Weil am Rhein-Haltingen (ste). Die Syrer Roza Kasem und Ismael Hofothman sind junge Leute mit einer schwierigen Herkunfts- und Fluchtgeschichte, aber ganz normalen Träumen, wie sie jedes Paar in Weil, in Haltingen oder in Lörrach hat: eine romantische Hochzeitsfeier, wenn auch nur im kleinen Rahmen – oder in ihrem Fall – zu zweit. Das Paar stammt aus dem kriegszerstörten Aleppo und hat noch in seiner Heimat geheiratet. Seit einiger Zeit sind die beiden in Deutschland und über Stationen wie Karlsruhe nun in der Haltinger Notunterkunft gelandet. Die Bomben und Trümmer liegen hinter den beiden, in Deutschland sind sie sicher, haben es trocken und warm. Der Blick der beiden richtet sich in die Zukunft – die aber ist noch ungewiss. Hand in Hand schlendern Roza und Ismael zwischen den Küchencontainern und den Aufenthaltszelten hindurch. Roza sieht müde aus und vielleicht auch ein bisschen traurig. Radhouane Farhat ist ein tunesisch-stämmiger Weiler, der seit 20 Jahren in der Grenzstadt lebt und in der Flüchtlingsunterkunft ehrenamtlich hilft. Gefragt sind vor allem seine Sprachkenntnisse, kann er sich doch auf Arabisch mit Menschen von Mauretanien bis zu den Golfstaaten unterhalten. Ismael und Roza haben schnell Vertrauen zu ihm gefasst. Beide haben am 1. Januar Geburtstag, vorher noch, am 31. Dezember, will Ismael Hofothman sich und seiner Frau den großen Wunsch irgendwie erfüllen. Die Zeit drängt, aber Ismael hat Hilfe. Radhouane Farhat ist gerade dabei, den beiden eine kleine private Feier und ein Zimmer für die Hochzeitsnacht zu organisieren. Auch fehlt noch ein weißes Kleid für die 19-Jährige und ein Anzug für den 24-Jährigen. „Wie alle Frauen auf dieser Welt möchte Roza an ihrer Hochzeit ein weißes Kleid tragen“, sagt Radhouane Farhat, der aus der Textilbranche stammt und – wenn er könnte – bestimmt eins aus dem Hut zaubern würde. Stattdessen telefoniert er viel – und hofft auch auf Unterstützung aus der Weiler Bevölkerung. „Vielleicht hat jemand ein Kleid in Größe S oder einen Anzug in Größe M im Schrank und würde die Sachen gerne vermieten. Dafür wären wir sehr dankbar“, sagt Radhouane Farhat und lächelt.