Steinen „Nichts würde besser“

Markgräfler Tagblatt
Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg sprach sich am Montag in Steinen gegen eine Bürgerversicherung aus. Unser Bild zeigt: (von links) Hans Rothweiler, Claudia Lappe, Gerhard Zickenheiner, Ute Maier, Norbert Findling, Norbert Struß und Christoph Hoffmann. Vorne im Behandlungsstuhl: Steinens Bürgermeister Gunther Braun.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Foto: Harald Pflüger Foto: Markgräfler Tagblatt

KZV Baden-Württemberg warnt in Steinen vor einer Bürgerversicherung

Befürwortern der Bürgerversicherung den Zahn ziehen möchte die Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW) im Rahmen ihrer Sommertour, die am Montag nach Steinen führte.

Von Harald Pflüger

Steinen. Vertreter der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg sowie des Fachbereichs Gesundheit im Landratsamt Lörrach trafen sich mit Bürgermeister Gunther Braun sowie den Bundestagskandidaten Christoph Hoffmann (FDP) und Gerhard Zickenheiner (Grüne) in der Praxis von Hans Rothweiler und Norbert Findling zum Informationsgespräch.

Die medizinische und zahnmedizinische Versorgung gerade im ländlichen Raum ist das gesundheitspolitische Megathema in Baden-Württemberg. Die gute Nachricht für die Bürger ist, dass es im Landkreis Lörrach genügend Zahnärzte gibt, die schlechte Nachricht lautet, dass auch Dentisten mancherorts Probleme haben, einen Nachfolger für ihre Praxis zu finden. Ute Maier von der KZV BW wies in diesem Zusammenhang auf eine „Dating-Plattform“ (www.kommununalportal-bw.de) hin, die Zahnärzte mit Städten und Gemeinden, die einen Zahnarzt suchen, zusammenbringt.

Dies vernahm insbesondere Bürgermeister Gunther Braun, der zu dem Treffen ebenfalls geladen war, mit Interesse. Denn in Gemeinden bis zu 10 000 Einwohner, so hieß es, müssten altersbedingt für rund 650 Zahnärzte in den nächsten zehn Jahren Nachfolger gefunden werden. Komme die Bürgerversicherung mit einer einheitlichen Gebührenordnung, und falle die private Krankenvollversicherung weg, seien drastische finanzielle Auswirkungen zu befürchten, wurde gewarnt: Eine erhebliche Zahl niedergelassener Zahnärzte würde in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Schon jetzt gebe es in Schopfheim vier Zahnarztpraxen ohne Nachfolger, in Zell seien es zwei, hieß es.

Mit den beiden Bundestagskandidaten Christoph Hoffmann (FDP) und Gerhard Zickenheiner (Grüne) saßen Vertreter zweier Parteien am Tisch, die dieser Versicherungsform ablehnend (FDP) beziehungsweise aufgeschlossen (Grüne) gebenüberstanden.

Ute Maier warnte vor den Folgen, die eine Bürgerversicherung für Patienten und Zahnärzte haben würde: Nichts würde besser. Vielmehr würden im ländlichen Raum über 500 Zahnärzte und über 2300 Arbeitsplätze wegfallen, zitierte Maier ein Sachverständigengutachten.

Hans Rothweiler und Norbert Findling wiesen auf das große Einzugsgebiet ihrer Bestell-Praxis hin. Auf Nachfrage von Christoph Hoffmann sprach Norbert Findling von einem Aufnahmestopp für neue Patienten und Wartezeiten für einen Kontrolltermin.

Ein Thema waren auch bürokratische Hürden. Eindrücklich führten Rothweiler und Findling den Gästen vor Augen, welch enormen Verwaltungsaufwand heutzutage der Betrieb einer Zahnarztpraxis erfordert. Heute würde alleine eine Kraft für die Büroarbeiten benötigt. Viele junge Zahnärzte würde dies abschrecken, weshalb sie eine Anstellung einer eigenen Praxis vorziehen würden. Daneben lockten laut Findling auch die besseren Arbeitsbedingungen und die Verdienstmöglichkeiten in der Schweiz. Für Claudia Lappe vom Landratsamt spielt für die Niederlassung auch das Umfeld eine Rolle. Gerhard Zickenheiner nannte den Bürokratieabbau einen wichtigen Punkt.

Norbert Struß, der stellvertretende Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, meinte mit Blick auf die sich stets verschärfenden Vorschriften, dass es schön wäre, wenn es einen wissenschaftlichen Beleg für deren Nutzen gebe. Ute Maier, die Vorsitzende des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, sah hier die Politik gefordert.

Weitere Informationen: In Maulburg war am Montagabend die hausärztliche Versorgung Thema einer Gemeinderatssitzung..

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