Weil am Rhein Bei Suche möglichst nichts finden

Weiler Zeitung

Asiatischer Laubholzbockkäfer beschäftigt

Von Marco Fraune

Bei der Suche nach dem asiatischen Laubholzbockkäfer wird in Weil am Rhein auf verschiedene Methoden gesetzt. Die neueste ist die Pheromon-Prallfalle, von der 19 Stück zwischen Rheinpark und Schüttguthafen in den Bäumen hängen. Seit dem bislang letzten Fund im Jahr 2015 hat sich der Holzschädling hier aber noch nicht wieder blicken lassen.

Der Laubholzbockkäfer ist ein in Ostasien heimischer Holzschädling, der den Baumbestand im Siedlungsgebiet und Offenland ebenso wie die Wälder bedroht. Von dem eingeschleppten Insekt geht ein erhebliches Gefahrenpotenzial aus, so das Landratsamt. Die Larven des Käfers bohren sich in das Holz gesunder Laubbäume und können diese schnell zum Absterben bringen.

Das Landratsamt Lörrach, Fachbereich Landwirtschaft und Naturschutz, koordiniert die Überwachung und Verbringung der Laubgehölze außerhalb des Waldes in der Befalls- und Pufferzone.

Weil am Rhein. Für Patrick Kauschwitz ist es kein Problem, dass er seit eineinhalb Jahren nach dem asiatischen Laubholzbockkäfer sucht, aber ihn noch nicht zu Gesicht bekommen hat. „Der Erfolg ist, dass ich nichts finde.“ Denn der Förster, der seit Anfang 2016 für das Landratsamt im Einsatz ist, hat ein anderes Ziel. Der gelernte Förster soll die Quarantänezone in Weil überwachen, damit sich der Holzschädling nicht über die heimischen Bäume und Wälder hermacht. Die Zone erstreckt sich auf einen Radius von zwei Kilometern rund um den Hafen.

1,20 Meter lang und etwa 20 Zentimeter breit ist ein in den Bäumen hängendes Käferfallenelement. Die 19 Prallfallen sind im oberen Bereich mit schwarzem beschichtetem Karton ausgestattet, in dem sich kleine Tücher mit Duftstoffen (Pheromone) befinden. So werden die Käfer angelockt. Sie prallen gegen die schwarze Wand und fallen in einen darunter liegenden Behälter, in dem sich eine Salzlösung befindet. Damit wird gewährleistet, dass auch nach zwei Wochen bei einer Behälter-Kontrolle der Käfer noch genauer unter die Lupe genommen werden kann. Die Experten prüfen also, ob es sich um den asiatischen Laubholzbockkäfer handelt. Wenn Unklarheiten bestehen, tritt das Landwirtschaftliche Technologiezentrum (LTZ) Karlsruhe auf den Plan, wohin die Käfer zur Analyse geschickt werden.

Die Pheromon-Prallfallen hängen nunmehr bereits im zweiten Jahr in Weil. „Sie dienen nur der Überwachung“, erläutert Kauschwitz. Nicht alle Käfer könnten damit gefangen werden. Vielmehr bieten sie ebenso wie die Borkenkäferfallen Anhaltspunkte zum Aufkommen. „Die Fallen funktionieren nur, wenn es eine geringe Zahl von Holzschädlingen gibt“, ergänzt der Experte. Denn ansonsten gäbe es genug Männchen, die mit ihrem Duftstoff locken.

Auf Wirtspflanzen achten

Die Pheromon-Prallfallen sind auch nur eine von mehreren Überprüfungsmaßnahmen. Den Boden im Bereich des Hafens kontrollieren beispielsweise zwei vom Landratsamt beauftragte Rentner. Bei diesem Bodenmonitoring sind alle Wirtspflanzen in der Quarantänezone unter der Lupe. Dazu zählen alle Laubbäume – bis auf Eiche, Robinie und Wallnuss. Am liebsten mag der Asiatische Laubholzbockkäfer Ahorn, doch auch Weide und Pappeln stehen auf dem Speiseplan. Im März 2015 tauchte der Holzschädling in einer Pappelgruppe am Rheinufer auf.

Bäume fällen

Ist ein Käfer gefunden, gilt im 100-Meter-Radius dieser Bereich als Befallszone. Folge: Alle Wirtspflanzen werden hier gefällt, um dem Schädling den Nährboden zu entziehen. Zudem wird in einem Radius von 500 Metern jeder Baum beklettert. Hier kann das Landratsamt auf vier Baumkletterfirmen zurückgreifen, deren Mitarbeiter sich mit dem Schädling und dessen sich an den Bäumen abzeichnendem Fraßbild auskennen. Eine Probenentnahme erfolgt, indem ein Stück aus dem Baum geschnitten, zu den Experten am Boden runtergeschmissen und begutachtet wird. Dann stellt sich heraus, ob der heimische Bockkäfer am Werk war oder sein asiatischer Artgenosse.

Spürnasen im Einsatz

Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Spürhunden, die Aufschluss über die Schädlings-Art geben und überhaupt erst den richtigen Riecher beweisen. Nina Pfarr aus Grenzach-Wyhlen lotst ihre beiden Labradore beispielsweise zu die aus China kommenden Granitsteine, die auf Holzpaletten im Weiler Hafen ankommen. Durch den Hafenbereich und den Rheinpark führt ebenfalls der Weg der Spürnasen.

Ahorn als Fangbaum

Halbhohe Ahornbäume sind eine weitere Alternative, mit welcher der Schädling ausfindig gemacht werden kann. In den 100- und 500-Meter-Zonen werden diese nach einer Rodung aufgestellt, da diese Baumart den Käfern besonders gut schmeckt. Mindestens alle zwei Wochen wird kontrolliert, ob der Schädling am Fangbaum ist. „Wir kreieren keine neue Quarantäne-Zone“, erklärt Kauschwitz. Soll heißen: Die aus China angereisten Schädlinge sollen durch die Rodung nicht ins Umland getrieben werden, wo sie sich durch die Wälder fressen würden. Nach einer Weile könnten die Bäume nur noch als Brennholz genutzt werden.

Bürger sind gefragt

Bei der Suche nach dem asiatischen Laubholzbockkäfer sind auch die Bürger mit im Boot. Hinweistafeln, unter anderem am Rheinpark, rufen dazu auf, ein mögliches Vorkommen zu melden. 50 Bürger haben sich im vergangenen Jahr für den Bereich Weil am Rhein und Grenzach-Wyhlen beim Landratsamt gemeldet. Gegebenenfalls kommt Kauschwitz vorbei und prüft, um welchen Käfer es sich handelt.

Weiteres Vorgehen

Noch bis Mitte/Ende 2019 besteht die offizielle Quarantänezone in Weil, die sogar Auswirkungen auf die Lage der neuen Grünschnittsammelstelle hatte, die in dieser Zone liegen muss (wir berichteten). Ist bis in zwei Jahren kein asiatischer Laubholzbockkäfer im Dreiländereck gefunden worden, wird das bislang sehr engmaschige Netz etwas weiter gespannt, erklärt Kauschwitz. „Ich hoffe, dass wir den Käfer nicht hier haben.“ Bei der zwei mal jährlich anstehenden Begutachtung der Fläche vom Hafen bis zum Laguna über das Vitra-Areal und Haltingen müssen die Augen weiter offen gehalten werden. Denn der Schädling könnte einiges hier anrichten. „Seine Zerstörungswut ist gewaltig.“

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