Betr.: Offener Brief der evangelischen Kirchengemeinde Steinen zum Kriegerdenkmal In der nationalsozialistischen Vergangenheit zu kramen, bringt immer Aufmerksamkeit. Die Petrusgemeinde in Steinen ist eine Kirchengemeinde, deren Werte sich nach eigenen Angaben durch verantwortungsbewusste Gesprächskultur auszeichnen, die Mitverantwortung für Frieden tragen will, die aus der Kraft der Vergebung leben will. Muss diese Kirchengemeinde jetzt wirklich derart massiv Zwietracht säen, Druck ausüben durch die Weigerung, künftig an Gedenkfeiern mitzuwirken oder Gebäude zur Verfügung zu stellen, wenn das Denkmal nicht entfernt wird? Ich hab` mir dieses Denkmal angeschaut. Ein schlichter Quader mit der Inschrift „Den Kämpfern für Deutschland“ und ein Eichenkranz. Eine Verherrlichung von Krieg und Terror kann ich nun wirklich nicht erkennen. Dass Hansjörg Noe in seinem Buch (das er übrigens zum Preis von 19,80 Euro im Handel vertreibt) berichtet, dass in dem Quader Propagandaliteratur und ein Exemplar von Hitlers „Mein Kampf“ eingelassen sei, empfindet man in der Kirchengemeinde als „unzumutbare geistliche Belastung“. Ehrenmale sind Erinnerungen an im Krieg gefallene Soldaten, aber auch Zeugnisse der kulturellen Entwicklung eines Volkes. Im Kreis Lörrach haben wir etwa 160 derartige Mahnmale, und sie alle rufen zum Gedächtnis auf und mahnen gegen Krieg und Gewalt. In keiner Inschrift habe ich eine Verherrlichung von Krieg und Heldentum gefunden. So wurde es bis jetzt sicherlich auch in Steinen verstanden, und in diesem Sinne wurden dort auch die Gedenkfeiern abgehalten und der Millionen Kriegstoten und auch jener von Steinen gedacht. Jetzt hat eine Kirchengemeinde dieses Bild verändert. Damals, beim Aufkommen des Nationalsozialismus, wäre es Aufgabe der Kirchen gewesen, sich verantwortungsvoller zu verhalten und sich offen zu äußern. Jetzt, nach derart langer Zeit in der braunen Vergangenheit zu rühren und laut aufzuschreien, ist doch billig und heuchlerisch. Wenn die Kirchengemeinde ein Betätigungsfeld sucht: „Hunderttausende Kinder in der Bundesrepublik bekommen nicht genug zu essen.“ Werden aus diesen Kindern nützliche Mitglieder unserer Gesellschaft? Sich hier zu engagieren, das entspricht doch eher den Werten der Petrusgemeinde in Steinen, die doch den Glauben an Jesus im Alltag leben will. Axel Becker Schliengen