Steinen-Schlächtenhaus (sat). Auch den Gesichtern der Bürger der Ortsteile Steinens war in der Infoveranstaltung des Zweckverbands Breitbandversorgung eine gewisse Ratlosigkeit abzulesen. Nachdem die Firma Stiegeler Internet Services aus Schönau die Verträge für die Nutzung des WLAN-Netzes gekündigt hatte, haben einige Bürger – je nach Vertragslaufzeit – noch dieses Jahr kein Internet mehr. Der Zweckverband zeigte am Donnerstag in der Steinberghalle Übergangslösungen auf. „Wie ist eine Netzabschaltung von heute auf morgen möglich"“, fragte ein Bürger. Ein anderer fand die ganze Situation einfach nur „frustrierend“, er sei schon alleine aufgrund der Arbeit aufs Internet angewiesen. Verbandsgeschäftsführer Paul Kempf erklärte, dass man vor sieben Jahren, als die Verträge mit der Schönauer Firma abgeschlossen wurden, nicht an Zweckbindungsfristen gedacht habe. Man konnte damals noch nicht sagen, wann das Breitbandnetz kommen wird. Das DSL-Funknetz von Stiegeler war als Übergangslösung gedacht – nun brauche man erneut eine Übergangslösung. Anselm Willig, der in Todtnau eine Firma für Netzwerk-, Hardware- und Multimedia-Lösungen betreibt, zeigte den Bürgern Alternativen auf: Möglich wäre die Umstellung auf das LTE-Netz. Da dies aber gerade im ländlichen Raum keine vollständige Abdeckung aufweise, empfahl er eine Satellitenlösung, die zwar wie alle Funktechnologien volumenbegrenzt sei, aber immerhin bis zu 20 Mbit pro Sekunde liefere. Einige Bürger berichteten von schlechten Erfahrungen, die sie mit Satellitenempfang gemacht haben. Ein Bürger sagte, dass er gerade mal zwei Mbit pro Sekunde hatte. In solchen Fällen könne man ohne Probleme den Vertrag kündigen – bei Satelliteninternet gibt es keine Mindestvertragslaufzeit – und in eine andere sogenannte Zelle wechseln, die schnelleres Internet liefere. „Ich versichere, dass das auch nicht schlechter sein wird als das WLAN, das Sie bisher hatten“, sagte Paul Kempf. Ein Thema war auch der Zeitpunkt der Netzabschaltung des Internetversorgers. Je nach Vertragslaufzeit haben die Kunden des Internetanbieters unterschiedliche Kündigungsfristen. Bürgermeister Gunther Braun betonte, dass er im Kontakt mit der Firma Stiegeler stehe und diese darum gebeten habe, den Bürgern entgegenzukommen. Dennoch betonte er, dass es grundsätzlich nicht Aufgabe der Gemeinde sei, die Bürger mit Internet zu versorgen. Paul Kempf informierte an dem Abend auch über den aktuellen Stand des Breitbandausbaus. Man benötige von den Bürgern Bedarfsnachweise – speziell von den Gewerbetreibenden – um einen Förderantrag einreichen zu können. Wenn dies reibungslos funktioniere, könne man im kommenden Jahr von Wieslet über Weitenau nach Schlächtenhaus graben und eine Ortsnetzversorgung aufbauen. Paul Kempf betonte mehrfach, dass der Aufwand im ländlichen Raum aufgrund der niedrigen Siedlungsdichte und der hohen Grabungskosten besonders aufwendig ist. Bei Baubeginn würden dann Hausanschlussverträge verteilt. Für jedes Haus sei ein Anschluss vorgesehen. Wenn dieser nicht gewünscht sei, werde das vorgesehene Leerrohr einfach an der Grundstücksgrenze abgelegt. Ein solches Verfahren brauche zwar mehr Zeit, sei aber nachhaltiger, erklärte Kempf. Damit das Netz sich selbst trägt, brauche man eine hohe Anschlussrate. Ab der Grundstücksgrenze zahlt jeder Bürger selbst – für den ganzen Landkreis gibt es einheitliche Preise. Bis zu 15 Meter Grabung zahlt man 600 Euro. Wer ein größeres Grundstück bewohnt, könne, um Kosten zu sparen, auch selbst graben oder beispielsweise bei Arbeiten an der Wasserleitung gleich Leerrohre mitverlegen. „Glasfaser ist die Technologie, auf die man setzen muss“, sagte Kempf. Er rechnet damit, Anfang 2017 den Netzbetreiber bekannt geben zu können. Mit der Breitbandversorgung werden in allen Ortsteilen Internetgeschwindigkeiten von 50 Mbit pro Sekunde verfügbar sein.