Steinen Marian Schreier

Markgräfler Tagblatt
Die SPD in Steinen verlieh am Mittwoch das Rote Steuerrad. Unser Bild zeigt: (von links) Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger, Preisträger Marian Schreier und den Ortsvereinsvorsitzenden Martin Kickhöfen. Foto: Anja Bertsch Foto: Markgräfler Tagblatt

Von Anja Bertsch

Von Anja Bertsch

Steinen sucht einen neuen Bürgermeister, und wenngleich sich im breiten Kandidatenfeld schon kein ureigenes SPD-Gewächs findet, so brachten die Steinener Genossen im Rahmen ihres politischen Aschermittwochs doch zumindest einen außergewöhnlichen Vertreter der (SPD-)Bürgermeisterriege ins Dorf, um ihn das Rote Steuerrad zu verleihen.

In Stuttgart geboren und aufgewachsen, hat Marian Schreier einen Master in Politik- und Verwaltungswissenschaften. Er hat in Konstanz und Oxford studiert, arbeitete in Brüssel und im Bundestagsbüro von Peer Steinbrück. Seit Mai 2015 ist er Bürgermeister von Tengen.

Steinen. Marian Schreier wurde im vergangenen Jahr mit überwältigender Mehrheit zum Bürgermeister der 4500-Einwohner-Gemeinde Tengen (Landkreis Konstanz) gewählt. Erst wenige Tage vor der Wahl hatte er überhaupt das passive Wahlalter von 25 Jahren erreicht und war damit - und ist wohl immer noch - der jüngste hauptamtliche Bürgermeistermeister des Landes. Bei der Verleihung des Roten Steuerrades beeindruckte er seine Zuhörer mit professionellem Auftreten, scharfer Analyse und unvermittelt aufblitzendem Humor.

Auch die Mehrheit der Bürgermeisterkandidaten - nur die beiden Schopfheimer Bewerber fehlten - hatte sich zum SPD-Politereignis ins Haus der Sicherheit eingefunden. Daneben konnte SPD-Vorsitzender Martin Kickhöfen zahlreiche Genossen aus dem Wiesental und Vertreter der Steinener CDU und der „Gemeinschaft“ begrüßen.

Nach alter Tradition hatte Leni Breymaier als Preisträgerin des Vorjahres die Laudatio auf ihren Nachfolger verfasst. Vorgetragen wurde sie - auch das hat beinahe schon Tradition - von Landesjustizminister und Wahlkreisabgeordneten Rainer Stickelberger. Jugend allein sei keine Tat, stellte Breymaier eingangs ihrer Laudatio klar - in diesem Alter jedoch als jüngster hauptamtlicher Bürgermeister einen Mann zu beerben, der 42 Jahre lang seinen „Job gemacht“ habe, sei sehr beachtlich. Die Verleihung des Roten Steuerrades sei zunächst Auszeichnung und Anerkennung für das, was Marian Schreier bereits geleistet habe; dabei aber soll’s nicht bleiben: „Du bekommst das Steuerrad auch, weil diese SPD sich wünscht, dass du in den nächsten Jahrzehnten weiter beherzt das Steuer in die Hand nimmst“, so Breymaier.

Nach der Laudatio war’s am Geehrten selbst, das Wort zu ergreifen. Sein Alter schlug Marian Schreier im Wahlkampf und auch seither wohl öfter als großer Zweifel-Faktor entgegen, und er hat offenkundig gelernt, dies souverän zu parieren. „Verantwortung ist keine Frage des Alters. Sondern der Kompetenz und der Ideen“, machte Schreier in Steinen deutlich - und genau diese frischen Ideen seien es gewesen, die Tengen als hoch verschuldete Gemeinde gebraucht habe.

Das Stichwort „Verantwortung übernehmen - nicht nur jeder für sich, sondern auch für andere“ nahm breiten Raum ein in den Ausführungen Schreiers, und die offensive Haltung, mit der er die Herausforderungen der Zeit anzunehmen gewillt ist. Diesen Elan freilich packte er nicht in kämpferisch-mitreißende Verve, sondern in nüchterne Worte und scharfe Analyse.

Von den Herausforderungen seiner kleinen Gemeinde schlug Schreier den Bogen zu den großen Themen der Weltpolitik, analysierte die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in einen angesichts der Flüchtlingspolitik politisch hoch mobilisierten Teil und einen wachsenden Teil, der den völligen Rückzug ins Private antrete. Mit der Flüchtlingsfrage sei die Globalisierung endgültig in der Lebenswirklichkeit der Menschen hierzulande angekommen. Ausgerechnet angesichts dieser immensen internationalen Herausforderung nun sei vielerorts der Rückfall in längst überkommene nationale Handlungsmuster zu beobachten - in den Augen Schreiers das „Beschwören einer vermeintlich heilen Welt, in der der Nationalstaat alle Probleme löst“. Und der grundsätzlich falsche Ansatz.

Eingangs hatte Christof Gebhardt als Bürgermeister-Stellvertreter die Gäste willkommen geheißen und der SPD Respekt gezollt: „Danke, dass ihr so viele hochkarätige und nette Leute nach Steinen bringt“, so Gebhardt, und plädierte für den Schulterschluss über die herkömmlichen Parteigrenzen hinweg: „Egal ob rot, schwarz oder grün - hauptsach nit brun“, so Gebhardt unter Applaus.

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