Fortan wechselte die schnell Arbeitende das Schnitzmesser mit Kettensäge und Schleifmaschine und fand ihr Medium: „Vielleicht erfüllt das Holz genau das, was ich anstrebe“, sinniert sie ob jener ´Lebensspuren`, die ihr den beruflichen Weg wiesen: „Wollte ich doch seit Kindheit an Schmiedin werden! Doch als Mädchen jener Zeit, das 1953 in der Eifel geboren wurde und aufwuchs, absolvierte ich die Kunsthochschule in Köln, studierte dazu Mode und arbeitete als Kunstdozentin auf Sylt.“ Dann lernte sie beim anthroposophischen Seminar in Wangen im Allgäu ihren Mann kennen. Er ist Schweizer Philosoph und Musiker. Der Liebe wegen zog dann Dorothee Rothbrust vor 24 Jahren ins Grenzgebiet und machte sich selbständig.
Ihre Stärke scheint auch den feingliedrigen Frauenbildern innezuwohnen, die im zweiten Atelierraum keck von Papierfahnen blicken und den Statuetten in satter Kunstfertigkeit schwesterlich die Hand reichen. „Alles Lotterweiber!“, greift die Künstlerin jenes aus der Heimat so positiv behaftete Synonym für starke, eigenständige Frauen auf: „Es ist auch die Geschichte meiner Tante, Mutter dreier Kinder, die jung ihren Mann verlor und sich gegen die damalige Konvention, rasch wieder zu heiraten, entschied. Sie kämpfte sich erfolgreich durch und beeindruckte mich sehr. So wollte ich auch werden!“
Seitdem fließt alles, was Rothbrust zum Themenkomplex Mensch berührt, in ihre Arbeit: Bereiche wie Freundschaft, Körperhaltungen beim Warten und der Begegnung. Meist schälen sich weibliche Figuren heraus: Die Fertigung sei dann ein Gespräch unter Freundinnen. Freundinnen, die der Künstlerin Naturbelassenheit oder kräftige Farbgebung einfordern, selbst etliche Übermalungen. Auch die typisch-edlen „Schwanenhälse“, den sprechend-markanten Blick.