Steinen Hüsingen glich einem Trümmerfeld

Markgräfler Tagblatt

Heute vor 25 Jahren richtete ein Unwetter schwere Schäden in Steinen und Maulburg an

Von Harald Pflüger

Steinen/Maulburg. Schaden in Millionenhöhe verursachte ein schweres Unwetter vor 25 Jahren in Baden-Württemberg und der Schweiz. Schwer getroffen wurde in der Sturmnacht der Steinener Ortsteil Hüsingen. Bürgermeister Stumböck beschrieb das Schadensausmaß damals mit einem Wort: trostlos.

Es war Mittwoch, 16. August 1989, kurz nach 21.30 Uhr. Im Ersten Programm ging gerade das Krimi-Sommertheater zu Ende und im Zweiten Programm wurde über die Leichtathletik-Gala der Weltklasse in Zürich berichtet, als über dem Wiesental ein Unwetter niederging, das erhebliche Sturm- und Wasserschäden verursachte. Überall bot sich anderntags das gleiche Bild: entwurzelte Bäume, Laub und Äste auf der Straße, abgedeckte Dächer und am Boden zersplitterte Ziegel und durch taubeneigroße Hagelkörner beschädigte Autos. Besonders schwer getroffen hatte es den Steinener Ortsteil Hüsingen. Rund 80 Prozent der Häuser wurden dort beschädigt.

Dass es lediglich beim Sachschaden blieb und nur zwei Personen verletzt wurden, grenzte für Gesamtkommandant Hildolf Schwald damals an ein Wunder. In Schlächtenhaus wurde ein Kind leicht verletzt, als ein Baum aufs Gasthaus „Linde“ stürzte, und in Hüsingen stürzte eine Frau bei Aufräumarbeiten und brach sich den Arm.

Selbst ältere Einwohner konnten sich nicht erinnern, jemals so ein schweres Unwetter erlebt zu haben. Eine Viertelstunde dauerte der Spuk, dessen Folgen noch lange zu sehen waren.

Die Abteilungswehren von Steinen und den Ortsteilen waren mit 160 Mann im Einsatz, allein in der Nacht wurden die Floriansjünger zu 72 Einsatzstellen gerufen. Bis in die Morgenstunden waren die Feuerwehrleute gefordert. Wie schwer der Sturm war, macht die Tatsache deutlich, dass die Feuerwehr im ersten Moment nicht ausrücken konnte. Hinzu kam, dass an verschiedenen Orten umgestürzte Bäume die Stromleitungen beschädigten, so dass es vielerorts zu teils längeren Stromausfällen kam. Das hatte auch zur Folge, dass, mit Ausnahme von Höllstein, kein Sirenenalarm ausgelöst werden konnte. Im Vergleich zu dem, was der Sturm in Hüsingen angerichtet hatte, hatten die Maulburger noch Glück im Unglück. Auch dort blieb es wie durch ein Wunder beim Sachschaden. Aber auch in Maulburg wurden Dächer abgedeckt und waren ganze Straßenzüge ohne Strom und ohne Telefon.

In Hüsingen wurde vor allem das Altdorf schwer getroffen. „Hüsingen gleicht einem Trümmerfeld“, hatte unsere Zeitung getitelt. Erst nach und nach wurde das ganze Schadensausmaß ersichtlich, das das schwere Unwetter angerichtet hatte. Landarat Alois Rübsamen hatte sich damals persönlich in Steinen ein Bild gemacht. Hier musste nach dem Sturm das Schwimmbad kurzzeitig geschlossen bleiben, weil ein Blitz die elektrische Anlage lahm gelegt hatte. In Mitleidenschaft gezogen hatte der Sturm auch die Ampelanlage an der Bundesstraße 317; sie musste von Experten erst wieder funktionstüchtig gemacht werden.

Größe Schäden richtete das Unwetter außer in den Gärten auch im Vogelpark - dort wurden 50 Bäume „geknickt“ - und in den Wäldern von Hägelberg, Höllstein, Weitenau und Steinen an. In der Folge hatte die Gemeinde sich entschlossen, im ehemaligen Steinbruch Volz eine Deponie für Windbruch-Holz zu eröffnen. Zuvor aber musste der Weg dorthin mit einer Planierraupe geebnet werden.

Auf mehr als eine Viertelmillion D-Mark wurde der Schaden damals nach ersten Schätzungen beziffert. Die Gemeinde Steinen hatte angesichts der Schadenssumme die Landesregierung um Hilfe gebeten. Auf Einladung der CDU machte sich Baden-Württembergs damaliger Justizminister Heinz Eyrich ein Bild vom Ausmaß der Schäden, die das Unwetter vom 16. August im Gemeindewald angerichtet hatte. Entwurzelte Baumriesen, zersplitterte Baumstämme, abgebrochene Baumspitzen, wo immer man hinschaute. Gut 10 000 Festmeter Holz, soviel wie eigentlich in zweieinhalb Jahren geschlagen werden, fielen dem Sturm innerhalb kürzester Zeit zum Opfer. Lücken, so groß wie Sportplätze, wurden in den Wald gerissen.

Und doch war dieses schwere Unwetter nur Vorbote für einen noch schwereren Sturm, der zehn Jahre später folgen sollte: Lothar. Das Orkantief, das sich über der Biskaya entwickelt hatte und am 26. Dezember 1999 über West- und Mitteleuropa hinweg zog, verursachte die höchsten Sturmschäden der jüngeren europäischen Geschichte.

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