Weil am Rhein Breite Skepsis beiderseits der Grenze

Weiler Zeitung
Ein neues Container-Terminal im nördlichen Weiler Rheinhafen: Kommt es in zehn Jahren oder doch erst nach 2050? Foto: Boris Burkhardt Foto: Weiler Zeitung

Drei Basler Firmen halten dennoch an ihren Plänen für ein neues Container-Terminal im Weiler Rheinhafen fest

Von Boris Burkhardt

Weil am Rhein/Basel. In der Basler Wirtschaft wird derzeit wieder intensiv über die zukünftige Entwicklung der Rheinhäfen diskutiert. Im Vordergrund stehen dabei drei Container-Firmen, die mit den Schweizer Plänen für den Ausbau in Kleinhüningen nicht einverstanden sind und im Rheinhafen Weil am Rhein ein Konkurrenzprojekt planen.

„Wir haben unsere Zelte in Basel abgebrochen“, sagt Roman Mayer, Inhaber der Swissterminal AG. Seine Firma machte den Anfang; es folgten die Danser AG und die Ultra Brag AG. Die Firmen stellten bereits im Februar ihre Pläne dem Weiler Gemeinderat vor (wir berichteten). „Wir wurden in Weil sehr gut begrüßt“, berichtet Mayer.

Den drei Firmen, die mehr Platz für ihre Container brauchen, schwebt ein trimodales Terminal (also Schiff–Bahn–Laster) nördlich der Heldelinger Straße vor, wie es die Schweizerischen Rheinhäfen (SRH) im Kleinhüninger Hafenbecken 3 planen, nur in kleineren Dimensionen und mit geringeren Kosten. Den Umzug planen sie bis 2029, wenn ihre Baurechte in Kleinhüningen auslaufen.

Aus Basel fühlt sich Mayer vertrieben, weil die SBB Cargo, die federführend in der Planungsgesellschaft für das neue Hafenbecken in Kleinhüningen ist, unerfüllbare Bedingungen an seine Firma stelle. Auch mit den SRH habe er keine Lösung finden können, wie seine Firma in Basel noch wachsen könnte. Von ihrem jetzigen Standort am Hafenbecken 1 müssen die Firmen weichen, weil der Kanton dort Wohnungen plant.

Der Basler Gewerbeverband gab den drei Firmen in einer Sitzung am Montag die Möglichkeit, ihr Projekt vorzustellen, was laut Schweizer Medienberichten für Unruhe unter den anderen Firmen im Hafen sorgte, die im Ausbau in Weil am Rhein eine Konkurrenz für den Ausbau in Kleinhüningen sähen. Denn Mayer sagt gegenüber unserer Zeitung: „Für uns ist ganz klar: Wir wollen nach Weil.“

Diese Euphorie teilt Weils Oberbürgermeister Wolfgang Dietz noch nicht . „Es ist zu verfrüht, die Chancen für ein solches Terminal in Weil zu beurteilen“, sagt er auf Nachfrage. Größter Knackpunkt sei der Bau des Autobahnanschlusses an die A 5, seit Jahrzehnten als Märkter Dreiviertelanschluss gefordert.

Dieser sei, und zwar als Vollanschluss, für das neue Terminal unerlässlich. Bisher ist laut Dietz die Finanzierung des Anschlusses durch Land und Bund jedoch noch offen, auch wenn sich die drei Firmen zusätzlich Bundesmittel aus der Schweiz versprechen und sogar einen eigenen Finanzierungsanteil ins Gespräch gebracht haben. Dass ihn der neue Schwung in der Debatte um den A 5-Anschluss freut, verhehlt Dietz jedoch nicht: „Neben dem Vorteil für die bestehenden Firmen im Rheinvorland brächte der Anschluss eine Entlastung für Märkt, den Colmarer Kreisel und letztlich auch für Haltingen.“

Basel braucht Weiler Rheinhafen erst ab 2050

Der Basler Regierungsrat und Wirtschaftsminister Christoph Brutschin geht noch einen Schritt weiter und spricht den drei Firmen den ehrlichen Wunsch, nach Weil zu gehen, ab: „Ich glaube, sie fühlen sich in Kleinhüningen sehr wohl und würden am liebsten bleiben.“ Hinzu komme das pragmatische Problem, dass der Kleinhüninger Ausbau spätestens 2022 fertig sei, der Ausbau in Weil aber frühestens 2027 anfangen könne. Wie auch Dietz verweist er auf die unbeantwortete Kostenfrage des Märkter Autobahnanschlusses, während der Kleinhüninger Anschluss an die A 2 bereits finanziert sei.

Allerdings gibt Brutschin zu, dass eine Lösung für Swissterminal, Danser und Ultra Brag dringender sei, da ihre Baurechte nicht noch bis 2049 liefen wie die aller anderen Firmen in Kleinhüningen. Er fordert sie deshalb auf, trotz der Unstimmigkeiten mit den anderen Container- und Logistikfirmen in Kleinhüningen zusammenzuarbeiten. Es werde keine Diskriminierung geben, wie von ihnen befürchtet: „Der Terminalbetreiber wird nach den WTO-Richtlinien ausgeschrieben und deshalb neutral sein.“ Auch aus Deutschland und Holland gebe es Interessenten.

Das wiederum heißt für Brutschin aber nicht, dass Weil langfristig keine Rolle für den trinationalen Rheinhafen spielen wird: Spätestens ab 2050 werde der stetig wachsende Containerverkehr die dortigen Kapazitäten brauchen.

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