Todtnau Historische Bausubstanz schützen

Markgräfler Tagblatt
Die Struktur im Geschwender Ortskern mit den bodennahen Walmdächern sei einmalig, hieß es in der Bürgerinformationsveranstaltung am Dienstag. Foto: Ines Bode Foto: Markgräfler Tagblatt

Bürgerinformationsveranstaltung: In Geschwend wurde über das Jahrhunderte alte Dorfbild diskutiert

Ein Bauvorhaben spaltet die Gemüter: Mit knapper Mehrheit stimmte der Ortschaftsrat im Dezember für ein Mehrfamilienhaus in der Mättlestraße – hinein platziert ins Jahrhunderte alte Dorfbild. Gegen das Projekt formierte sich eine Bürgerinitiative (BI). Am Dienstag wurde bei einer Bürgerinformationsveranstaltung über die Thematik diskutiert.

Todtnau-Geschwend. Binnen kürzester Zeit wurde laut Ortsvorsteher Alfred Zielinski eine Ortsanalyse erstellt. Diese wurde von Klaus Merz (Bauamt Todtnau) dem Publikum in der gut besuchten Elsberghalle nahe gebracht. Dabei ging es um baurechtliche Fakten, teils diffiziler Art, auch wegen des seltenen Bestands, sprich Denkmalschutzes. Deutlich wurde, dass alle Behörden wegen informatorischer Details aufeinander angewiesen sind. Ebenso klar wurde: Der Umgang mit Abgrenzungen des „Innen- und Außenbereichs“ kann zu Differenzen führen.

Los ging es jedoch mit dem Sachstand: Zielinski zufolge ging die Bauvoranfrage vom Ortschaftsrat ans Baurechtsamt Lörrach, und liege nun brach. Die Stadt Todtnau bewirkte eine „Zurückstellung“, der eine Veränderungssperre folgte. Grund: Zwar sei das Grundstück als Baulücke zu werten, ein Gesuch somit genehmigungsfähig, jedoch müsse es sich in die Umgebung einfügen.

Klaus Merz ging tiefer auf die ökonomische Beschaffenheit des Unterdorfs, auf das landwirtschaftliche Ortsbild, ein. Zu beachten sei die Besonderheit der Schwarzwaldhöfe. Sie gelten als Variante des Schauinslandhauses. Neubauten müssen dem raren Charakter in Gestalt und Baumaterial gerecht werden, forderten Ortschaftsräte. Bisher galt jedem Anwesen Schutz als Einzeldenkmal. Möglich wäre neu der Schutz als Ensemble, was der Forderung der BI entsprechen würde. Merz: „Ein Teil der Verantwortung liegt im Ort selbst.“

Zu den Regularien des Ensembleschutzes äußerte sich Claudia Mann (Landesamt Denkmalpflege). Sie schilderte die Erkenntnisse zum Dorf, basierend auf örtlichen Fakten der Datenbank, ins 17./18. Jahrhundert führend. Ober- und Unterdorf weisen kostbaren Bestand mit ebensolcher Dachlandschaft auf. Fürs Unterdorf (mit besagter Baulücke) empfahl sie, es als „denkmalgeschützte Gesamtanlage“ zu deklarieren, erforderlich sei eine Satzung. Seit 1971 werde mit diesem Instrument historische Bausubstanz geschützt. Alternativ dazu sei eine „Erhaltungssatzung“ denkbar.

Welcher Weg gewählt wird, entscheidet der Ortschaftsrat, der am 3. Mai tagen soll; das Resultat nimmt der Gemeinderat auf, der am 4. Mai tagt. Bürgermeister Andreas Wießner plädierte in der Elsberghalle für die „Gesamtanlagenschutzsatzung“. Ferner müsse ein geänderter Bebauungsplan ausweisen, wo künftig gebaut werden darf.

Den wichtigsten Termin für die Bürger stellt nun die Planoffenlage dar (nach dem Gemeinderatsbeschluss), innerhalb der öffentliches Mitspracherecht gegeben ist. Ortsvorsteher Zielinski kündigte einen Workshop an und hofft auf reges Interesse daran. Reichlich vorhanden ist es bei Willi Ortlieb, linker Nachbar des Bauplatzes (rechts: Blasihof), und Teilbesitzer des Grundstücks, der meint, die Pläne würden überhaupt nicht in das einzigartige Ensemble passen, dessen Gros aus dem Mittelalter stammt. 89 solcher Ortskerne soll es geben, wobei die Struktur in Geschwend mit bodennahen Walmdächern tatsächlich einmalig sei – wo auf der Welt finde sich Gleiches, so eine Architekten-Ansicht.

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