Trockene Haut Rissige Hände bergen Gefahren

Regine Warth

Gerade im Winter bekommen viele Menschen spröde und rissige Hände - Hautärzte warnen vor chronischem Verlauf.

Stuttgart - Erkältungen mögen harmlos sein, dennoch nerven sie. Also versucht man sie zu vermeiden – und wäscht sich bei jeder Gelegenheit gründlich die Hände. Natürlich mit Seife und obendrein noch mit Desinfektionsmittel. Denn das, so heißt es doch, ist der beste Schutz vor Rhinoviren und Influenza-Erregern.

Allerdings kann übermäßige Handhygiene auch Nebenwirkungen haben, die dann vielen Hautärzten zu schaffen machen: So ist etwa die klassische Seife ein Alkali-Albtraum für die Haut. Sie spült nicht nur den Dreck weg, sondern auch das Körperfett und damit auch den Säureschutzmantel der Haut. Die natürliche Barriere wird geschädigt. Die Haut wird anfällig für Entzündungen und Allergien. Wer dann nicht die Hände nach jedem Waschen cremt, um der Haut Fett und Feuchtigkeit zurückzugeben, kann auf Dauer die unangenehmen Folgen zu spüren bekommen: Die Haut wird trocken, spannt und schuppt sich. An den Knöcheln und zwischen den Fingern beginnt es zu jucken.

Besonders in der kalten Jahreszeit häufen sich die Fälle, bestätigt auch der Dermatologe Jens Tesmann von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Denn der kalte Wind sowie die trockene Heizungsluft entziehen der Haut zusätzlich mehr Feuchtigkeit und versetzen sie in eine Art Trockenstress. „Je nach Empfindlichkeit kann dies mehr oder weniger zu stark rissigen Händen führen und schlimmstenfalls ein Ekzem ver-ursachen“, sagt Tesmann.

Junge Frauen leiden häufiger an Handekzemen als Männer

Die Experten der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft sprechen dann von einem sogenannten irritativen Hautekzem, das nicht ansteckend ist. „Es bedeutet aber, dass der natürliche Schutzmechanismus der Haut so zerstört worden ist, dass die körpereigene Abwehr überreagiert und eine Entzündungsreaktion auslöst“, sagt die Professorin und Ärztliche Direktorin für Allergologie und Dermatologie an der HSK-Klinik in Wiesbaden. Diese ist erkennbar an einem brennenden Gefühl, Juckreiz und zunehmender Rissbildung.

Betroffen sind vor allem Menschen, die ständig mit Feuchtigkeiten arbeiten, sich häufig die Hände waschen, Desinfektionsmittel benutzen oder berufsbedingt viel mit Feuchtigkeiten arbeiten, Kontakt mit Ölen oder chemischen Substanzen haben. Wie die Daten einer Untersuchung der Universität Heidelberg belegen, leidet etwa jeder zehnte Bundesbürger zwischen 20 und 65 Jahren an einem Handekzem – 300 000 davon an einer schweren chronischen Variante. Junge Frauen leiden etwas häufiger an einem Handekzem als Männer.

Salben mit Cortison sollten nur befristet verwendet werden

Derzeit muss der Hautarzt Tesmann mit seinen Kollegen im Hautzentrum Innenstadt, Stuttgart, 20 bis 30 Patienten pro Woche aufgrund geröteter, trockener und schuppiger Hände behandeln. Meist verschreibt er eine nebenwirkungsarme Cortisoncreme. „Das körpereigene Hormon Cortison hemmt die überschießende Immunreaktion der Haut und dämpft die begleitende Entzündung“, sagt Tesmann. Allerdings sollte die Behandlung nur so lange dauern, bis die schlimmsten Symptome wieder abgeklungen sind – erst zweimal täglich über fünf Tage hinweg, dann noch einmal täglich an drei Tagen. Und auch wenn cortisonhaltige Salben rezeptfrei in Apotheken zu haben sind, sollte laut Tesmann die Anwendung nur nach Absprache mit einem Arzt erfolgen.

Besser ist es, wenn Menschen, die zu trockener Haut neigen, schon vorbeugen: „Grundsätzlich gilt, es mit der Hygiene nicht zu übertreiben“, sagt Tesmann. Desinfektionsmittel, die oft Seifen beigemischt werden, haben einen zerstörerischen Effekt auf die Haut. „Man sollte immer bedenken, dass auf unserer Haut auch Bakterien leben, die dem Menschen nützlich sind, weil sie etwa Keime oder Pilze in Schach halten“, sagt Jens Tesmann. Aber auch die werden von Desinfektionsmitteln abgetötet. Sein Rat: Beim Händewaschen sollte man Waschgele oder Waschlösungen benutzen, deren pH-Wert neutral ist – also im Bereich zwischen 5 und 6,5 liegt. „Diese schützen ebenfalls vor Erkältungsviren, greifen aber die Haut nicht so an.“

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