Weil am Rhein Eine Reise durch die Ortsgeschichte

Weiler Zeitung
Sylvia Kerner (rechts) führte am Jubiläumswochenende durch Haltingen. Foto: sc Foto: Weiler Zeitung

Rundgang: Rund 50 Interessierte lassen sich durch Haltingen führen / Ehemalige Gasthäuser sind Thema

Im Rahmen der Jubiläumsfeier „1250 Jahre Haltingen“ hatte Stadtführerin Sylvia Kerner einen Rundgang angeboten, der durch die Geschichte Haltingens anhand historisch bedeutungsvoller Gebäude führte und so die Vergangenheit des Ortsteils lebendig werden ließ.

Weil am Rhein (sc). Mehr als 50 Interessierte hatten sich der Stadtführung, die am Alten Schulhaus begann, angeschlossen. Wie war Schule früher? Da gab es Lehrer, die mit Naturalien bezahlt wurden, die anfänglich teilweise kaum ausgebildet waren. Es gab eine Winter-Sonntagsschule, eine ökonomische Schule, in der Jungen und Mädchen stricken und nähen lernten, damit sie als Hütekinder auf der Weide etwas Sinnvolles tun sollten und keinen Unfug trieben.

Erst im Jahr 1756 sei die Lehrer- und Schulausbildung in geregelte Bahnen geleitet worden, erklärte Kerner. 1767 wurde das erste Schulhaus in der Winzergasse/Große Gasse erbaut. Großherzog Leopold war maßgeblich an der Sanierung des Unterrichts beteiligt. 1868 gab es dann Schulzimmer im Rathaus, 1911 wurde die „Alte Schule“ erbaut, die in den Folgejahren erweitert und ausgebaut wurde.

Haltingen, das stets mit dem Rebbau in Verbindung gebracht wurde, ist erstmals in einer Urkunde des Klosters St. Denis erwähnt. Der Weinhandel war es denn auch, der stets eine starke Verbindung nach Basel mit sich brachte. Die Basler Klöster seien im Besitz von Haltinger Reben gewesen. Die Endsilbe „ingen“ verrate, dass es sich bei diesem Ort um eine „echte alemannische Siedlung“ handle.

Die Führung führte auch zur St. Georgskirche und dem diese umgebenden Friedhof. Dort kam die Stadtführerin auf die Zerstörung der Ortschaft während des Kriegs und in der Folge auf das Zugunglück von Markdorf zu sprechen. Am Gedenkstein für die bei diesem Unglück verstorbenen Menschen erinnerte Kerner an die Tragik und das Leid, durch die sich dieses Ereignis „tief in das kollektive Gedächtnis der Bewohner eingegraben“ habe. Zur Kirche St. Georg, die einem der 14 Nothelfer geweiht ist, nämlich dem Schutzherr der Ritter und Landwirte, fanden früher oft am St. Georgstag, am 23. April, von den Bewohnern Basels Wallfahrten statt.

Dann nahm sich Kerner die wechselvolle Geschichte der Haltinger Wirtshäuser, von denen viele verschwunden sind, vor. „Rebstock“, „Hirschen“, „Badischer Hof“ oder „Südbahnhof“ (heute „Axion“) gibt es noch. Die „Krone“ am Bahnhof, aber auch der „Ochsen“ an der Großen Gass sind verschwunden.

Wohl aber die Geschichten, die von diesen Häusern überliefert sind, erheitern heute noch die Zuhörer. Nachdem 1940 große Teile des Ortes durch den Krieg zerstört worden waren, mussten die Bewohner in Baracken umsiedeln. In der Folge wurden sogenannte Erbhöfe erbaut, die den Familien ein Auskommen sichern sollten. Die Regelung über die 15 Erbhöfe wurde 1947 aufgehoben, da sich die Bauern übervorteilt fühlten. Heute findet sich in den stattlichen Häusern kaum noch Landwirtschaft, vielmehr wurden diese zu Wohnraum umgebaut.

Mit viel Applaus bedankten sich die Zuhörer bei Sylvia Kerne für die trefflichen Ausführungen. Der Weg zurück zur Festmeile führte vorbei am Offenen Atelier 20 von Ulrich Wössner. Die Gelegenheit, dieses Kleinod zu besichtigen, nutzten die Teilnehmer gerne.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading