Steinen „Der Honig ist ein schönes Nebenprodukt“

Markgräfler Tagblatt

Rainer Eiche über die Hobbyimkerei, den Naturschutz und die Behandlung von Bienenstichen

Steinen-Höllstein. Der wohl schönste Teil der Imkerei ist wohl, den Honig zu ernten. Für die meisten Menschen sind Bienen noch immer mehr oder weniger Honiglieferanten. Dabei sind die kleinen Tierchen weit mehr. Mit ihrem Flug von Blüte zu Blüte sichern sie den Menschen einen Großteil der Nahrung. Mit dem Höllsteiner Hobbyimker Rainer Eiche vom Imkerverein Kleines Wiesental sprach unser Redakteur Harald Pflüger.

Herr Eiche, wann sind Sie zum letzten Mal von einer Biene gestochen worden?

Ich werde eigentlich regelmäßig gestochen, aber damit habe ich keine Probleme. Bienen stechen nicht, weil sie uns ärgern wollen, sondern weil sie sich gestört fühlen. Dazu gibt es einen Spruch: „Wenn dich mal eine Biene sticht, so geh vorbei und schimpfe nicht, bedenke nur, dass du es bist, der störend hier im Wege ist.“ Viele Leute können auch Bienen und Wespen schwer voneinander unterscheiden.

Wie kann man den Unterschied zwischen Bienen und Wespen feststellen?

Wespen sind länger und schlanker als Bienen, nicht behaart und schwarz-gelb wobei das Gelb hell leuchtend ist.

An Essenstischen findet man fast immer Wespen. Besonders süße Speisen wie Kuchen oder Marmelade, aber auch Fleischgerichte und Getränke, locken Wespen an. Bienen fühlen sich dadurch überhaupt nicht angezogen - eine Ausnahme ist der Honig.

Eine Bedrohung sind die Wespen auch für Sie?

Mit Wespen haben wir als Imker dieses Jahr besonders zu kämpfen. Wespen räubern Bienenstöcke aus und vernichten so viele Bienenvölker.

Zurück zur Biene. Als Imker bleiben „Bienenstiche“ wohl nicht aus?

Man kann das Risiko gegen Null reduzieren, indem man den Körper mit spezieller Schutzkleidung schützt. Bienen sind heute auch viel sanftmütiger als früher. Dadurch kann man sich ihnen bei schönem Wetter auch in kurzen Hosen nähern. Und ein Bienenstich tut nicht so weh wie ein Wespenstich.

Haben Sie einen persönlichen Tipp zur Behandlung von Stichen?

Wichtig ist, die Stichstelle schnellstmöglich zu kühlen, indem man beispielsweise ein kühlendes Gel aufträgt. Wenn man weiß, dass man auf Bienenstiche allergisch reagiert – ich kenne da einen Imker - ist es wichtig, ein Notfallset dabei zu haben.

Wie sind Sie zur Imkerei gekommen?

Meine Frau, sie ist promovierte Biologin, betreibt mittlerweile auch Bienenforschung und ist seit diesem Jahr Vorsitzende des Imkervereins Kleines Wiesental. Sie und ich sind gleichzeitig zur Imkerei gekommen. Der Imkerverein Kleines Wiesental hat Jungimker gesucht. Meine Frau und ich stammen aus Bürchau und fühlen uns so dem Kleinen Wiesental verbunden. Ein Buch, das mir meine Frau über die Imkerei geschenkt hat, um mir zu zeigen, wie viel Arbeit dieses Hobby macht, hat genau das Gegenteil bewirkt. Heute haben meine Frau und ich ein tolles Hobby als Ausgleich zu unserem Beruf.

Wie wird man Imker?

Wir Hobbyimker – 99 Prozent der Imker in Deutschland sind Hobbyimker – belegen Kurse, wie sie etwa die Imkervereine Schopfheim und Kandertal anbieten. Darüber hinaus gibt es die Badische Imkerschule in Oberentersbach im Kinzigtal, an der man Tages- oder Wochenendkurse belegen kann. Vieles kann man sich aber auch anlesen, und dann gibt es noch Paten, die Jungimkern zur Seite gestellt werden. Darüber hinaus unterstützt die Gemeinde Kleines Wiesental Jungimker mit einem Gratis-Bienenvolk.

Wie sieht die Unterstützung der Gemeinde Steinen aus?

Honig kann man importieren, Bestäubungsleistung nicht. Die Gemeinde Steinen hat das erkannt. Mittlerweile unterstützt auch Steinen Jungimker wie die Gemeinde Kleines Wiesental und übernimmt die Kosten für ein Bienenvolk.

Wie viele Bienenvölker besitzen Sie?

Meine Frau und ich besitzen aktuell zehn Wirtschaftsvölker und 14 Ableger.

Was sind Wirtschaftsvölker?

Wirtschaftsvölker sind Bienenvölker, die auch Honig erzeugen. Ableger sind Jungvölker, die man bildet und hofft über den Winter zu bringen, damit aus ihnen im Folgejahr Wirtschaftsvölker werden. Eigentlich wollen wir nicht mehr als zehn Bienenvölker. Aber wir hatten im vergangenen Jahr einen Imker, dem 90 Prozent seiner Bienenvölker gestorben sind. Aus diesem Grund haben wir jetzt etwas mehr Völker.

Zehn Wirtschaftsvölker und 14 Ableger, das hört sich nach viel Arbeit an.

In der Zeit von April bis August haben wir einen zeitlichen Aufwand, der pro Woche bei zirka vier Stunden liegt. Die Völker sollten in der Zeit von April bis Ende Juni wöchentlich kontrolliert werden, ob alles in Ordnung.

Jungimker, die in der Regel mit zwei bis drei Völkern anfangen, haben einen zeitlichen Aufwand von zirka zwei Stunden pro Woche mit einem Imkerpaten zusammen. Wenn man sich in einem anderen Verein engagiert, ist der Aufwand sicher höher.

Als Imker ziehen Sie ja in erster Linie Nutzen aus der Natur. Sehen Sie sich auch als Naturschützer?

Die Frage ist falsch formuliert. Unser Augenmerk liegt nicht in erster Linie auf der Honigerzeugung. Wir haben im Imkerverein einen Slogan: „Ein Leben ohne Honig ist möglich, aber sinnlos, aber ein Leben ohne Bienen ist eigentlich nicht möglich.“ Wir wollen damit ausdrücken, dass der Mensch von der Biene abhängig ist. Nach dem Schwein und dem Rind ist die Biene das drittwichtigste Nutztier. So gesehen ist unser erstes Ziel nicht in erster Linie die Honigernte. Der Honig ist ein schönes Nebenprodukt, das natürlich gerne angenommen wird. In erster Linie geht es um die Bestäubungsleistung der Bienen.

Wie sehen die Lebensbedingungen für Bienenvölker im Wiesental aus?

Bei uns im Wiesental sind die Bedingungen besser als im Rebland, weil wir nicht die Monokulturen haben und dadurch weniger Pestizidbelastung. So gesehen haben es unsere Bienen recht schön, auch wenn die Lebensbedingungen von der (Höhen-)Lage nicht unbedingt besser sind.

Der Imkerverein Kleines Wiesental unterstützt ja die Kampagne „Blühender Naturpark Südschwarzwald“.

Ja, wir wollen die Lebensräume für Bienen vielfältiger gestalten. Dabei geht es darum, die Lebensräume nicht nur für Bienen, sondern auch für andere Insekten vielfältiger zu gestalten. Aber nicht nur der Imkerverein, sondern auch die Gemeinden Kleines Wiesental und Steinen unterstützen die Kampagne.

Den Bienen droht aber auch Gefahr von anderer Seite: Krankheiten. Die wohl bekannteste dürfte die Varroamilbe sein, die vielfach für Bienenvölkerverluste verantwortlich ist. Wie sieht die Situation im Wiesental aus?

Die Varroamilbe ist sicher eines der größten Probleme, aber das haben wir mit den Behandlungsmöglichkeiten im Griff. Was im Moment das größere Problem werden könnte, ist die Kirschessigfliege. Die betrifft nicht nur die Obstbauern, sondern auch uns Imker.

Was kommt bei Ihnen eher auf den Tisch: Blüten- oder Waldhonig?

Ich esse beides gerne. Dieses Jahr kommt vor allem Tannenhonig auf den Tisch, den man nicht jedes Jahr ernten kann.

Noch eine Frage zum Honig: Honig kristallisiert gerne, kann man das verhindern?

Das kann man bei der Herstellung verhindern, indem man den Honig eine gewisse Zeit rührt. Man nennt dies gelenkte Kristallisation. Im Übrigen ist die Honigkristallisation ein natürlicher Prozess. Kristallisierter Honig wird im Warmwasserbad wieder flüssig. Die Temperatur sollte aber nicht über 40 Grad betragen, sonst gehen die Enzyme kaputt.

An wen kann man sich wenden, wenn man mehr über das Imkern erfahren will?

Wer sich für das Imkern interessiert, darf gerne mit uns Kontakt aufnehmen unter der E-Mailadresse rainer.eiche@gmx.de, um mehr Informationen zu erhalten.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading