Steinen „Es war schön, mitgestalten zu können“

Markgräfler Tagblatt

Nach 22 Jahren wird mit Hans-Georg Koger Steinens dienstältester Ortsvorsteher verabschiedet

Von Harald Pflüger

Steinen-Hägelberg. Mehr als 30 Jahre lang hat Hans-Georg Koger das kommunalpolitische Geschehen Hägelbergs mitgeprägt, davon 22 Jahre lang als Ortsvorsteher. Am Donnerstagabend wird Koger in einer Feierstunde in der Waldschenke verabschiedet. Seine Nachfolge tritt Gabriele Kaiser-Bühler an. Mit Hans-Georg Koger hat unser Redakteur Harald Pflüger im Vorfeld der Verabschiedung gesprochen.

Die Kommunalwahlen im Mai zogen auch Veränderungen an der Spitze der Ortsverwaltungen mit sich. Einzig in Hüsingen geht Holger Sutter in seine zweite Amtszeit und ist somit dienstältester Ortsvorsteher Steinen. In Endenburg löst Daniela Trefzer Benjamin Leonhardt ab, in Schlächtenhaus Heinrich Stiefvater Werner Roßkopf, in Weitenau Freya Bachmann Horst Roser und in Hägelberg Gabriele Kaiser-Bühler Hans-Goerg Koger.

Herr Koger, seit 1. Oktober liegt die Verantwortung für den Ortsteil Hägelberg in den Händen Ihrer Nachfolgerin Gabriele Kaiser-Bühler. Wie fühlen Sie sich als Kommunalpolitiker im Ruhestand?

Einerseits erleichtert, wenn man so lange wie ich im Amt war. Andererseits war es für mich 22 Jahre lang selbstverständlich, aufs Rathaus zu gehen. Das Rathaus war sozusagen mein zweites Zuhause. So gesehen ist der Abschied aus der Kommunalpolitik schon ein Einschnitt. Im Großen und Ganzen ist es aber gut, dass nach so vielen Jahren jemand anders die Verantwortung übernimmt und ich mich anderen Dingen widmen kann. Die Euphorie der Anfangszeit ist verflogen und der Realität gewichen.

Liege ich falsch in der Annahme, dass Sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied von der Kommunalpolitik nehmen?

So ist es natürlich.

Was überwiegt? Die Freude, mehr Zeit für sich zu haben, oder das Bedauern darüber, nicht mehr mitgestalten zu können?

Es ist schon so, dass ich künftig mehr Zeit für mich und meine eigenen Interessen habe. Man war als Kommunalpolitiker in gewisser Hinsicht doch fremdbestimmt. Manche Dinge sind einem leicht von der Hand gegangen, weniger angenehme Dinge sind mir da schon schwerer gefallen. Insofern ist es schön, wirklich Zeit für mich zu haben.

Aber Sie werden  Ihrer Nachfolgerin mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn dies gewünscht wird?

Es ist so, dass ich mit meiner Nachfolgerin Gabriele Kaiser-Bühler seit ein paar Wochen zusammenarbeite und sie während der Sprechstunden anwesend war, um sich zu informieren. Seit ihrer Wahl zur Ortsvorsteherin durch den Gemeinderat in der vergangenen Woche wurde diese Zusammenarbeit intensiviert. Selbstverständlich stehe ich für Fragen weiterhin zur Verfügung, wenn dies gewünscht wird. Ich werde mich in das kommunalpolitische Geschehen allerdings nicht einmischen

Wenn Sie zurückblicken, worüber haben Sie sich am meisten gefreut?

Es war schön, etwas bewirken und mitgestalten zu können. Gerne erinnere ich mich auch an die Besuche bei Altersjubilaren und die Gespräche, die sich dabei entwickelt haben. Die Herzlichkeit, die mir bei diesen Besuchen entgegengebracht wurde, hat mich sehr gefreut. Dabei habe ich oft gehört, wie wohl sich Neubürger, darunter viele aus Norddeutschland, „In den Bergen“ fühlen. Sie fühlten sich glücklich, hier wohnen zu können.

Und was hat Sie besonders geärgert?

Weniger schön waren die Anfeindungen. Ich kann Kritik vertragen, wenn sie sachlich und nicht persönlich ist. Belastend waren auch Nachbarschaftsstreitigkeiten, bei denen ich zu vermitteln versuchte und am Ende doch machtlos war. Es ist schade, wenn man im Ort nicht in Frieden leben kann. Gut fand ich, wenn man sich nach sachlichen Auseinandersetzungen hinterher wieder zusammensetzen konnte.

Sie waren immer auch Ausgleich bemüht...

...klar.

Welches Projekt hätten Sie als Ortsvorsteher gerne noch abgeschlossen?

Bald nach Beginn meiner Amtszeit kam im Ortschaftsrat das Hallenprojekt zur Sprache; damals war in Schlächtenhaus die Steinenberghalle errichtet worden. Wie üblich haben sich damals die anderen Ortsteile zurückgehalten, wenn ein Großprojekt anstand. Danach haben wir unseren Wunsch nach einer neuen Halle vorgebracht und einen Förderverein gegründet. Gerne hätte ich das Projekt Dorfgemeinschaftshaus zum Abschluss gebracht. Aber es freut mich ungemein, dass der Gemeinderat vergangene Woche die überarbeitete Planung für das Dorfgemeinschaftshaus genehmigt hat.

Es gibt noch ein paar kleinere Sachen, die ich gerne erledigt hätte, die man aber nicht übers Knie brechen sollte, wie etwa die Panoramatafel an der „Schönen Aussicht“. Da fehlt uns noch eine gute Fotografie als Vorlage. Meine Nachfolgerin Gabriele Kaiser-Bühler wird dieses Projekt nun weiterverfolgen. Sie war es auch, die diese Panoramatafel angeregt hatte.

Dafür konnte aber der Orteingang aufgewertet werden.

Auf die Stelen sind wir im Naturparkprogamm gestoßen. Normalerweise stehen solche Stelen am Ortsein- und am Ortsausgang. Weil wir nur einen Ortseingang- und ausgang haben, habe ich die Idee gehabt, aus zwei Stelen ein Ensemble zu machen, auf denen Vereine und Ortschaftsrat auf Veranstaltungen hinweisen können. Was noch fehlt, ist eine schöne Bepflanzung. Ich denke, dass die durch die Gemeindegärtnerei im Herbst oder Frühjahr erfolgen wird.

Zu den langwierigen Projekten gehört sicher auch die Wasserversorgung.

Die brannte schon meinem Vorgänger Ernst Lang auf den Nägeln und sie hat während meiner ganzen 22-jährigen Amtszeit wie ein Damoklesschwert über dem Wohngebiet geschwebt, weil für einen Teilbereich „In den Bergen“ als Provisorium eine über 100 Jahre alte Quellzuleitung verwendet wurde. Die Folge war, dass Schäden nur sehr schwer zu reparieren waren. Zum Teil waren sie überbaut, zum Teil lagen sie so tief, dass man nicht mehr rankam. Kurioserweise war es in meinem letzten Amtsjahr möglich, das Problem durch das Verlegen einer neuen Wasserleitung „In den Bergen“ zu lösen.

Und dann gab es noch die umstrittene Friedhofserweiterung.

Begonnen wurde in meiner Amtszeit auch mit der Friedhofserweiterung. Damals war strittig, in welcher Richtung erweitert werden soll. Die vom Ortschaftsrat gewünschte Ost-Erweiterung wurde allerdings abgelehnt. Dieser Streit war für meinen Vorgänger Ernst Lang einer der Gründe, als Ortsvorsteher aufzuhören. In meine Amtszeit fiel aber auch die Rathaussanierung und der Feuerwehranbau ans Rathaus, mit dem wir auch dessen Bestand gesichert haben.

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Ortschaftsratssitzung, die Sie als Nachfolger von Ernst Lang geleitet haben? Wie haben Sie sich gefühlt?

So genau erinnere ich mich gar nicht an die erste Sitzung. Ich war sicher aufgeregt, weil ich in große Fußstapfen getreten bin. Ernst Lang war eine Persönlichkeit im Amt. Aber es war schon spannend.

Meinen Sie, dass Sie die Kommunalpolitik vermissen werden?

Ich werde das kommunalpolitische Geschehen aufmerksam verfolgen, ich werde mich aber nicht über Sachen aufregen, wenn ich sie anders sehe. Für mich ist jetzt einfach der Zeitpunkt zum Aufhören gekommen.

Wird man Sie, wie Ihren Vorgänger Ernst Lang, ab und zu im Ortschaftsrat sehen?

Denkbar ist, dass ich im Zusammenhang mit dem Bau des Dorfgemeinschaftshauses die eine oder andere Sitzung besuchen werde, ohne mich aber groß einzumischen. Überdies werde ich Ende Oktober aus Hägelberg wegziehen und wieder nach Ötlingen ziehen. So bekomme ich auch etwas Abstand.

Wie werden Sie die gewonnene Freizeit nun nutzen?

Ich bin ja noch kein Rentner. Ich habe in Ötlingen ja noch den Weinbau. Wenn ich doch Freizeit habe, möchte ich sie für schöne Bergwanderungen nutzen und dazu, ab und zu ans Meer zu fahren. Das sind Dinge, die mir wichtig sind.

u Die feierliche Verabschiedung von Hans-Georg Koger findet am heutigen Donnerstag, 2. Oktober, um 19 Uhr in der Waldschenke „Schöne Aussicht“ statt.

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