Von Gerd Lustig Weil am Rhein/Stuttgart. Das Gröbste hat er inzwischen hinter sich. Doch der Kunstturner Christian Auer aus Weil ist noch lange nicht da, wo er vor seiner schwierigen Verletzung mal war. Der 21 Jahre alte Sportler, der 2012 wegen der besseren Turnerperspektive vom ESV Weil zum MTV Stuttgart wechselte, sieht jetzt allerdings wieder Licht am Ende des Tunnels. Gerade hat er nach rund zehnmonatiger Abstinenz einen prestigeträchtigen Wettkampf in Freiburg gewonnen. An der Seite der ebenfalls in der Bundesliga aktiven Marleen Leveringhaus (TG Karlsruhe-Söllingen) schaffte er an den Geräten Pferd, Sprung und Barren souverän den Sieg. „Doch mein turnerischer Anspruch liegt deutlich höher“, sagt Auer. Bis er aber wieder an die früheren Leistungen vor allem am Barren und an den Ringen anknüpfen kann, ist es noch ein weiter Weg. Nachdem die Schmerzen in der Schulter immer größer geworden waren, und er auch seit November 2013 keinen Wettkampf mehr bestritten hat, entschied er sich Ende Januar zur Operation in der Charity in Berlin. Alles ist zwar soweit gut verlaufen, auch in Sachen Reha liegt er gut im Rennen. „Doch einem Sportler kann es nie schnell genug gehen“, skizziert er die Lage. Denn Geduld, das sei nun mal nicht seine Stärke. Die und auch Disziplin sind aber allemal gefragt. Dreimal die Woche heißt es für den Sportsoldaten Christian Auer harte Reha, dazu ein weitestgehend normales Turntraining. „Da halte ich mich natürlich auf Anraten meiner Ärzte noch ein wenig zurück“, gesteht das B-Kader-Mitglied. Denn nichts wäre schlimmer für ihn als die insgesamt gut verlaufende Rehabilitation durch ein Zuviel beim Training in Frage zu stellen. In zwei bis drei Monaten will der 21-Jährige aber wieder voll da sein. „Ziel ist es, dann wieder einen echten Sechskampf zu absolvieren“, sagt er. Seine Mannschaft vom MTV Stuttgart startet zwar schon am 18. Oktober in die neue Saison, zunächst einmal ohne ihn. „Na ja, vielleicht kann ich an dem einen oder anderen Gerät dabei sein“, hofft er. Nicht dabei sein konnte er gleichwohl bei der Turn-DM im Sommer, und das quasi vor seiner Haustür in Stuttgart. „Das hat schon sehr weh getan, nicht selbst mitmachen zu dürfen“, gesteht der Geräteturner. Hingegangen zum Zugucken ist er natürlich. „Wenn man die anderen dann sieht, wiegt so eine Verletzung wie bei mir natürlich doppelt schwer“, so Auer. Aber auch aus anderem Grund ist es für den 21-Jährigen derzeit schwer: Sollte der Sportsoldat nämlich bis Jahresende nicht den B-Kader leistungsmäßig halten können, dann würde er auch aus der Sport-Fördergruppe der Bundeswehr rausfliegen. Er würde in diesem Ernstfall dann aber nicht sogleich mit dem Kunstturnen aufhören, denn schließlich könne er es ja zu einem späteren Zeitpunkt erneut in den Kader schaffen. Noch will er sich über dieses etwaige Szenario keine Gedanken machen, erst einmal müsse es ja dazu kommen. Gleichwohl denkt er natürlich an seine Zukunft und will im nächsten Jahr ein Studium aufnehmen. „Ich muss mir einfach schon mal ein neues Standbein aufbauen“, erklärt Christian Auer. Schließlich könne er Kunstturnen auf Top-Niveau ja nicht ewig ausüben.