Weil am Rhein-Haltingen (sif). Gibt es ein Rezept, wie man 100 Jahre alt wird" Gretel Katz in der Haltinger Hangstraße lächelt vielsagend. Eine gesunde, bescheidene Lebensweise, Zufriedenheit und stete Zuversicht trotz manch harter Schicksalsschläge, stete Aktivität bis ins hohe Alter und ein wohlbehütetes Umfeld im Kreis von Tochter und Schwiegersohn Ursel und Gerhard Steiner sowie die Freude an Enkel und Urenkel haben wohl dazu beigetragen, dass Gretel Katz am heutigen Dienstag diesen seltenen Geburtstag feiern kann. Und das kann sie noch bei erstaunlicher körperlicher und geistiger Vitalität tun, sieht man einmal von der eingeschränkten Sehkraft ab. Das Herz dieser sympathischen und aufgeschlossenen Frau hat schon immer für Haltingen geschlagen. 70 ihrer 100 Lebensjahre hat sie in ihrem Heimatdorf verbracht. Gretel Katz, eine geborene Soder, ist in Haltingen aufgewachsen und hier zur Schule gegangen. Gerne hätten sie und ihre beiden Schwestern das Gymnasium besucht, doch aus Kostengründen war das damals nicht möglich. So absolvierte die stets modebewusste Jubilarin in Basel eine Lehre als Damenschneiderin. Später ging sie noch einer  weiteren Leidenschaft nach und lernte im Hotel „Löwen“ in Gresgen das Kochen. Ein großer Tag in ihrem Leben war 1940 mitten im Krieg die Hochzeit mit ihrem Mann Friedrich, den sie als aktives Mitglied des Haltinger Turnvereins bei einem Turnfest kennengelernt hatte.  Das Paar zog nach Lörrach-Stetten. Doch Glück und Freude währten nicht lange, denn ihr Mann kehrte nicht mehr aus dem Krieg zurück und galt seit Dezember 1944 als vermisst. So musste die damals 30-jährige Frau ihre Tochter Ursel alleine aufziehen. Es folgten viele Jahre des Wartens, des Hoffens und der Ungewissheit. „Die Hoffnung hat man nie aufgegeben“, erzählt Gretel Katz über die harten, entbehrungsreichen Jahre, die auch zwei Evakuierungen während des Kriegs beinhalteten. Endgültig traurige Gewissheit über das Schicksal ihres Mannes gab es erst 2003, als im ehemaligen Jugoslawien in einem Massengrab die Erkennungsmarke von Friedrich Katz gefunden wurde. Gretel Katz, eine vielseitig interessierte Frau, hat sich mit der ihr eigenen Schaffenskraft trotz allem nie unterkriegen lassen und ihr Leben allein gemeistert. Knapp 30 Jahre arbeitete sie im Lörracher Modehaus Kilian und hatte sich dort als stets freundliche und kompetente Modeverkäuferin einen Namen gemacht. Ihre Beliebtheit drückte sich auch dadurch aus, dass sich viele Kunden nur  von ihr bedienen lassen wollten. Die Frau des deutschen Konsuls in Basel war  von ihrem zuvorkommenden Service und ihrer liebenswerten Art so angetan, dass sie Gretel Katz sogar zu einem Kaffeenachmittag zu sich nach Hause eingeladen hat. „Ich hatte immer Spaß und Freude am Bedienen“, sagt die Jubilarin rückblickend, die sich auch noch gut an die vielen Leserreisen mit ihrer Heimatzeitung, der Oberbadischen, erinnert. Ob Malta, St. Petersburg, Moskau oder andere Ziele – es waren stets erlebnisreiche Reisen. Für Gretel Katz, die seit 1970 wieder in Haltingen im Haus ihrer Tochter und ihres Schwiegersohns in der Hangstraße wohnt und sich dort   seit nunmehr 40 Jahren sehr wohlfühlt, hatten die monatlich stattfindenden Treffen der Haltinger Schulkameraden im „Kaufmann-Stübli“ einen besonderen Stellenwert. Doch diese geselligen Zusammenkünfte, bei denen die Erinnerung an frühere gemeinsame Zeiten wachgehalten wurden, gibt es nicht mehr, weil Gretel Katz als einzige dieses Haltinger Jahrgangs noch lebt. Wenn ihre Urenkel Fabienne und Alessia zu „Omeli“ zu Besuch kommen, dann ist dies für Gretel Katz, die bis heute noch strickt und Kartenspiele macht, stets ein besonderer Freudentag. Und freuen tut  sie sich auch auf ihren heutigen besonderen Ehrentag, den sie im Kreis ihrer Familie verbringen wird. Gefeiert wird dann am Samstag.