Trotz kurzer Vorbereitungszeit haben die Wiler Zipfel bei ihrem ersten von fünf Zunftabenden ein närrisches Glanzlicht gesetzt. Die Akteure um Oberzunftmeister Dietmar Fuchs boten eine kurzweilige, abwechslungsreiche und ideenreiche Narrenrevue mit närrischem Esprit und Pep. Von Siegfried Feuchter Weil am Rhein. Den Zunftmeistern muss man für diesen geschlossenen Auftritt ein Kränzlein winden. Es fehlt an nichts, was einen Zunftabend nach Maß ausmacht: Narrenwitz und Ironie, lokale Spitzen, pfiffige Wortspiele, Narrenspäße, auch tiefere Blödeleien und Klamauk, sehr gute Gesangseinlagen mit dem hervorragenden Leadsänger Dietmar Fuchs und bei den einzelnen Szenen eine stets tolle Kostümierung, Kulissen und Maske. Von allen Seiten im begeisterten Publikum war nach der dreieinhalbstündigen Unterhaltungsschau viel Lob zu vernehmen. Bevorzugte Themen: Allen voran die Schweizer die dank Wechselkurs und Trämli die Stadt bevölkern und dabei Handel und Gastronomie „glücklich machen“. Gleichwohl mussten die Grenznachbarn einiges einstecken. Dass die Narren fest hinter OB Wolfgang Dietz stehen, machten sie mit Blick auf die Wahl im März mehrfach deutlich. Auf die Schippe nahmen sie „Schwanen“-Wirt Hansi Ritter, der bekanntlich keinen Platz mehr für die Altstadträte hat. Auch die Innenstadt geriet ins närrische Visier. Dagegen blieben die Lörracher, die sonst Zielscheibe närrischen Spotts sind, weitgehend verschont. „Weil bleibt bunt“ René Winzer führte humorvoll durchs Programm. Schon der Auftakt bot einen ersten närrischen Knaller. Die „Drei Weise aus dem Morgenland“ (Peter Guggenbühler, Dietmar Fuchs und Markus Schmieder sowie Christian Olivieri als musikalischer Begleiter) schauten in die Zukunft von Weil und entdeckten mit umgedichteten Weihnachtliedern so manches. Die OB-Wahl sei für sie keine Qual – „Wolfgang Dietz isch unse OB für alli Ewigkeit“. Das war eine Hommage an den amtierenden Rathauschef. Überhaupt gab es Lob für die Beamten im Rathaus und den öffentlichen Dienst. Wie diese mit Empathie und offenem Herzen die Flüchtlingskrise bewältigten, verdient nach Ansicht der Narren Lob. Überhaupt verdient es Respekt, wie die Narren mit der Flüchtlingsfrage umgingen und wie sie Pegida Dreiländereck („die ewig gestrige Horde“), deren Schweizer Protagonisten und auch Klaus Springer eine Abfuhr erteilten. „Weil ist nicht braun, Weil bleibt bunt“, lautete das Fazit. Ein Hoch auf Helvetia! „Ihr Schweizer herkommet in Scharen“ sangen die Weisen aus dem Morgenland, als sie Hansi Ritters Entscheidung, den Altstadträten wegen mangelnden Essenkonsums keinen Platz mehr zu bieten, persiflierten. Quintessenz: Man dürfe nicht nur den Profit, sondern müsse auch das Menschliche sehen. Ein köstlicher Fasnachtsspaß war der Sketch „An der Kasse“ im Hieber-Markt, wo ein Schweizer Einkaufstourist (Markus Wohlschlegel) einen Apfel kaufte und den Kassierer (Patrick Voirol) sowie die wartenden Kunden fast zur Verzweiflung brachte. Das war ein Einkaufserlebnis der besonderen Art. Beatles-Hits wie „Penny Lane“, „All You Need Is Love“ oder „Yellow Submarine“ präsentierten gekonnt mit neuen Texten (der Konflikt Merkel–Seehofer, die Weiler Hauptstraße, auf der „nüt los isch“, oder s’Trämli). „Urs und Albi“ alias René Winzer und Hermann Schupp waren beim „Poschte“. Wie die beiden „Schweizer“ mit viel Situationskomik ihren Einkaufszettel abarbeiteten, sorgte für einige Lachsalven. Auch Peter Guggenbühler und Hans-Rudi Lienin (als Schweizer drückte er aufs Lachzentrum der Narrenschar) knöpften sich mit zeitkritischem Humor unter anderem das Thema Einkaufstourismus „in der Vorstadt von Basel“ und den dadurch bedingten steigenden Preisen, auch bei Immobilien, vor. Am Ende hieß es: „Ein Hoch auf Helvetia – schließlich sind wir eine Region“. Mit „An der Kante“ beleuchteten die Narren die sich verändernde Einkaufslandschaft und die Ängste des örtlichen Handels durch die Pläne für eine neue Dreiländergalerie. Dabei bekam auch Weil-aktiv ihr Fett ab. Nachdem Christian Olivieri mit Blick auf die Hangkantenpläne die Schicksalsmelodie gespielt hatte, gab es muntere Zwiegespräche zwischen Frau Insel (Christian Olivieri), Herr Kaufring (Hans-Rudi Lienin), Herr Rathaus (Markus Schmieder) und Mister Weil-aktiv (Hans-Peter Hartmann). Und dazwischen stand der Geist der Dreiländergalerie (Dietmar Fuchs), der für seinen Song „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Shopping eingestellt“ Szenenapplaus erhielt. Am Ende stand der Appell, an einem Strang zu ziehen, schließlich habe jeder seinen Platz. Und der „Herr Rathaus“ zitierte seinen Chef OB Dietz, der meinte: „Wir schaffen das.“ Aufgelockert wurde das ohnenhin kurzweilige Programm durch die fetzigen Töne der „Quaakdäsche“ und die gelungene und von Diana Himmelsbach bestens einstudierte Tanzeinlage „Don’t Worry“), präsentiert von Zunftmeistern und Tänzerinnen des TV. FOTOGALERIE Weitere Fotos unter www.dieoberbadische.de