Steinen Gestrandet in der Hitze Mexikos

Markgräfler Tagblatt
Regisseurin Annarita Vintan überreichte nach der geglückten Premierenvorstellung jedem Darsteller eine Rose. Fotos: Gabriele Poppen Foto: Markgräfler Tagblatt

Teatro Vento: Premiere der Freiluftaufführung „Die Nacht des Leguan“ nach Tennessee Williams

Langsam senkt sich die Dämmerung über die Schöne Aussicht und die Zuschauer-Stühle auf der Tanzbodenfläche füllen sich. Einsetzende Dschungelgeräusche beginnen das Publikum in das Jahr 1940 und an die Westküste Mexikos zu entführen, wo das Tennessee Williams-Stück „Die Nacht des Leguan“ spielt.

Von Gabriele Poppen

Steinen-Hägelberg. In ihrem Hotel „Costa Verde“ tanzt Wirtin Maxine Faulk lasziv vor der Bar, als plötzlich der ehemalige Reverend T. Lawrence Shannon auftaucht, ein Freund ihres verstorbenen Mannes, und Zuflucht sucht vor „der grässlichsten Reisegruppe“, die ihm in seiner jetzigen Funktion als Reiseleiter je untergekommen sei: Elf Frauen aus einem katholischen Mädcheninternat. Nicht genug, dass er wegen Unzucht und Ketzerei von der Kirche ausgeschlossen wurde, wird ihm nun eine Liebelei mit der für ihn entflammten 17-jährigen Charlotte Goodall aus seiner Reisegruppe zum Verhängnis. Energisch verlangt die gestrenge Aufsichtsdame Judith Fellowes, in ein anderes Hotel gebracht zu werden und droht mit Haftbefehl gegen Shannon, der atemlos und aufgebracht darum ringt, Herr der Lage zu werden. Eine geduldige Fürsprecherin, ja fast schon Seelen-Verwandte, findet er in der altjüngferlichen, mittellosen (Lebens-)Künstlerin Hannah Jelkes, die mit ihrem Großvater „Nonno“ Jonathan Coffin in die Situation stößt, auf der Suche nach Unterkunft und Ruhe für den 97-Jährigen. Dieser ist leidenschaftlicher Dichter, altersbedingt allerdings schon etwas in einer eigenen Welt.

Geschickt gelingt es dem Ensemble des Teatro Vento, das Wirrwarr der Emotionen aus Zerrissenheit, Verzweiflung, Liebe, Eifersucht und der Suche nach Halt und Sinn in Szene zu setzen. Wieder und wieder bezirzt die offenherzige Maxine den unentschlossenen Shannon, während Charlotte ebenfalls seine Nähe sucht, aber auf andere Weise als wiederum Hannah. Nach einem Handgemenge gelingt es Busfahrer Hank und dem neuen Reiseleiter Jake Latta schließlich, den Busschlüssel an sich zu bringen, die Reisegruppe sucht das Weite.

„Ich möchte in der Hängematte liegen am Rande des Regenwaldes“, jammert der Reverend in tiefer Seelenkrise und wird – dem für den Kochtopf bestimmten gefesselten Leguan unter der Hotel-Veranda ähnlich – festgezurrt, und zwar an seine Hängematte, an die ihn zu seinem Schutz Maxine und Hannah schnüren. „Ich glaube an aufgebrochene Barrieren zwischen Menschen“, sinniert Malerin Hannah im Zwiegespräch mit Shannon, sinnbildlich für das Lösen von Fesseln im Umgang mit sich selbst und anderen.

Ob der Reverend oder der Leguan sich aus ihren Fesseln befreien und „Nonno“ sein Lebenswerk vollenden kann, sei noch nicht verraten. Die Premiere jedenfalls ist vollauf geglückt, wie der abschließende Applaus bestätigte. Und am Ende gab es noch eine Rose von Annarita Vintan für jeden Darsteller.

„Ein Jahr lang haben wir geübt, jetzt bin ich erleichtert, dass wir das Stück vorführen können“, freute sich Caro Humbel aus Basel, die Theatererfahrung mitbringt. Diese Ansicht teilte Nathalie Kurtasz, die zum ersten Mal auf der Bühne steht: „Ich bin froh, dass alles geklappt hat.“ „Es ist stimmig“, waren sich auch Klaus Ciprian-Beha und Hansi Gempp einig, jeder könne seine Rolle schön ausspielen.

Die Besetzung: Maxine Faulk - Claudia Palladino, Reverend T. Lawrence Shannon - Carmine Melino, Hannah Jelkes - Yvonne Trautmann, Jonathan Coffin - Bernd Futterer, Hank - Hansi Gempp, Judith Fellowes - Caro Humbel, Charlotte Goodall - Nathalie Kurtasz, Jake Latta - Klaus Ciprian-Beha. Licht und Ton: Detlef Hann. Regie: Annarita Vintan.

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