Von Boris Burkhardt Weil am Rhein. Gestern haben die Behörden mehrere Bäume im Weiler Rheinhafen fällen lassen, um die Ausbreitung des Asiatischen Laubholzbockkäfers zu unterbinden. Da liegen sie auf dem Parkplatz, die sechs Platanen. Gestern morgen wurden sie auf dem Gelände der Rhenus SE & Co. KG direkt im Rheinhafen, südlich der Palmrainbrücke, gefällt. „Es ist schon hart für uns, die vielen gesunden Bäume hier liegen zu sehen; aber wir versuchen, andere Bäume zu retten“, sagt Helmut Ruser, der zusammen mit Heiko Disch als Baumkontrolleur beim Regierungspräsidium arbeitet. Die beiden müssen nun hoffen, dass sie ihre Arbeit in den kommenden Tagen umsonst gemacht haben werden. Denn das Ziel ihrer Kontrolle ist der Asiatische Laubholzbockkäfer, kurz ALB. Vor gut zwei Wochen wurde direkt am Rheinufer eine befallene Pappel entdeckt: mehrere Raupen und zwei schlupfbereite Käfer (wir berichteten). Der unerwünschte Einwanderer aus China befällt in Europa wahllos alle Laubbaumarten und zählt deshalb zu den 100 gefährlichsten invasiven Neobioten, also eingewanderte Lebewesen, die die heimische Flora und Fauna schädigen oder verdrängen. Die Pappeln waren der zweite Befall im Weiler Rheinhafen nach 2012; zum Glück brauchen die Larven des ALB drei Jahre, bis sie schlüpfen. Nach den europaweiten Richtlinien müssen jedoch nach einem Befall alle Laubbäume im Umkreis von 100 Metern untersucht und vernichtet werden. Neben den Platanen waren davon noch zwölf kleinere Säulenhainbuchen betroffen. Ruser und Disch müssen nun jeden einzelnen Baum zentimetergenau nach Eiablagen und kleinen Bohrlöchern in der Rinde absuchen. Heute oder morgen abend sollen auch noch speziell ausgebildete Laubholzbockkäfer-Spürhunde zum Einsatz kommen. Die Bäume werden anschließend gehäckselt und in die Heizkraftanlage gebracht. Ruser und Disch untersuchen die Bäume im Umkreis von zwei Kilometern um eine Fundstelle zwischen fünf- und sechsmal im Jahr. Dabei freut sich Ruser über die gute Zusammenarbeit mit den Besitzern von Privatgrundstücken: „Wir hatten noch nie Probleme, in einen Garten zu gehen.“ Die Anwohner seien sensibilisiert und meldeten bisweilen auch selbst verdächtige Bäume und Käfer. Auf dem Rhenusparkplatz vor Ort ist auch der Obstbaumberater des Landratsamtes Klaus Nasilowski. Auch er kann nur hoffen, dass der ganze jetzige Aufwand umsonst war. Sollten die Kontrolleure lediglich Eier oder Raupen finden, halte er aufgrund deren langer Entwicklungszeit weitere Maßnahmen nicht für notwendig. „Wenn es aber tatsächlich Ausfluglöcher erwachsener Käfer gibt, müssen wir von hier einen neuen 100-Meter-Radius ziehen“, sagt er. Und diese Bäume wären wesentlich schlechter zu erreichen und zu fällen. Hinzu kommt, dass die Bäume an der Alten Straße erst kürzlich neu gepflanzt wurden, wie Rhenus-Betriebsleiter Lothar Latz sagt. Auch ihm tue es weh, die Bäume nach 20 Jahren gefällt zu sehen. Schon im Herbst wolle Rhenus wieder neue pflanzen. Dass der Parkplatz für mehrere Tag gesperrt werden müsse, sei nicht erfreulich. „Aber wir sind Logistiker; wir können mit so etwas umgehen“, meint er schmunzelnd.