Steinen (hp). Nach zwanzig Jahren an der Spitze des CDU-Ortsverbands Steinen-Höllstein trat Bernhard Ebner (52 Jahre)  bei der Generalversammlung am Freitagabend ins zweite Glied. Mit dem scheidenden Vorsitzenden sprach unser Redakteur Harald Pflüger.   Herr Ebner, hat Ihr Nachfolger das CDU-Parteibuch"  (Lachend) Ja, mein Nachfolger Benjamin Blum hat schon seit längerem ein Parteibuch. Er ist ja schon seit ein paar Jahren in der CDU engagiert und außerdem ist er Mitglied der CDU-Gemeinderatsfraktion. Aber ich weiß, worauf Sie hinaus wollen. Ihre Wahl musste vor zwanzig Jahren verschoben worden, weil schlicht vergessen wurde zu fragen, ob Sie in der CDU sind.  Meine Wahl zum Vorsitzenden sollte ursprünglich im Juni stattfinden. Mein Antrag auf Mitgliedschaft war zu diesem Zeitpunkt bereits gestellt. Der Kreisvorstand hatte aber zwischen dem Eingang meines Mitgliedsantrages und unserer Wahlversammlung keine Sitzung, in der über den Mitgliedsantrag abgestimmt werden konnte. So war ich formal zum Zeitpunkt der Wahlveranstaltung am 24. Juni 1996 noch kein Mitglied der CDU. Deshalb wurde ich dann in einer 2. Wahlversammlung am 28. Oktober 1996 zum Vorsitzenden gewählt. Dabei waren Sie seit dem 16. Lebensjahr in der Jungen Union.  Ja, das stimmt, ich bin seit Anfang der 80er-Jahre politisch engagiert. In der Jungen Union in Steinen war ich zu einem späteren Zeitpunkt sogar im Vorstand. Aber wer in die Junge Union eintritt, wird nicht gleich automatisch Mitglied in der CDU. Wie kommt man zur Politik" Ist das vorgegeben, beispielsweise durch Einflüsse im Elternhaus, oder ist es eine Entwicklung nach und nach"  Bei mir spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Sicherlich wird das Interesse an der Politik im Elternhaus geweckt. Bei uns gab es immer eine Zeitung, und da wurde nicht nur der Sportteil gelesen. Mein Vater war politisch in der CDU aktiv. Aber es war für uns Kinder deshalb nicht zwingend notwendig, auch in die CDU einzutreten. Meine Schwester hat zum Beispiel bei den Kommunalwahlen, ich glaube 1979, auf der Liste der Grünen gegen meinen Vater auf der Liste der CDU kandidiert. Aber bei mir kam auch hinzu, dass ich mich sehr stark für Geschichte und Gemeinschaftskunde interessierte, und mit meinem Lehrer auch schon damals sehr kontrovers über die aktuelle Politik diskutierte. Ich glaube, meine Schulkameraden haben das eine oder andere Mal ziemlich die Augen verdreht, wenn wieder so eine Diskussion stattfand. Warum engagieren Sie sich gerade in der CDU"  Weil ich Mitglied der Jungen Union war und es für mich ein logischer Schritt von der Jugendorganisation zur Mutterpartei war. Mein Eintritt in die Junge Union hatte sicher etwas mit meinem Elternhaus zu tun. Wie schon erwähnt, unterstützte meine Schwester die Grünen in Steinen, während mein Vater in der CDU war. Es war die Zeit des Nato-Doppelbeschlusses, und zu Hause flogen verbal so manches Mal die Fetzen. Für mich war das sehr interessant, bekam ich doch das Für und Wider unmittelbar mit. Ich bin auch heute noch der Überzeugung, dass es ohne den Doppelbeschluss, sowohl Neustationierung der Raketen und Verhandlungen über gegenseitige Abrüstung, nie zu Glasnost und Perestroika und somit nie zu einem wiedervereinten Deutschland gekommen wäre. Was reizt Sie daran, politisch aktiv zu sein"  Ich habe gelernt, wenn man etwas erreichen will, dann muss man daran bereits in der Planungsphase mitarbeiten. Und so ähnlich ist das in der Politik. Allerdings sind in der Politik die Entscheidungsprozesse wesentlich länger. Ich gehe gerne mit Menschen um, und setze mich für sie und ihre Belange ein. In der Schule, in meiner Ausbildung und auch während meiner Bundeswehrzeit habe ich aktiv erfahren, dass sich persönlicher Einsatz lohnt und Befriedigung gibt. Haben sie das Gefühl, politisch etwas bewegen zu können" Hier vor Ort ist es ein eindeutiges Ja, aber auch auf höherer Ebene konnte etwas bewegt werden. Allerdings schafft man das nie alleine. Man muss andere für seine Idee gewinnen können, und wenn viele Leute auf verschiedenen Ebenen dieses unterstützen, kann man zusammen was bewegen. Als Beispiel für ein gelungenes Engagement vor Ort steht zum Beispiel das Bürgerhaus in Hüsingen. Hier ist es uns durch Kontakte zu entsprechenden Ministerien und zum Sportbund gelungen, die notwendigen finanziellen Mittel zu erhalten. Dabei gibt es natürlich auch Misserfolge. Aber auch das gehört zum Wesen der Lokalpolitik. Da heißt es dann, wieder aufzustehen und weiterzumachen. Politik zeichnet sich auch durch eine gesunde Zähigkeit aus. Die Junge Union, der Sie einst angehörten, gibt es in Steinen schon lange nicht mehr. Wie sieht es um den Parteiennachwuchs aus"  Scherzhaft würde ich sagen, unser Fraktionssprecher arbeitet daran. Er ist vor kurzem Vater geworden. Aber ernsthaft: Mit dem Parteinachwuchs ist es so eine Sache. Es ist immer schwieriger, junge Leute von politischen Ideen zu begeistern. Aber das ist nicht nur bei der CDU und der Jungen Union so. Da klagen alle Parteien – egal welcher Couleur. Viele Experten versuchen sich an dem Thema. Ich persönlich sehe es als Folge einer höheren Beanspruchung durch Ausbildung und Beruf. Die Zeiten, in denen man pünktlich Feierabend machen kann, um einer anderen Aktivität nachzugehen sind lange vorbei. Nicht nur die Parteien haben diese Probleme, sondern auch unsere örtlichen Vereine und auch die Feuerwehr. Hinzu kommt noch, dass si ch im Laufe der Zeit andere viel individuellere Freizeitgestaltungsmöglichkeiten entwickelt haben, die viele junge Leute ansprechen. Dennoch gibt es immer noch motivierte junge Menschen, die sich politisch engagieren wollen. Was würden Sie jungen Leuten sagen, weshalb es sich lohnt, Politik zu machen.  Einfach gesagt: Weil es sich immer lohnt, die eigene Zukunft und die der nächsten Generation mitzugestalten. Und nur zur Wahl zu gehen ist hier eindeutig zu wenig. Wer bei uns mitmacht, wird in die politischen Diskussionen eingebunden. Ich selbst profitiere auch heute noch von der ständigen Erweiterung meines Horizontes durch meine politischen Aktivitäten. Man kommt auch in unmittelbaren Kontakt mit politischen Entscheidungsträgern, die sich mit der Meinung der Parteimitgliedern gerne auseinandersetzen (und auch müssen). Ist die Jugend heute unpolitischer" In Steinen gab es in den 80er-Jahren neben der Jungen Union noch die Jungsozialisten.  Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Shows wie „Germany`s Next Topmodel“ oder „Deutschland sucht den Superstar“ für die junge Generation wichtiger ist als die Politik. Aber ich glaube nicht, dass unsere Jugend unpolitischer ist. Sie ist vielleicht auf eine andere Art politisch und bleibt dabei gerne unverbindlich. Das sehen wir auch an der steigenden Zahl der Wechselwähler. In den 80er-Jahren war die Welt politisch noch relativ aufgeräumt. Es gab die Roten und die Schwarzen, dann kamen die Grünen hinzu, die am Anfang ganz andere Inhalte bearbeitet haben. Ich glaube, dass die Angebotsvielfalt an Themen – die auch durch das Internet viel schneller verbreitet werden – eine neue Art der politischen Betätigung hervorrufen. Das müssen die etablierten Parteien noch mehr beachten. Die etablierten Parteien klagen allgemein über mangelnden Nachwuchs und Mitgliederschwund. Hat sich die Parteienlandschaft, so wie man sie einst kannte, überlebt" Ich finde nein! Früher bildeten die etablierten Parteien Blöcke mit einem bestimmten Meinungsspektrum, an denen sie auch klar zu erkennen waren. Das bricht heutzutage auf. Ich finde, dass dies eine ganz normale Entwicklung unserer politischen Landschaft ist. Gerade in der CDU wird über die künftige Standortbestimmung lebhaft diskutiert. Wie rechts sollen wir sein, wie viel SPD ist bei uns angekommen. Mancher meint sicher, dass wir orientierungslos geworden sind. Aber es war noch immer so: Nach einer Phase der intensiven Diskussion ist die CDU immer wieder auf Erfolgskurs marschiert. Was hat Sie seinerzeit bewogen, als Nachfolger von Sylvia Schulz den CDU-Vorsitz zu übernehmen" Ich wollte etwas bewegen. Als Vorsitzender kann man das besonders. Ich sah darin eine Herausforderung und die wollte ich damals annehmen. An was erinnern Sie sich gerne zurück"  Da gibt es mehrere Dinge, Nach den bitteren Wahlniederlagen bei den Land- und Bundestagswahlen habe ich mich schon sehr gefreut, als wir 2006 wieder das Direktmandat für den Landtag geholt haben. Noch mehr gefreut habe ich mich allerdings, als wir 2009 mit Armin Schuster hier im Kreis die Bundestagswahl gewonnen haben. Aber wir hatten auch prominenten Besuch in Steinen. Gerne erinnere ich mich an die Besuche des damaligen Fraktionsführers im Landtag Günther Oettinger. Unvergessen für mich sein spontaner Besuch bei einem CDU-Fest. Als er während eines offiziellen Termins in Rheinfelden erfahren hatte, dass wir in Steinen ein CDU-Fest hatten, tauchte er plötzlich bei uns auf. Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger" Viel Glück und Gottes Segen. Das wünscht man sich in der Partei mit dem „C“. Aber nicht nur als Phrase. Mein Nachfolger wird mit vielen neuen spannenden Themen konfrontiert werden, die nicht immer einfach zu lösen sind. Manchmal geht das schon auch an die persönliche Belastungsgrenze. Aber Benjamin Blum ist mehrfach ausgezeichneter Rasenkraftsportler. Der kann einiges ab, und ich bin mir sicher, dass er ein sehr guter Nachfolger wird und an diesem Amt genauso lange Freude haben wird wie ich. Was wird die größte Herausforderung Ihres Nachfolgers sein" Da gibt es sicherlich mehrere, zwei möchte ich konkret benennen: Zunächst eine erfolgreiche Bundestagswahl 2017. Danach wird sich die CDU Steinen Gedanken machen müssen, wie eine positive Mitgliederentwicklung erreicht werden kann. Dabei wünsche ich ihm viel Glück und Erfolg.