Weil am Rhein Auf den Spuren der „sieben Todsünden“

Weiler Zeitung
Ein Ausschnitt aus dem „Jüngsten Gericht“ (vorne) vor einem Werk der aktuellen Ausstellung.                                                                       Foto: Ursula König Foto: Weiler Zeitung

Ausstellung: Kunstraum Kieswerk zeigt Werke polnischer Künstler / Brücke der Kunst nach Danzig

Von Ursula König

Weil am Rhein. Wenn am heutigen Donnerstag das „Kieswerk-Open-Air“ startet, dann tauchen Besucher ein in eine Welt der künstlerischen Vielfalt. Der Ort eigne sich besonders dafür, erklärte Festivalleiter Tonio Paßlick zur Eröffnung der Sonderausstellung „seven cardinal sins“ – die sieben Todsünden auf dem Außengelände rund um den Kunstraum Kieswerk.

Paßlick spannte den Bogen während eines künstlerischen Rundgangs weiter: Die großformatigen Arbeiten der polnischen Professoren Henryk Czesnik, Robert Florczak, Jacek Kornacki, Jacek Staniszewski stehen in Verbindung mit dem „Jüngsten Gericht“, dem Werk des flämischen Künstlers Hans Memling. Diese Thematik passe gut in die Feierlichkeiten anlässlich des Reformationsjahres.

Paßlick geht weit in die Geschichte zurück, um einen Bezug zu den „Todsünden“ herzustellen, die erstmalig gezeigt werden: Das Triptychon von Memling gelangte vor Jahrhunderten nicht, wie ursprünglich vorgesehen, nach Italien, sondern landete in Polen, wo es heute im Nationalmuseum von Danzig zu sehen ist. Das Thema des Altarbildes ist die Angst vor den Strafen, die im Jenseits warten. Ablassbriefe der katholischen Kirche führen zu Luthers Thesen vor 500 Jahren.

Ungewöhnliche Kombination

Die vier Künstler verankern ihre Bilder in der Gegenwart, ohne den Bezug zum „Jüngsten Gericht“ aus den Augen zu verlieren. Das schafft eine ungewöhnliche Kombination auf dem Ausstellungsgelände. Wie in einer Zeitreise lassen sich Beziehungen zwischen der Angst der Menschen vor dem jüngsten Gericht, den Strohhalmen, die ergriffen werden in Form von Ablassbriefen und der Verankerung der sogenannten Todsünden in der heutigen Zeit entdecken.

„Eine Welt, in der wir leben“, so erklärt Robert Florczak das langgestreckte Bild von Staniszewski, das den „Neid“ darstellt. Gesicht reiht sich an Gesicht, um die Leiden des Krieges zu verkörpern und die Anonymität aufzuheben. Direkt daneben finden die „Trägheit“ und die „Maßlosigkeit“ ihren Platz. Henrik Czesniks Vorliebe für große Formate kommt hier zur Geltung. Der Künstler legt keinen Wert darauf, Farben einzukaufen. Er verwendet mit Vorliebe Reste, die bei Renovierungen anfallen oder schaute sich auf dem Gelände des Kieswerks um. Denn „fertig“ waren seine Bilder nicht, als sie aufgestellt wurden, erklärt er im Gespräch.

Jacek Kornackis illuminierte Schädel wirken schaurig und faszinierend zugleich. Sie verweisen auf die entwicklungsgeschichtlich lang zurückliegenden Wurzeln der Menschheit.

Nicht zuletzt zeigt Florczak anhand von Last und Lust und Wut, das jedes Thema meist zwei Seiten hat und Aggressionen durchaus eine Antriebsfeder sein können.

Einiges an Selbstironie schwingt bei den „Todsünden“ mit. Ein spielerischer Umgang nimmt den Themen in der heutigen Zeit die Schärfe und wirkt dadurch so manchen menschlichen Schwächen gegenüber versöhnlich.

Die Kooperation mit den Künstlern im Kunstraum vor Ort – Volker Scheurer und Ania Dziezewska – scheint für die Stadt fruchtbar zu sein. So erklärte Paßlick, dass er gerne auf Vorschläge der beiden zu Ausstellungen eingehe und freut sich über die entstandene Brücke zwischen Weil und Danzig. Dort wird die Ausstellung im Oktober dann erneut gezeigt, in direkter Nähe des Triptychons.

 „seven cardinal sins“: bis 9. August; im Kieswerk selber sind die Arbeiten der Kunstausstellung ART K 17 zu sehen. Naoki Fukushima, Krzysztof Leon Dziemaszkiewicz, Ania Dziezewska und Volker Scheurer zeigen Malerei, Skulpturen, Objekten, Installationen.

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