Weil am Rhein „Eigene Wirklichkeiten“ bei Stahlberger

Weiler Zeitung
Sandra Eades „The White Garden“ Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Kunst: Sandra Eades und Reinhard Klessinger stellen in Weil am Rhein aus

Von Dorothee Philipp

Weil am Rhein. Der „weiße Garten“ ist irgendwo in Lothringen. Angelegt hat ihn die Künstlerin Sandra Eades mit ausschließlich weiß blühenden Pflanzen. In ihrer neuen Ausstellung in der Weiler Galerie Stahlberger dürfen die Besucher mit ihr in diesem geheimnisvollen Gartenparadies umherstreifen. Als Kontrapunkt zeigt die Ausstellung Arbeiten von Reinhard Klessinger, die mit ihren vielschichtigen Reflexionen direkt auf die Bilder seiner Partnerin eingehen, mit der er schon seit 45 Jahren zusammen lebt und arbeitet.

Beide Künstler sind mit vielen Preisen und Stipendien ausgezeichnet und leben derzeit in Freiburg und in Lothringen. Ein spannender und intimer Dialog findet statt in den drei lichtdurchfluteten Räumen der Galerie, die dafür den perfekten Rahmen abgeben. Vielfach spiegeln sich die Bilder von Eades in den glatten Flächen der Objekte Klessingers aus Zink und Spiegelteilen wider, Berührungspunkte lassen sich so gut wie nirgends vermeiden.

Sie aufzuspüren ist für den Besucher eine aufregende Erkundung. Eades zeigt auf ihren Fotografien jeweils nur einen winzigen Ausschnitt einer konkreten Umgebung, Blütenblätter von Tulpen, die im Verwelken von der Blüte abgefallen sind, die Kiesel der Gartenwege, ein Blick aus einem halboffenen Fenster, eine altmodische, mit Glasperlenschnürchen verzierte Hängelampe, alles nur angedeutet, nie in der Totalen. Den Kontext von Duft, Farbe, Atmosphäre, der den Zauber dieser Bilder ausmacht, stellt sie mit der Kombination der Fotografien mit Grafiken und gemalten Farbflächen her, das Bild gewinnt dadurch an innerer Dynamik und Logik. Bis zu 17-mal schichtet Eades die Farben der Flächenelemente übereinander, die dann absolut gleichmäßig und ohne jede Struktur dem Tableau seine einzigartige Atmosphäre geben.

Ein weiteres Element in den Tableaus sind die geheimnisvollen Zeichen, die auf Formen aus den Fotografien zu reagieren scheinen, Schriftzeichen aus längst vergangenen Kulturen oder kultische Geheimzeichen, klein, aber stark präsent. „Der Dialog der Bildflächen ist auch unser Dialog mit dem Bild, das uns unkompliziert zum Teil des Gebildes macht“, stellte Weils Kulturamtsleiter Tonio Passlick bei der Eröffnung der Ausstellung fest.

Betrachter auf mehreren Ebenen

Die Objekte Klessingers scheinen teilweise aus den Bildern von Eades herausgetreten zu sein: Mit ihren spiegelnden Oberflächen nehmen sie die Umgebung auf und setzen sie ausschnittweise in einen neuen Kontext. Auch hier findet die Wahrnehmung durch die Betrachter auf mehreren Ebenen statt. Fragmente von Wörtern, auch spiegelverkehrt laden ein, „um die Ecke“ zu denken, sich dem Objekt von mehreren Seiten zu nähern.

Anders seine gerahmten zweischichtigen Bilder aus Glas und Spiegelglas. Das Glas bemalt Klessinger mit Wischbewegungen der Hand, der Finger oder des Handballens, die Bewegung ist im Bild noch spürbar – kraftvoll, mit sicherem Schwung. Die beiden Bildebenen sorgen auch hier wieder für Reflexionen untereinander und mit der Umgebung. An manchen Stellen spiegeln sie neben dem Betrachter auch ausschnittweise die Bilder von Sandra Eades, ein nimmermüder Reigen der wechselnden Perspektiven und Standpunkte.

Ein anregendes Objekt ist das Regal im dritten Raum, wo sieben dieser Glasbilder Klessingers wie in einem Setzkasten angeordnet eine eigene Geschichte zu erzählen scheinen. „Was mich beim Gang durch die Ausstellung... begeistert, ist die stetig dabei wachsende Überzeugung, dass die Arbeiten von Sandra Eades und Reinhard Klessinger nicht nur wesentliche Fragen der Wahrnehmung anstoßen, sondern uns unaufdringlich eigene Wirklichkeiten erzählen“, stellte Passlick dazu fest.

Sandra Eades, photo/painting und Reinhard Klessinger, Objekte, Skulpturen, Zeichnung;

Galerie Stahlberger, Pfädlistraße 4, Weil am Rhein – bis 25. Juni. Öffnungszeiten: Di bis Sa 16 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel. 07621/746 50.

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