Weil am Rhein Ein gefährliches Pflaster

Weiler Zeitung

Einsatz: Stefanie Glinski berichtet aus Afrika / Das riskante Leben der Journalisten und Hilfsarbeiter (2. Teil)

Vergangenes Jahr wurde ein eigentlich sicherer, internationaler Wohnblock von bewaffneten Gruppen überfallen; ein Journalist verlor dort sein Leben. Im März starben sieben Hilfsarbeiter in einem Überfall. Die Zahl der Opfer wächst weiter, denn der Südsudan ist ein gefährliches Pflaster für Journalisten und Hilfsarbeiter.

Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen ist das Land eines der gefährlichsten für Berichterstatter. Seit der Unabhängigkeit 2011 wurden neun Korrespondenten getötet. Gleichzeitig ließen mehr als 80 Hilfsarbeiter ihr Leben im Einsatz seit Beginn des Bürgerkriegs 2013, so die UNO.

Fast 95 Prozent der Opfer sind Südsudanesen, doch auch internationale Arbeiter werden angegriffen. „Zwar lebe ich nicht jeden Tag in Angst, aber als kanadische Journalistin weiß ich, dass ich hier immer eine Zielscheibe sein werde,“ erzählt eine junge Frau, die ihren Namen nicht veröffentlichen möchte.

Auch ich wohne in Juba in einer gesicherten, ummauerten Wohnanlage („compound“), die 24 Stunden lang von bewaffneten Wächtern beschützt wird. Die Zimmer sind modern und haben eine Klimaanlage, doch die Miete ist wegen der hohen Sicherheit teuer. Eine kleine Wohnung kostet mindestens 1000 Euro, meist viel mehr.

Für die internationale Gemeinschaft ist dies Standard; niemand wohnt in einem Wohnblock, in den leicht eingebrochen werden kann, und jede Organisation hat ihr eigenes eingezäuntes Büro, oft mit sicheren Wohnungen für internationale Mitarbeiter. Die Vorkehrungen stören mich nicht und machen mich auch nicht nervös; sie sind einfach wichtig. Im Südsudan herrscht weiterhin Bürgerkrieg, und es gibt viele verschiedenen bewaffnete Gruppen.

Für einheimische Familien sieht das Leben anders aus. Meistens haben sie ihre eigenen Häuser und entscheiden selbst über die Sicherheitsvorkehrungen, die sie treffen wollen. So geht es auch Johnson. Er ist Südsudanese und arbeitet für eine internationale Hilfsorganisation. Seinen Nachnamen sowie seine Arbeitsstelle will er nicht nennen. „Das ist zu riskant für mich und für meinen Arbeitgeber; das ist es mir nicht wert,“ erklärt er.

Seit Jahren schon wohnt der junge Mann in einem Flüchtlingslager in der Hauptstadt, denn auch er ist einem Angriff auf sein Dorf entflohen. Vielen seiner Kollegen geht es ähnlich.

„Ich fühle mich in meinem Haus sicher, weil wir hier von der UNO unterstützt werden. Es gibt aber auch Stadtteile in Juba, die ich niemals besuchen würde,“ meint er. Johnson gehört der ethnischen Gruppe der Nuer an, dessen ehemaliger Vizepräsident, Riek Machar, in Opposition zum Präsidenten lebt, der einer anderen Gruppe, der Dinka, angehört.

„Der Bürgerkrieg hat uns gezeigt, dass es immer noch Spannungen gibt und dass keine ethnische Gruppe vor der anderen sicher ist,“ meint Johnson. „Die Situation verschlimmert sich weiter.“ Seine Familie hat er bereits nach Kenia geschickt, wo seine Frau und zwei Söhne jetzt in Sicherheit leben. Er selbst hofft, bald mit ihnen dort zu sein.

Das Leben in Juba und dem Rest des Landes ist nicht einfach, aber trotzdem ist es nicht komplett unsicher und auch nicht immer gefährlich. Während der Arbeit bin ich oft draußen, unterhalte mich mit Flüchtlingen oder besuche abgelegene Regionen des Landes. Die Menschen sind freundlich und offen, es sind nur die bewaffneten Gruppen, von denen ich mich fernhalte. Die UNO hat eine Ausgangssperre für alle internationalen Arbeiter nach 19 Uhr vorgeschlagen und daran wird sich streng gehalten. „Sobald es dunkel wird, ist hier niemand mehr auf den Straßen, denn es ist zu riskant,“ erzählt die kanadische Journalistin. Manchmal, wenn der Feierabend erst um 18 Uhr beginnt, ist das schwer. Dann müssen das Abendessen, der Einkauf oder das Fitnessprogramm in eine Stunde gepresst werden, bevor es zurück in den gesicherten Wohnblock geht. Anfangs ist das gewöhnungsbedürftig, aber die Situation wird von allen akzeptiert. „Wenn wir hier in Juba sicher sein wollen, müssen wir uns an die Regeln halten,“ meint Johnson. Und genauso sehen wir das in Juba alle.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading