Steinen Lokale Zeitgeschichte in Bildern

Markgräfler Tagblatt

Buchvorstellung: Gerhard Schaum gibt Bildband über das Kriegerdenkmal heraus

Von Harald Pflüger

In seinem zehnten Bildband widmet sich Gerhard Schaum dem Steinener Kriegerdenkmal. Um die im Sockel verborgene Zeitkapsel und deren Bergung war kontrovers diskutiert worden.

Steinen. Dass Gerhard Schaum vor sechs Jahren seinen ersten Bildband herausbrachte, ist einem Zufall zu verdanken. Er suchte ein passendes Geburtstagsgeschenk für seine Schwester – ein Foto des Elternhauses. Das war der Beginn einer intensiven Recherchetätigkeit, in deren Verlauf neun Bildbände entstanden sind.

In ihnen lässt Gerhard Schaum die Ortsgeschichte wieder lebendig werden. Er nimmt den Betrachter mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Vieles, was auf den Bildern zu sehen ist, gibt es heute nicht mehr, manches hat sich verändert, aber einiges scheint die Zeit überdauert zu haben. Nun ist ein Bildband über das Kriegerdenkmal in Steinen erschienen, das in den vergangenen Jahren in die Schlagzeilen geraten war.

Die Vorgeschichte

Als die Gemeinde Steinen den Lokalhistoriker Hansjörg Noe beauftragte, die Geschichte Steinens im Nationalsozialismus aufzuarbeiten, ahnte niemand, welche Auswirkungen dies haben würde. In seinem im Frühjahr 2014 veröffentlichten Buch „Hingeschaut – Steinen im Nationalsozialismus“ fand sich auch ein Passus über „Das neue Kriegerdenkmal“. Die evangelische Petrusgemeinde war bestürzt darüber, was die Aufarbeitung des dunklen Kapitels der Ortsgeschichte ans Tageslicht brachte: In einer im Sockel des Denkmals eingelassenen Schatulle soll sich neben einer Rede Hitlers auch dessen Buch „Mein Kampf“ befinden. Der Ältestenkreis hatte daraufhin im Juni 2014 beschlossen, dass die Petrusgemeinde an keiner Gedenkfeier mehr mitwirken werde, die eine Kranzniederlegung oder eine ähnliche Symbolhandlung am Kriegerdenkmal in seiner jetzigen Form beinhaltet; er forderte eine Beseitigung des Sandsteinquaders.

Die Denkmalbehörde

Die Denkmalbehörde gab jedoch zu verstehen, dass das Kulturdenkmal nicht einfach zerstört werden könne. An einem runden Tisch einigten sich Vertreter der Petrusgemeinde, der Gemeinde Steinen und der Denkmalbehörde, dass lediglich die Zeitkapsel unter dem Steinquader geborgen und dem Dreiländermuseum in Lörrach übergeben werden soll.

Als im Oktober vergangenen Jahres die angerostete Schatulle geöffnet wurde, zeigte sich, dass deren Inhalt die Zeit nicht unbeschadet überstanden hatte. Feuchtigkeit war eingedrungen und hatte aus Dokumenten einen Klumpen Papier gemacht. Daneben fand sich ein ebenfalls durchfeuchtetes Buch, vermutlich Hitlers „Mein Kampf“, und zur Überraschung aller eine Flasche Wein.

Die Bilder von der Bergung der Schatulle machen nur einen Teil des 48-seitigen Bildbandes aus, dessen Titelbild das Denkmal vor der Bergung der Zeitkapsel zeigt. Schaum ist in seinem Bildband chronologisch vorgegangen und hat zum besseren Verständnis auch Fotos aus seinem Bildband „Steinen unterm Hakenkreuz“ verwendet. Auffällig ist die brillante Qualität der Aufnahmen, die eine Zeitspanne von 80 Jahren umfassen, angefangen von der Einweihung 1936 über die Entfernung der Hakenkreuze im Mai 1945 bis zur Bergung der Zeitkapsel im Oktober 2016.

Unterstützung erhielt Gerhard Schaum bei seiner Arbeit von Hansjörg Noe, der in einem Textbeitrag an die kontroverse Debatte um das Kriegerdenkmal erinnert. Abgedruckt hat Schaum auch einen offenen Brief des Ältestenkreises an Bürgermeister und Gemeinderat sowie Zeitungsartikel über die Bergung der Zeitkapsel, auch von unserer Zeitung.

Das Buch

Ursprünglich wollte Gerhard Schaum zu dem Thema nichts machen. Dass aber die Bergung der Zeitkapsel quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgen sollte, hat ihn dann doch zu einem Umdenken bewogen. Schaum vermutet, dass die Hebung nicht publik gemacht wurde, um möglichen Demonstrationen aus dem Weg zu gehen.

Übrigens: Ein weiterer Bildband ist bereits in Planung. Gerhard Schaum möchte ihn dem Steinener Schloss widmen.

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