Weil am Rhein (sif). Das Projekt Repair-Café, das Tom Leischner, Leiter der Volkshochschule Weil am Rhein, vor zwei Jahren gestartet hat, bewährt sich. Das verdeutlicht er auf die Fragen von Siegfried Feuchter. Seit zwei Jahren gibt es auch in Weil am Rhein ein Repair-Café im Kesselhaus. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen damit" Absolut positiv. Das „Projekt“ von vor zwei Jahren, als wir durch eine Initiative von Bürgern damit gestartet haben, ist längst zu einem großen, wichtigen und fest verankerten Teil der Volkshochschule geworden. Alle sind begeistert dabei: Vor allem die Besucher, die ihre Geräte bringen, um sie selbst unter Anleitung wieder zu reparieren. Aber auch das Team der Experten, in der Annahme und das Leitungsteam. Repair-Cafés haben ja keinen kommerziellen Hintergrund. Welche Absicht verbindet sich mit einer solchen Einrichtung" Sollen auf diese Weise Ressourcen gespart werden" So ist es. Das Repair-Café ist ein kleiner Beitrag zum nachhaltigen Handeln, das auf unserem Planeten unabdingbar ist, wenn wir nicht weiterhin so verschwenderisch mit den Ressourcen umgehen wollen. Es soll in erster Linie ein Bewusstsein für nachhaltiges Handeln schaffen: Entgegen der Wegwerfgesellschaft – hin zu einem bewussten Umgang mit den Dingen. Wie ist die Resonanz" Wie viele Leute nutzen durchschnittlich das Angebot" Bei den bisher 17 Veranstaltungen kamen jeweils um die 30 Besucher, die jedes Mal etwa 40 Geräte zur Reparatur dabei hatten. Somit sind in diesen zwei Jahren um die 700 Geräte beim Repair-Café angeschaut und zum Teil repariert worden. Die Erfolgsquote liegt bei 75 Prozent. Aber selbst bei diesem Viertel, das nicht repariert werden konnte, konnten sich die Besitzer nun guten Gewissens von ihrem guten Stück trennen. Welche Bereiche von Reparaturen werden abgedeckt" Wir decken folgende Bereiche ab: Elektronik, Modeschmuck, Holz, Spielzeug, Fahrräder und es gibt Tipps für Textilreparaturen. Insgesamt kann man sagen, dass das Repair-Café nicht die Arbeit eines echten Reparaturbetriebs abnimmt, sondern es geht darum, die Dinge zu reparieren, die jeder Hobbybastler auch selbst wieder ins Lot bringen könnte. Gerade bei den Fahrrädern führen wir keine großen Reparaturen durch, sondern die Besucher lernen das, was sie auch in unserem offiziellen VHS Kurs „Fahrradwerkstatt“ lernen, um bei einer Panne oder im Frühjahr nach der langen Zeit im Keller das Velo wieder fit zu bekommen. Spezifische Ersatzteile, die man nicht vor Ort im Repair-Café haben kann, müssen die Besucher selbst mitbringen. Wer nutzt das Angebot" Kommen auch junge Leute" Bei einer Stichprobenerhebung beim Repair-Café im September letzten Jahres hat sich ergeben, dass von den 40 Besuchern 26 aus Weil am Rhein waren. Die anderen kamen aus dem Landkreis Lörrach. Interessant ist hier, dass wir bei dieser Stichprobe keine Gäste aus der Schweiz oder Frankreich hatten. Das liegt vermutlich auch daran, dass Basel selbst Veranstaltungen dieser Art anbietet. Es kommen auch junge Leute. Wir haben ab und an auch Kinder da, die ihr Spielzeug oder ihr Lieblingskuscheltier bei uns wieder fast zu altem Glanz polieren können. Experten sind ehrenamtlich im Repair-Café tätig. Ist es schwierig, kompetente Fachleute zu gewinnen, die den Kunden beim Reparieren von Geräten behilflich sind und sie anleiten" Können Sie auf einen Pool solcher Experten zurückgreifen" Richtig – der Job im Repair Café, sowohl als Experte als auch im Annahmeteam, ist ehrenamtlich. Dies ist die richtige Art der Organisation. Denn für die Ehrenamtlichen ist der größte Lohn das Strahlen im Gesicht des Besuchers, wenn die geliebte Uhr des Großvaters wieder tickt. Und das Gefühl, einen kleinen aktiven Beitrag im Sinne der Nachhaltigkeit geleistet zu haben. Nur das Leitungsteam, das aus drei Personen besteht, erhält für die konzeptionelle Arbeit eine Aufwandsentschädigung. Die Experten und das Annahmeteam verwöhnen wir bei der Veranstaltung mit einem Vesper und ein Mal jährlich mit einem Dankeschön-Essen. Wir haben einen Pool an Ehrenamtlichen. Allerdings ist es immer so, dass nicht alle da sein können. Gerade weil der Job ja ehrenamtlich ist, setzen wir auf die völlige Freiwilligkeit des Helfens und machen keinerlei Druck, da sein zu müssen. Darum ist es aber umso notwendiger, dass unser Pool noch größer wird, damit wir dem Ansturm auch mit der nötigen Anzahl an Experten bei der Veranstaltung begegnen können. Sie haben jetzt einen Aufruf gestartet, in dem Sie weitere Experten suchen. In welchen Bereichen besteht ein Bedarf" Wir suchen vor allem im Bereich der Elektronik weitere Experten. Aber auch andere handwerklich begabte Menschen, die in ihrem Beruf vielleicht sogar im jeweiligen Metier gearbeitet haben oder noch arbeiten, sind herzlich willkommen. Im Bereich der Fahrräder kooperieren wir sehr gut mit der IG Velo. Auf gut deutsch: Wir suchen Tüftler, Bastler und Handwerker, die in ihrem Fachbereich Experten sind und die ihr Wissen gerne und geduldig an unsere Besucher des Repair Cafés weitergeben. Zudem sind Menschen, die das Annahmeteam mit ihren organisatorischen Fähigkeiten und ihrer Freundlichkeit unterstützen wollen, herzlich willkommen. n Wer sich angesprochen fühlt, entweder als Experte oder im Annahmeteam helfen zu können, kann sich gerne beim Leiter der Volkshochschule, Tom Leischner, melden: Telefon 07621-704-414 oder per E-mail: t.leischner@weil-am-rhein.de