Todtnau (jä). Ursula Honeck wird heute 70 Jahre alt. Wer kennt sie nicht, die unermüdliche Vorsitzende des Vereins Hilfe für Osteuropa und Ehefrau des Arztes Thomas Honeck" Tochter Andrea und Sohn Martin wurden ebenfalls Mediziner, Sohn Christian schlug die künstlerische Laufbahn ein und arbeitet in München beim Film. Das Künstlerische liegt auch Ursula Honeck im Blut, sie ist leidenschaftliche Sängerin, nimmt seit über zwanzig Jahren Gesangsunterricht in Basel, gibt Benefizkonzerte und singt im Johanneschor. Das Musikalische habe sie wohl von ihrem Vater, sagt Ursula Honeck, der war in Neustadt, wo sie als Ursula Köllner geboren wurde, Gymnasialprofessor für Musik und Deutsch. „Als Kind wollte ich immer Opernsängerin werden“, erzählt die Jubilarin, die dann aber eine Schneiderlehre absolvierte und zusätzlich die Ausbildung zur medizinisch-kaufmännischen Assistentin machte. In Neustadt lernte sie auch ihren Mann Thomas kennen, der dort aufs Gymnasium ging. Bis sie bei ihrem Mann in der Praxis mitarbeitete, war Ursula Honeck zunächst in der der Neurochirurgie der Universitätsklinik Freiburg tätig, später arbeitete sie in einer Arztpraxis am Kaiserstuhl. 1973 heiratete sie Thomas Honeck und zog mit ihm nach Waldshut. Als sie später nach Todtnau kamen, zog sie die drei Kinder groß, hielt ihrem Mann den Rücken frei und arbeitete dann auch in der Praxis mit. Als sie einen Aufruf im Radio hörte, dass dringend Medikamente für Polen benötigt würden, brachte sie viele Medikamente zur Hilfsorganisation nach Singen. Hier begleitete sie später einen Hilfstransport mit ihrem Sohn und Mann nach Rumänien und wusste dann sofort: „Hier muss ich etwas tun.“ Dass die zierliche Person dieses Vorhaben dann auch direkt auf praktische Weise umsetzte, indem sie 1994 den Lkw-Führerschein machte, ist bei so viel Energie und positiver Einstellung kaum verwunderlich. Sie gründete den Verein Hilfe für Osteuropa Todtnau-Seelscheid vor 26 Jahren und ist seitdem für die ganz Armen in der Ukraine, Rumänien und Moldawien unterwegs. Den Wunsch zu helfen habe sie wohl von ihren Eltern geerbt, denn die nahmen regelmäßig lungenkranke Pflegekinder in der Familie auf, erzählt Ursula Honeck. 14 Jahre lang fuhr sie selber die Lastwagen der Hilfstransporte, was bei manchem Zöllner ungläubiges Staunen hervorrief, wie sie lachend berichtet. Überhaupt lacht sie gerne, strahlt Ruhe und Gelassenheit aus und ist doch gleichzeitig aktiv und fröhlich. Der Verein Hilfe für Osteuropa sei ihr ans Herz gewachsen, sie werde diese „erfüllende Aufgabe“ so lange ausüben, wie sie könne, sagt Ursula Honeck. Entspannung findet sie beim Singen und in den Gesangsstunden, beim Hundespaziergang im Wald oder beim Kochen – wenn sie Zeit dafür findet. Vor 15 Jahren erhielt Ursula Honeck das Bundesverdienstkreuz für ihr ehrenamtliches Engagement. Viermal im Jahr ist sie nach wie vor in Osteuropa unterwegs, häufig begleitet von ihrem Mann. Der Gesang und die Familie, zu der mittlerweile sieben Enkelinnen gehören, seien die wichtigsten Dinge in ihrem Leben, sagt Ursula Honeck.