Steinen Walter Bachmann

Markgräfler Tagblatt
Seit einhundert Tagen steht Walter Bachmann als Kommandant an der Spitze der Gesamtwehr Steinen. Foto: Harald Pflüger Foto: Markgräfler Tagblatt

Walter Bachmann

Walter Bachmann (Jahrgang 1961) trägt seit dem 1. Januar 1978 den Blauen Rock der Floriansjünger. 1986 übernahm er als Jugendwart Verantwortung in der Freiwilligen Feuerwehr seines Heimatortes, und zwar bis 2001. Das Kommando über die Abteilungswehr Weitenau wurde ihm 1993 übertragen. Dieses Amt hatte er inne, bis er Kommandant der Gesamtwehr Steinen wurde.

Steinen (hp). Am heutigen Samstag sind 100 Tage vergangen, seit Walter Bachmann aus Weitenau das Kommando über die Gesamtwehr Steinen von Hildolf Schwald übernahm. Unser Redakteur Harald Pflüger sprach mit Walter Bachmann.

Herr Bachmann, mussten Sie schon einmal die Feuerwehr rufen?

In der Tat haben wir die Feuerwehr bereits zweimal benötigt. Zum ersten Mal auf dem elterlichen Bauernhof, als feucht eingefahrenes Heu zu gären begann und die Gefahr eines Heustockbrandes drohte. Die Feuerwehr musste damals den gesamten Heustock abtragen. Zum zweiten Mal wurde die Feuerwehr bei einem Kaminbrand gerufen. Weil wir mit Holz heizen, hatte sich mit der Zeit im Kamin Glanzruß gebildet, der sich dann entzündete. Nach dem Feuerwehreinsatz hat mich ein Kollege gefragt, weshalb ich schon wieder eine Abschlussübung angesetzt habe.

Brände sind aber heutzutage nicht mehr der häufigste Grund dafür, dass die Feuerwehr ausrücken muss. Weswegen wird die Feuerwehr alarmiert?

Heutzutage rückt die Feuerwehr in der Regel zu technischen Hilfeleistungen aus. Der eigentliche Brandeinsatz rückt immer mehr in den Hintergrund.

Das liegt auch daran, dass der vorbeugende Brandschutz in Privathaushalten immer besser wird, etwa dank Rauchwarnmeldern, die Schlimmeres verhindern können. Die Feuerwehr entwickelt sich immer mehr zu einer Dienst- und Hilfeleistungsorganisation, die gerufen wird, wenn jemand nicht mehr weiter weiß.

Was hat Sie bewogen, zur Freiwilligen Feuerwehr zu gehen?

Das war ganz profan. Auf dem Dorf war es so, dass man mit 16 Jahren zur Feuerwehr gegangen ist. Das war selbstverständlich, obwohl ich einräumen muss, dass ich anfangs nicht so gerne hingegangen bin. Mit 16 Jahren hat man auch noch andere    Interessen.

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Einsatz?

Daran kann ich mich gut erinnern. Das war in der unmittelbaren Nachbarschaft. Zwei Häuser weiter hat ein Ökonomiegebäude gebrannt. Der ganze Himmel war morgens um 2 Uhr feuerrot.

Gibt es Einsätze, die Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben sind?

Es gibt immer Einsätze, die man nicht vergisst.

Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr gehen oftmals an die physische und psychische Belastungsgrenze. Welche Einsätze sind Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?

Einer war sicher der Brand in Schillighof, bei dem ein kleines Mädchen ums Leben kam. Es gibt aber auch Unfälle, die vergisst man nicht.

Wie geht man mit solchen Belastungen um?

Was hilft, ist das Gespräch in der Gruppe. Heute wird aber auch Wert auf die psychologische Betreuung gelegt. Professionelle Hilfe leistet dabei auch das Kriseninterventionsteam des Landkreises.

Gab es auch Einsätze, über die Sie heute noch herzhaft lachen können?

Es gibt sicher Einsätze, über die man herzhaft lachen kann, beispielsweise bei Tierrettungen. In Erinnerung ist mir da die Jagd nach einem Papagei, der von Ast zu Ast flog.

Wie sieht es um den Feuerwehrnachwuchs aus?

Das ist eine große Herausforderung für die Feuerwehr, aber auch für die Gemeinde, der wir uns schon heute stellen müssen. Wir dürfen uns auch zum Klinken putzen nicht zu schade sein, um junge Leute zu gewinnen. Wenn man eine kleine Gruppe oder Clique gewinnen kann, ist das am besten. Ich bin ein Verfechter der Freiwilligkeit. Deshalb muss es unser Ziel sein, die Ehrenamtlichkeit so lange wie möglich zu gewährleisten. Dafür müssen wir die entsprechenden Rahmenbedingen schaffen.

Was kann die Feuerwehr tun, um junge Leute für das Ehrenamt zu begeistern?

Sie muss ein Umfeld schaffen, in dem sich der Feuerwehrnachwuchs wohl fühlt und mit dem er sich identifizieren kann. Darüber hinaus muss die Feuerwehr die neuen Medien nutzen. Internetpräsenz gehört für mich ebenso dazu wie die sozialen Netzwerke.

Was bedeutete es Ihnen persönlich, Kommandant zu sein?

Es ist eine sehr zufriedenstellende Aufgabe und eine ausfüllende Tätigkeit, die einem ein gutes Gefühl gibt, wenn man abends nach Hause geht.

Was war in den vergangenen einhundert Tagen Ihre größte Herausforderung?

Die 100 Tage sind schnell verflogen und verliefen trotz 19 Einsätzen eher unspektakulär. So habe ich die Ruhe gehabt, mich in ein perfekt organisiertes Büro einzufinden, und die Möglichkeit, mit den Abteilungskommandanten neue Impulse zu setzen.

Gibt es dieses Jahr Gründe zu feiern?

In Weitenau erwarten wir das Eintreffen des neuen Löschfahrzeugs vom Typ LF 10. Und dann hoffe ich, dass wir das Feuerwehrgerätehaus in Höllstein fertig stellen können. Ob die Einweihung noch dieses Jahr stattfinden wird, kann ich allerdings noch nicht sagen. Dank der Eigenleistungen sind wir aber auf einem guten Weg. Im nächsten Jahr wird dann auch die Abteilungswehr in Höllstein ein neues Löschfahrzeug erhalten, ebenfalls vom Typ LF 10.

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