Von Uli Nodler Bad Säckingen. Favoritensturz im Wolkenbruch. Das Elite-Rennen der Damen endete gestern bei der Cross-Country-DM der Mountainbiker im Rahmen der Bosch Gold Trophy Sabine Spitz in Bad Säckingen mit einer faustdicken Überraschung. Nicht die Seriensiegerin und Lokalmatadorin Sabine Spitz (Murg-Niederhof/Haibike Pro Team) riss auf dem Zielstrich jubelnd die Arme in die Höhe, sondern ihre Teamgefährtin Adelheid Morath. Die Freiburgerin fuhr auf der durch die heftigen Regenfälle am Sonntag extrem anspruchsvollen Strecke ein grandioses Rennen und ließ der Olympiasiegerin auf ihrem Heimkurs keine Chance. Es ist ihr erster deutscher Meistertitel. In Bad Säckingen schaffte die Einheimische Helen Grobert (Remetschwiel/Focus XC Team) endgültig den Durchbruch, zählt mit ihrem dritten Platz bei dieser deutschen Meisterschaft nun zur nationalen Spitze der Elite-Frauen. Die 22-Jährige heizte den Arrivierten mächtig ein. Keine Frage: Dem Ausnahmetalent gehört nicht nur national, sondern sicher auch international die Zukunft. Grobert hätte bei dieser DM noch bei der U 23 mitfahren können. Doch die Remetschwielerin suchte bei den Elite-Frauen die Herausforderung. Die hat sie nun im strömenden Regen von Bad Säckingen mit Bravour bestanden. DM-Titel für Markus Schulte-Lünzum Bei den Männern heißt der neue Deutsche Meister Markus Schulte-Lünzum. Es war zunächst Titelverteidiger Moritz Milatz (32), der von Beginn an das Tempo bestimmte. Der Freiburger konnte sich gemeinsam mit Schulte-Lünzum absetzen. In den Anstiegen war Milatz der Stärkere, der 23-Jährige aus Haltern am See konnte in den technischen Passagen jedoch immer wieder die kleinen Lücken schließen. Dahinter versuchte sich Manuel Fumic „mit schlechten Beinen“ über Wasser und den Abstand in Grenzen zu halten. Er blieb bis zur Hälfte des Rennens auf Schlagdistanz. In der vierten von sechs Runden endete Milatz’ Traum vom fünften Titel. In einer Abfahrt musste er in die Büsche. Der Sturz selbst war harmlos, („mir ist nichts passiert“), doch die Folgen waren drastisch. Die Halterung vom Schalthebel war abgebrochen. Keine Chance zur Reparatur, keine Chance weiterzufahren. Total enttäuscht gab Milatz das Rennen auf. „Ich fasse es nicht“, schüttelte der frustrierte Milatz den Kopf. Mit seinem Albtraum begann der Traum von Schulte-Lünzum wirkliche Konturen anzunehmen. Der Abstand zu Manuel Fumic wuchs an und der West-Münsterländer steuerte auf seinen ersten Titel in der Elite-Kategorie zu. Am Ende hatte er 1:46 Minuten Vorsprung auf Manuel Fumic. Spitz: „Heute hat es nicht gereicht“ „Heute hat es nicht gereicht. Im Rennen hatte ich mit Magenproblemen zu kämpfen. Das hat mich aus dem Rhythmus gebracht. So konnte ich meine Leistung auch nicht vollumfänglich abrufen. Das soll aber nicht die großartige Leistung von Adelheid schmälern. Sie war heute superstark“, kommentierte Sabine Spitz ihren zweiten Platz. Eine ungewohnte Platzierung für die Abonnement-Meisterin, die in den zurückliegenden 13 Jahren zwölfmal Deutsche Meisterin geworden war. Angesichts der sintflutartigen Regenfälle entschlossen sich die Verantwortlichen,die zu absolvierende Strecke bei den Eliterennen um jeweils eine Runde zu verkürzen. Zudem wurde eine bei diesen Verhältnissen zu gefährliche Strecken-Passage gestrichen. Helen Grobert, die nach dem Startschuss wie von Furien gehetzt losstürmte, Adelheid Morath und Sabine Spitz setzten sich schon auf der ersten Runde vom übrigen Feld deutlich ab. Grobert führte sogar nach der ersten Runde knapp vor Morath und über 20 Sekunden vor Spitz. In der zweiten Runde dann übernahm Morath das Kommando, ging an Grobert vorbei und setzte sich ab. Weder Spitz noch Grobert konnten das Höllentempo mitgehen. Der Vorsprung wuchs und wuchs. Eingangs der letzten Runde hatte die 29-jährige Freiburgerin schon fast eine Minute Vorsprung auf die beiden Verfolgerinnen. Spitz und Grobert lieferten sich dahinter ein spannendes Duell mit etlichen Platzwechseln. Schließlich entschied die 42-jährige Spitz den Zweikampf an der letzten Steigung zu ihren Gunsten und verwies Grobert auf Rang drei. Grobert: „Ich wollte aufs Podium“ Die Remetschwielerin, unlängst Dritte der U 23-Europameisterschaft, war aber im Ziel happy über diese Platzierung: „Ich wollte aufs Podium. Das habe ich geschafft. Ein großartiges Gefühl ist es, wenn man sieht, dass man von diesen großen Gegnerinnen nicht mehr weit weg ist“, jubelte Helen Grobert, die vor einer Woche in Lenzerheide Spitz sogar geschlagen hat. „Dieses Podium ist Weltklasse, kommentierte ein begeisterten Bundestrainer Paul Schaupp den Ausgang des Frauen-Rennens. Die strahlende Siegerin Adelheid Morath realisierte erst im Ziel, was sie vollbrachte hatte. Dann brach es aus ihr heraus: „Ein Traum ist wahr geworden. Ich bin stolz, happy und danke allen, die mir geholfen haben.“ Unterwegs wurden Mensch und Material auf eine harte Probe gestellt. Dreckverschmierte Gesichter, an einem Rad gingen fast gleichzeitig Sattel und Bremse entzwei. Platte Reifen gehörten zur Tagesordnung. War das zu schwierig" Für Sabine Spitz, die Olympiasiegerin von Peking, war das aber kein Thema: .„Alles war absolut fahrbar. Wir betreiben einen Outdoor-Sport und wollen keine betonierten Straßen.“ Das Junioren-Rennen der Nachwuchs-Wettbewerbe am Samstag war hochkarätig besetzt. Mit David Horvath aus Reutlingen war es der Deutsche Vizemeister, der am Ende ganz oben auf dem Treppchen stand. Horvath startete in der zweiten Runde ein Solo, nachdem der EM-Zweite Luca Schwarzbauer aus Nürtingen gestützt war. Der Deutsche Meister musste in der vorletzten Runde auch noch das Hinterrad wechseln, so dass er vorübergehend auf Rang vier zurückfiel und das Ziel dann hinter dem Neuseeländer Jack Compton als Dritter (+1:54 Minuten) erreichte. Horvath leistete sich zwar auch noch einen kleinen Sturz, bei dem sein Sattel anbrach, doch das konnte seinen Sieg mit 59 Sekunden Vorsprung nicht gefährden. Im Schülerrennen siegte Lars Hemmerling (St. Ingbert), der auf dem Kurs seinen Spaß hatte und sich schadlos hielt für die Enttäuschung bei der Deutschen Meisterschaft. In Hausach musste er auf Silber-Kurs aufgeben. Sören Schneider vom (RSV Rheinfelden) wurde mit 4:31 Minuten Rückstand Zweiter vor Florian Brengartner (SV Kirchzarten/+8:25).