Deutlich wurde bei dem Auftritt, der nur so triefte von leidenschaftlichem russischen Kulturgut, dass dieser Aspekt hierzulande völlig verdrängt wird. Fröhliche Poesie war geboten, verpackt in feurige Harmonik, dargeboten von brillanter Stimmgewalt. Ergriffen lauschte man den Auftakttiteln, historischen Kirchenliedern, jedes für sich ein besonderes Intermezzo. Es geht die Kunde, dass russische Gottesdienste an Feiertagen fünf Stunden dauern können, verbracht einzig mit Gesang. Dabei lieferten die Komponisten kein kompliziertes Notengestrick, versehen jedoch mit dem ganz eigenem Tetrachord (Vierton). Anders ausgedrückt ging es um den typischen Klang, den die hiesige Hörgewohnheit mit Stichworten des Repertoires wie „Georgien“, „Wolga“, „Baikalsee“ und „Kosak“ verbindet. So sah man ihn förmlich vor sich, den Mann in Uniform, in Gedanken vertieft am Flussufer des Dons stehend. Texte, die man nicht versteht, die dennoch ihre Wirkung nicht verfehlen.
Zahlreiche Solopassagen, bei denen immens lang Töne gehalten wurden, trugen zur Abwechslung bei und wiesen auf das enorme Niveau. Belohnt wurde die Leistung, der die volle Sympathie der Zuhörer galt, mit lautstarkem Applaus, zum Schluss hörbar aufbrandend.