Weil am Rhein Ciacona-Varianten klar ausgeleuchtet

Weiler Zeitung
Begeisternde Interpretin aus Wien: Marina Ragger an der Metzler-Orgel der Weiler Kirche St. Peter und Paul. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Konzert: Marina Ragger an Metzler-Orgel

Von Walter Bronner

Weil am Rhein. Die Ciacona oder Chaconne war ursprünglich ein gravitätischer Tanz des spanischen Hofes, der bald einmal Eingang in die Kunstmusik fand und seit dem 17. Jahrhundert von vielen Komponisten zu teils grandiosen Meisterwerken „verarbeitet“ wurde. Bedeutende Varianten dieser Musikform bildeten das Programm der jüngsten „Orgelmusik zum Samstagabend“ in der Kirche St. Peter und Paul in Weil am Rhein.

Am dreimanualigen Spieltisch des Metzler-Instruments waltete diesmal Marina Ragger aus Wien. Hausorganist Albrecht Klär hatte die junge Tastenvirtuosin, Sängerin und Dozentin für Kirchenmusik auf einer Art Bildungsreise zu historischen Orgeln Österreichs kennengelernt und sie für seine beliebte Konzertreihe gewinnen können.

Gälte es, dem Haupteindruck des Abends in einem Satz zu umreißen, wäre wohl „Klarheit durch Artikulation und Registrierung“ die bündigste Formulierung. Denn der Anlass geriet zu einem Hörereignis erster Güte, ging es der Interpretin doch durchweg um kristallklare Transparenz der dargebotenen Kompositionen, mit denen sie sich zudem als originelle Programmgestalterin auswies.

Schwelgerische Klangpracht und melodischer Reichtum

Am Beginn stand Mendelssohns dritte Orgelsonate, ein von schwelgerischer Klangpracht und melodischem Reichtum durchwirktes Stück, dessen weiträumige Hauptsatz-Variationen Marina Ragger mit orchestraler Opulenz und agogisch lebhaftem Drive entfaltete.

Umso beschaulicher stellte sie das folgende von sanfter Melancholie durchströmte Andante der zweisätzigen Tonschöpfung dar. Gleiche melodische Anmut und klangliche Durchsichtigkeit ließ sie auch Mendelssohns selten zu hörendem „Thema mit Variationen in D“ angedeihen, ebenso dem folgenden Musterbeispiel süddeutscher barocker Orgelkunst, der „Ciacona“ von Georg Muffat.

In die meditativen französischen Klanggefilde der klassischen Moderne entführte die Konzertgeberin mit der Chaconne aus „Le jardin suspendu“ und Variationen über ein Thema des Renaissance-Meisters Clément Jannequin von Jehan Alain. Der im zweiten Weltkrieg erst 29-jährig gefallene Bruder der legendären französischen Organistin Marie-Claire Alain kultivierte eine individuelle Tonsprache, die nach eigener Aussage weniger durch den kompositorischen Aufbau der Stücke geschätzt werden, sondern „instinktiv, ohne nachzudenken, einfach so“ berühren wollte.

Die differenzierte und sorgfältige Darstellung der eigentümlichen kontrapunktischen und melodischen Strukturen durch den Wiener Gast war in jeder Hinsicht dazu angetan, solche Faszination zu bewirken. Desgleichen Johann Sebastian Bachs gewaltige, eine geschlagene Viertelstunde dauernde Passacagila und Fuge c-Moll (BWV 582), deren im Pedal angestimmtes melodisches Fundament 20mal durch äußerst kunstvolle, von rhythmischer Mannigfaltigkeit geprägte Verzierungen variiert werden und in der konsequenten, klar artikulierenden Wiedergabe Marina Raggers suggestive Wirkung sondergleichen erzeugten.

Den frenetischen Beifall dafür vergalt die Interpretin mit einem entzückenden Capriccio, das flankiert vom Zwitscher-Register der Orgel den Kuckucksruf durch alle erdenklichen Tonhöhen variierte.

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