Stuttgart - Señor Hernandéz, wie steht es um Ihre Deutsch-Kenntnisse?
(antwortet in Englisch) Ich will die deutsche Sprache unbedingt lernen. Aber wir haben noch keinen Lehrer gefunden, der mich zu den Zeiten unterrichten kann, in denen ich nicht im Training oder bei Spielen bin.
Manager Bernhard Lobmüller hat bei der Teampräsentation gesagt, in einem Jahr würden Sie bei diesem Termin die Rede halten.
Ich habe ihn nicht verstanden (lacht).
Immerhin geht er davon aus, dass Sie auch in einem Jahr noch sein Trainer sein werden. Wie wird die Saison laufen?
Wir können viel erreichen.
Geht es auch etwas konkreter?
Ich habe eine wunderbare Mannschaft. Im Vergleich zur vergangenen Saison sind wir jetzt auf jeder Position besser besetzt. Deshalb kann ich sagen: Ob wir etwas erreichen, das liegt allein an uns. Wenn wir hart arbeiten, nicht nur um Spiel, sondern auch im Training, dann kann es hoch hinaus gehen.
Wie war die Vorbereitung?
Bestens. Wir haben nun Spielerinnen, die technisch sehr stark sind, deshalb konnten wir von Anfang an auf einem höheren Niveau trainieren als in der vergangenen Saison. Auch ich musste mich enorm anstrengen: Bei den Übungen, an denen ich beteiligt war, musste ich mit voller Kraft schlagen, wenn ich die Spielerinnen richtig fordern wollte. Nach jeder Einheit habe ich meine Schulter gespürt.
Neun Ihrer elf Spielerinnen sind neu im Verein. Wie hat die Integration geklappt?
Aktuell kann ich sagen: Wir sind schon sehr weit, das haben die 14 Testspiele gezeigt. Aber ich bin erst richtig zufrieden, wenn ich sagen kann: Wir sind ein Team. Und das ist für mich nicht nur ein Wort, da gehört viel dazu – füreinander kämpfen, sich verstehen, gut spielen, erfolgreich sein.
In die Suche nach Verstärkungen haben Sie viel Zeit investiert. Hat sich dieser Aufwand gelohnt?
Auf jeden Fall. Ich habe zwei Monate lang jeden Tag mindestens vier Stunden Videos geschaut. Ich wollte Spielerinnen mit hoher Qualität finden, und dafür reicht ein Zusammenschnitt der besten Szenen nicht. Man muss so lange suchen, bis man auch die Schwächen gesehen hat.
Und jetzt stimmt die Qualität?
Für das Budget, das uns zur Verfügung steht, haben wir eine perfekte Mannschaft, in der die Mischung aus Erfahrung und Jugend stimmt. Manager Bernhard Lobmüller hat einen tollen Job gemacht, als es darum ging, die Spielerinnen zu verpflichten, die ich haben wollte. Das ist jetzt mein Team!
Und wenn es schief geht . . .
. . . dann bin ich dafür verantwortlich.
Das ist ein ziemlich großer Druck.
Ach, letztlich steht doch jeder Trainer in der Bundesliga unter Druck. Mir macht dieser Druck nichts aus, wenn ich andererseits die Mannschaft habe, die ich haben wollte.
Ihr Kader ist mit elf Spielerinnen relativ klein, zumal Jelena Wlk zuletzt auch noch verletzt ausgefallen ist.
Es stimmt schon, dass in dieser Saison nicht viel passieren darf. Vor allem auf der Libero-Position, die wir nur mit Martina Malevic besetzt haben. Doch wenn sich niemand verletzt, dann ist alles okay. Und dann haben wir ein großes Plus.
Welches?
Jede Spielerin ist gut genug für die Anfangsformation. Wir haben nicht nur eine hohe Qualität auf dem Feld, sondern auch auf der Bank. Und deshalb findet in jedem Training ein enormer Konkurrenzkampf statt, der alle antreibt, sich weiter zu entwickeln.
Zum Beispiel . . .
. . . bei den Zuspielerinnen. Diese Position ist im Volleyball so wichtig wie im Fußball der Torwart. Wir haben in Mareike Hindriksen und Athina Papafotiou zwei exzellente Zuspielerinnen – und beide wollen immer noch besser werden. Neulich sind sie unabhängig voneinander auf mich zugekommen und haben gefragt, ob sie zusätzliche Trainingseinheiten machen können. Das zeigt zum einen, was sie für eine tolle Einstellung haben. Und zum anderen, was Konkurrenzkampf innerhalb eines Teams bewirken kann.
Hört sich an, als hätte der Trainer dabei richtig Spaß.
(Schmunzelt) Natürlich. Aber es bedeutet auch viel Arbeit. Der Wettbewerb bei uns ist so groß, dass wir jede Einheit mit zwei Kameras aufnehmen, um hinterher noch einmal alles exakt analysieren zu können. Nur so ist es möglich, genau zu sehen, welche Spielerin woran noch arbeiten muss.
Aufgrund von Terminproblemen in der Scharrena startet Ihr Team mit drei Auswärtsspielen in die Saison – ein großer Nachteil?
Nein, das ist kein Problem. Irgendwann hätten wir diese Spiele sowieso spielen müssen. Wir fangen am Mittwoch in Dresden an, dann spielen wir am Samstag in Berlin. Schlecht wäre gewesen, wenn wir zwischendurch nach Stuttgart hätten reisen müssen. Stattdessen bleiben wir jetzt im Hotel in Berlin, das ist optimal. So eine Unterstützung durch den Verein gab es noch nie.
Wie stark ist die Bundesliga in der neuen Saison?
Auf jeden Fall stärker als zuletzt. Das Niveau ist hoch, die Ausgeglichenheit groß. Aber das wird für uns ganz sicher keine Entschuldigung sein.
Wer sind die Favoriten?
Dresden hat 14 gute Spielerinnen, Schwerin ist noch stärker geworden, Vilsbiburg wird von meinem Mentor Jan José de Brandt trainiert. Danach kommen mehrere Teams auf einem Level. Dazu gehören wir.
Was ist Ihr Saisonziel?
Platz sechs und damit die direkte Qualifikation für die Play-offs.
Und was ist im Pokal möglich? In der ersten Runde geht es zu Hause gegen Bundesliga-Konkurrent VC Wiesbaden.
Natürlich träumen in Stuttgart alle davon, wie 2011 ins Finale in Halle einzuziehen und dort zu gewinnen – ich auch. Vorerst gilt: Für Wiesbaden ist das Erstrunden-Los auf jeden Fall schlimmer als für uns.