Weil am Rhein (db). Kann man sich selbst führen" Ja, aber Selbstcoaching hat Grenzen, man braucht auch vertrauensvolle Menschen, die einem den Spiegel vorhalten, weiß Michael Groß: „Und am Ende des Tages, muss man schon für sich selbst entscheiden, in welche Richtung man weitermarschiert.“ Der mehrfache Olympiasieger, Welt- und Europameister, der als erfolgreichster deutscher Schwimmsportler gilt, sprach auf Einladung des Lörracher Anwaltvereins am vergangenen Dienstag Abend auf dem Vitra Campus zum Thema „Umgang mit Sieg und Niederlage“. Seine Schwimmerkarriere beendete Michael Groß im Jahre 1991, er hatte sich parallel dazu ein akademisches Standbein aufgebaut. Er studierte Germanistik, Politologie und Medienwissenschaften und promovierte 1994, ist heute Unternehmensberater und Dozent an der Frankfurt School of Finance & Management im Bereich Personalführung und Unternehmenskultur. 2013 veröffentlichte er ein Fachbuch, in dem er Ratschläge für Eigenmotivation, Karriereplanung und Selbstführung gibt. Jeder könne eine Leistung bringen, die für einen persönlich als emotionaler Erfolg so viel wert sei wie ein Olympiasieg, ist sich Michael Groß sicher. Vieles aus dem Sport lasse sich dabei durchaus auch auf die Berufswelt übertragen. Im Sport freilich liege im Sinne von Sieg oder Niederlage der Vorteil, dass man Ergebnisse sehen und messen könne. Doch auch hier gebe es oft mehrere Ebenen: Etwa die persönliche Bestzeit, auch wenn es im direkten Vergleich mit anderen nicht zum Gewinnen reiche. Hindernisse seien zum Überwinden da, eine Chance, sich durchzuboxen und zu verändern: „Gerade Dinge, die schwerfallen, helfen uns dabei, dauerhaft flexibler zu sein.” Bei jedem Wettkampf fange es wieder von vorne an: “Was vorher war, spielt keine Rolle. Man muss immer wieder neu überzeugen, überraschen, und mehr als das Erwartete zeigen.” Rückschläge, sei dies durch Niederlagen oder Verletzungen, gehörten zum ewigen Wechsel von Höhen und Tiefen dazu, meinte Michael Groß. Nach einem verlorenen Wettkampf zu hören „ist doch nicht so schlimm“, sei zwar gut gemeint, aber kein Trost. Wichtig sei indes, nach der Trauer auch wieder durchzustarten und sich nicht auf Dauer im Kreis zu drehen. Und sich generell bei Fortschritten, und seien sie noch so klein, selbst zu belohnen, sich etwas gönnen oder schenken. Er empfahl, neugierig zu bleiben, sich Ziele zu setzen, den Moment zu schätzen, nie damit aufzuhören, zu beginnen und sich verbessern zu wollen. Es sei ein Trugbild zu glauben, man hätte die perfekte Lösung. Irgendwann kommt immer jemand, der eine bessere Idee hat.” Seinen Vortrag schloss Groß mit einer Erkenntnis des Philosophen Seneca: Nicht weil etwas schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. „Man könnte sagen, das ist so etwas wie ein Lebensmotto für mich”, bekannte er. Über den weiteren Verlauf der Veranstaltung mit Podiumsdiskussion und Fragerunde berichten wird auf der Lokalseite Weil am Rhein.