Weil am Rhein Auch ein Job schützt nicht

Weiler Zeitung
Die Fachstelle will Menschen vor der Wohnungslosigkeit bewahren. Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

Bilanz: Fachstelle Wohnungssicherung Weil am Rhein verhindert mehrfach Wohnungslosigkeit

Die Fachstelle Wohnungssicherung Weil am Rhein hat 2016 insgesamt 55 Haushalte erreicht. Davon waren 53 unmittelbar von Wohnungslosigkeit und zwei aktuell von Wohnungsnot betroffen.

Weil am Rhein (sas). Wie aus dem Jahresbericht hervorgeht, dominierte die Gruppe, bei der bereits eine Räumungsklage anhängig war. Ihr Anteil macht 53,7 Prozent aus. Bei 11,1 Prozent lag bereits eine Kündigung vor. Eine Zwangsräumung war bei 13 Prozent (im Vorjahr 23,3 Prozent) terminiert und 22,2 Prozent (11,6 Prozent) waren von Mietschulden oder anderen finanziellen Wohnungsproblemen betroffen. Besonders letztere Gruppe suche frühzeitig Hilfe.

Bei sechs Fällen (10,9 Prozent, im Vorjahr 5,2) handelte es sich um einen erneuten Kontakt. Trotz der Steigerung der Wiederholungsfälle könne die Nachhaltigkeit der Beratung konstatiert werden. Einkommen Im Hinblick auf die Einkommensstruktur stellten die größte Gruppe die Haushalte mit Einkommen aus Erwerbstätigkeit (29,8 Prozent) dar. In rund der Hälfte (50,9 Prozent) der von der Fachstelle erreichten Haushalte lebten Menschen mit Migrationshintergrund. Wiederholt zeige sich, dass es ihnen offensichtlich schwer fällt, öffentliche Leistungen zu beantragen. Als Gründe werden Sprache und Schamgefühle angeführt.

Haushaltsstruktur Mit 34,9 Prozent (Vorjahr: 26,5 Prozent) dominierten die alleinstehenden Männer. Den geringsten Anteil machten mit 4,7 Prozent alleinstehende Männer mit Kindern aus. Hinsichtlich der Altersverteilung ließ sich ein Schwerpunkt bei der Gruppe der 40- bis 49-Jährigen (26,3 Prozent) ausmachen. Der Anteil der über 50-Jährigen lag bei 42,1 Prozent. Zuweisungen Den Zugang der Fachstelle haben 55,8 Prozent über direkte Zuweisungen der Amtsgerichte erhalten. Es bewähre sich weiterhin, dass die Fachstelle in Delegation des Landkreises vom Amtsgericht Lörrach direkt informiert wird. Aus Eigeninitiative erreichten 25 Prozent der Haushalte die Fachstelle.

Stark gestiegen ist die Gruppe der privaten Vermieter (82,2 Prozent, im Vorjahr 58,9 Prozent). Bei ihnen sei die Wohnungssicherung tendenziell schwieriger, zumal sie oft länger mit Kündigung und Räumungsklage warten – so häufen sich höhere Mietschulden an. Oft seien auch verschiedene Anwälte involviert oder die Vermieter nicht mehr bereit oder finanziell in der Lage, dem weiteren Verbleib der Mieter zuzustimmen. Aber auch positive Erfahrungen seien gemacht haben, beispielsweise konnten Ratenzahlungen vereinbart werden. Ziel der Fachstelle sei es weiterhin, Kooperationen mit den örtlichen Wohnungsgebern wie Wohnungsbaugesellschaft und Baugenossenschaften zu schließen. Damit seien in Weil bereits gute Erfahrungen gemacht worden.

Gründe Mit 88 Prozent machten im vergangenen Jahr Mietschulden als Hauptproblem aus. Hintergrund waren häufig Erwerbslosigkeit, Überschuldung, psychische Probleme, Krankheit und Behinderung. Aber auch Erwerbstätigkeit schütze nicht generell vor dem drohenden Wohnungsverlust. Beratungen 23 Haushalte wurden einmal beraten, 18 Mal gab es Mehrfachberatungen (im Vorjahr neun) und weitere acht Haushalte wurden an andere Fachstellen vermittelt.

Bei sieben Haushalten konnte die Wohnung gesichert werden, für weitere sechs wurde eine alternative Wohnung gefunden. Vier Personen wurden ordnungsrechtlich in einer Obdachlosenunterkunft untergebracht.

Weil am Rhein (sas). Für Menschen in ungesicherten Wohnsituationen sei es wichtig, einen Ansprechpartner zu haben, heißt es im Jahresbericht der Fachstelle Wohnungssicherung Weil am Rhein (siehe nebenstehenden Bericht). Die Verdopplung der Mehrfachberatung weise auf eine erhöhte Komplexität der Fälle und die schwierige Suche hin.

Mit der Variable Altersverteilung könne in Zukunft besonders darauf geachtet werden, inwieweit sich ein höheres Lebensalter als Risikofaktor beim Verlust der Wohnung erweist.

Jede Wohnungssicherung sei als Erfolg zu werten, denn jeder Wohnungsverlust ziehe für die Kommune potenziell hohe Folgekosten nach sich, da die Mieten bei Wiedervermietung oft drastisch ansteigen. Wenn Wohnungen nicht gesichert werden konnten, lag das laut Jahresbericht meist an unangemessenen Mietpreisen. Falls sich Betroffene frühzeitig an die Fachstelle wenden, bestünden gute Chancen der Wohnungssicherung. Allerdings stoße auch dieser Erfolg immer öfter an seine Grenzen, wenn sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt nicht ändert.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading