Weil am Rhein Aufschlussreiche Haltinger Kircheninspektion

Weiler Zeitung
Die neuen Stadtführerinnen Cosima Nödinger-Sammara (l.) und Rosa Giampapa-Raps bei ihrem ersten Einsatz am Haltinger Dorfbrunnen. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Kundiger Einstand von Rosa Giampapa-Raps und Cosima Nödinger-Sammara als neue Stadtführerinnen

Weil am Rhein-Haltingen (bn). Seit Neuestem komplettieren Cosima Nödinger-Sammara und Rosa Giampapa-Raps die Riege der Weiler Stadtführerinnen. Die beiden gebürtigen Italienerinnen, die schon seit Jahrzehnten hier beheimatet sind, offerieren jetzt auch Stadt- und Dorfrundgänge in der Sprache ihrer Landsleute.

Ihren Einstand als metierbewanderte Informantinnen gaben sie am Sonntag mit zwei Haltinger Exkursionen zu den Kirchen St. Marien und St. Georg, wobei sowohl zuerst die deutsche als auch die anschließende italienische Führung auf reges Interesse stießen. Das war auch höchst verdient, denn die beiden Führerinnen beschränkten sich nicht nur auf bauliche Wesensmerkmale beider Gotteshäuser, sondern hatten auch reichlich Anekdoten und wenig bekannte Details zur lokalen Kirchengeschichte in petto.

Anschaulich schilderte zunächst Rosa Giampapa-Raps – im regulären Erwerbsleben Inhaberin eines italienischen Spezialitätengeschäfts – in der St. Marien-Kirche das mühsame und langwierige Procedere, bis die Planung des katholischen Gotteshauses vom Freiburger Ordinariat endlich abgesegnet war und der Bau nach Plänen von Gregor Schröder anno 1936/37, skeptisch beäugt von der Nazi-Obrigkeit, errichtet werden konnte. Auch den geradezu poetisch schwärmenden Zeitungsartikel über die Kirchenweihe verlas sie im Wortlaut. Alles Wissenswerte über Baustil, Ausstattung, Glocken, Orgel, die Geistlichen und die 14 Kreuzweg-Reliefplastiken von Bildhauer Emil Sutor vermittelte ihr aufschlussreicher Vortrag ebenfalls.

Den zweiten Teil der Führung übernahm Cosima Nödinger-Sammara, die an der Volkshochschule Italienisch unterrichtet. Zunächst schilderte sie am Brunnen unterhalb der St. Georgs-Kirche einiges zur früheren Bedeutung der dörflichen Wasserspender. Alsdann lud sie zu einem Rundgang um das in einer päpstlichen Bulle 1138 erstmals erwähnte Gotteshaus und erklärte dessen stilistische Eigenheiten (romanische, gotische und barocke Elemente) sowie die Inhalte der Sandstein-Epitaphe (Gedenktafeln) auf den Außenwänden.

Ebenso anschauliche wie interessante Schilderungen widmete sie dem kirchlichen Interieur mit der imposanten Orgel, den diversen sakralen Kunstwerken (Wandmosaik von Heiner Schaufelberger) und dem mehrfach geänderten Geläut, dessen kleine c-Glocke von 1688 aber noch immer erklingt, während die noch ältere Sebastiansglocke von 1570 derweil im Eingangsbereich des Lörracher Museums zu bewundern ist.

Aus dem Anekdotenfundus zur Kirchengeschichte konnte Cosima Nödinger-Sammara auch manches berichten. So die Überlieferung von Pfarrer Franz Guth, der als katholischer Priester während der Reformation zur neuen Konfession wechselte und damit die Pfarrmagd und Mutter seiner Kinder ehelichen konnte. Außerdem die Episode vom angeschossenen Hasen, der in die Sakristei geflüchtet war und dann vom Pfarrer verspeist wurde.

Der Strafe für diesen Jagdfrevel entging der geistliche Herr nur, weil ihm die Obrigkeit das – bis heute gültige – Jagdrecht verlieh.

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