksack. Das Packen erfolgte nach dem Motto: Eingesteckt wird nur das Nötigste, denn alle muffeln gleich.

Das Gewicht war gerecht verteilt: Der eine hatte Duschgel, der andere Zahnpasta, der dritte ein Erste-Hilfe-Kit und der vierte eine Rei-in-der-Tube. Tobi Gritsch jedoch zog auf der Hütte gleich die ungläubigen Blicke der anderen alpinen Gäste auf sich, als er in schicker Hose, sogar mit Gürtel (!), beim Abendessen erschien.

Drei Etappenziele später drehte er den Spieß um. So war die dringende Nahrungsaufnahme nur in einem Vier-Sterne-Restaurant möglich und Gritsch erschien stilsicher in eben diesem feinen Zwirn. Er genoss sichtlich, wie Küchen- und Servicebrigade seine drei Kollegen abschätzig von oben bis unten taxierte, die in Badelatschen und Jogginghose zu tafeln gedachten. „Ein Wunder, dass sie von uns keine Vorauskasse verlangt haben“, lacht Wohlschlegel ob ihres leicht verwegenen Äußeren.

Am eindrucksvollsten beschrieben die vier Athleten den Rundblick vom 3200 Meter hohen Madritsch-Joch, dem höchsten mit dem Rad befahrbaren Alpenpass. Von Sulden am Ortler aus waren sie am dritten Tag gestartet, kurbelten sich dann 2000 Höhenmeter hinauf, über zum Teil extrem steile Trails, bis das gewaltige Alpenpanorama die Jungs für die Mühsal und ein paar brenzlige Passagen entschädigte.

Schon tags zuvor in der Uina-Schlucht hatte es gefährliche Stellen gegeben. „Da haben wir besser nicht groß darüber nachgedacht, was wohl alles passieren kann“, erzählt Löffler.

Der Weg wurde im Ersten Weltkrieg in die fast senkrechte Felswand gehauen und mit einem Drahtseil gesichert. Hier war nur Schieben in geduckter Haltung möglich. Mit der einen Hand am Stahlseil, mit der anderen das Bike schiebend, bewegte sich das Team auf dem schmalen Trail voran.

Gab es auch Momente, an denen man das Bike am liebsten den Abgrund hinuntergepfeffert hätte? „Überhaupt nicht“, sagen alle vier wie aus einem Mund. Die Tour sei anstrengend gewesen, aber nie zur Qual geworden, betonen sie. Meistens habe sie ein Ohrwurm begleitet, wenn sie sich über Stock und Stein den Berg hinauf gekurbelt hatten. Und bergab war ohnehin volle Konzentration gefordert.

Während Tobi erzählt, er habe sich teilweise richtig im „Tunnel“ verloren und um ihn herum gar nichts mehr wahrgenommen, berichten Streich und Wohlschlegel, wie sie immer wieder auch die Schönheit der Landschaft in sich aufgesogen hatten.

Morgens um sieben ging’s zum Frühstück, gegen acht Uhr schwang sich das Team aufs Bike, oft noch bei Temperaturen um den Null-Punkt. Doch bis zur Mittags-Jause hatte die Sonne ihre volle Kraft entfaltet, und in oft sengender Hitze begann dann nach sechs- bis achtstündiger Fahrzeit die Suche nach dem Nachtquartier. Die Menschen haben ihnen gerne Quartier gewährt: „Eine Frau war sogar so nett und hat uns über Nacht die Wäsche gewaschen“, erzählt Streich.

Am letzten Tag brachen die Jungs in der Früh in Dimaro auf. Die Route führte hinauf nach Madonna di Campiglio, weiter nach Stenico und nach 97 Kilometern passierten sie rund sieben Stunden später das Ortsschild von Torbole.

Hand auf’s Herz: Würden sie wieder einmal eine solche Tour unternehmen: „Auf jeden Fall“, sagen alle vier, „aber jetzt machen wir erst ’mal Pause!“

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