Weil am Rhein Erinnerungen aus der Kindheit

Weiler Zeitung
30 interessierte Bürger gingen mit Hildegard Vierhuff-Bocks auf Entdeckungstour in der Gartenstadt. Foto: Monika Merstetter Foto: Weiler Zeitung

30 Interessierte schließen sich Stadtführerin Hildergard Vierhuff-Bocks an und erkunden die Gartenstadt

Von Monika Merstetter

Weil am Rhein. Dass es genau 100 Jahre her ist, seit die ersten Wohneinheiten auf dem bis dahin unbebauten Gebiet der Leopoldshöhe südöstlich der Hauptstraße gebaut worden sind, war Anlass für Hildegard Vierhuff-Bocks, sich auf die Spuren der Bewohner und der Bebauung der „Gartenstadt“ zu begeben. Im Rahmen einer VHS-Stadtführung gingen über 30 Interessierte mit auf die erste Tour der neu ausgebildeten Stadtführerin, die damit ihre Feuertaufe erfolgreich hinter sich gebracht hat.

Hildegard Vierhuff-Bocks selbst ist erst vor zwei Jahren von Rheinfelden zugezogen und ist die Nachforschungen bei Null beginnend mit großer Neugier und Intensität angegangen. Zunächst erläuterte sie die von England ausgehende Gartenstadtbewegung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in vielen deutschen Städten Einzug gefunden hat. Jeder Familie sollten zur Selbstversorgung ein Garten und ein Schopf zur Kleintierhaltung zur Verfügung stehen.

Bilder veranschaulichen die Erzählungen

Anschaulich mit alten und neuen Bildern belegend zeigte sie die Größe der Weißenmarksteinsiedlung, wie sie zu Beginn hieß, auf. Exemplarisch wies sie vor zwei zum Typ A gehörenden kleinen Doppelhäuschen und den Riegel bildenden großen Wohnblocks mit Etagenwohnungen auf deren Eigenheiten hin.

Gegenüber stellte sie die Besitzverhältnisse von heute und damals, als die neu gegründete Baugenossenschaft Haltingen-Weil begonnen hat, das von der Reichsbahn aufgekaufte Land zu bebauen, um für die Bahnangehörigen und deren Familien Wohnraum zu schaffen, da durch den Ersten Weltkrieg ein Wohnen in Basel nicht mehr möglich war.

Spätestens als die Bahn im Jahr 2000 ihren Bestand an eine Immobilienfirma verkaufte, gingen viele Einheiten in Privatbesitz über. Die Stadtführerin zeigte einige Beispiele auf, wie es durch den Denkmalschutz gelungen ist, das Ensemble im Ganzen zu erhalten, aber auch welche Hemmnisse es gibt, um einen guten Wohnkomfort zu erreichen und wie der Denkmalschutz oft umgangen wird.

Die meisten Teilnehmer der Führung haben in der Gartenstadt gewohnt oder zumindest ihre Kindheit dort verbracht. Daher kamen Erinnerungen auf, als markante Orte, wie die Leopoldschule und der Hebelkindergarten angelaufen wurden. Beides durch die Reichsbahn erbaut und dann dem Dorf, das im Begriff war Stadt zu werden, geschenkt.

Interessant war der Stopp am Marktplatz, der heutzutage wenig belebt ist. Eine Teilnehmerin konnte lückenlos aufzählen, wo es früher Geschäfte wie Fisch- oder Gemüsehändler, Drogerien oder Fotoläden gegeben hatte, ebenso wie einen Wochenmarkt oder den Zirkus, der seine Zelte aufschlug. Obwohl die Kinder früher immer draußen spielten, gab es in der Gartenstadt viele Regeln. Die Gärten vor und hinter den Häusern durften grundsätzlich nicht betreten werden, Fußball spielen war verboten und stets war Rücksicht auf die Schichtarbeiter zu nehmen.

Hildegard Vierhuff-Bocks wies an markanten Punkten auf die Kunstachse mitten durch die Gartenstadt hin. Sie steht für eine Entwicklung in Richtung Moderne der Gegenwart, wie der Designerstuhl auf dem Sparkassenplatz, die Installation „Licht, Luft, Raum“ auf dem Marktplatz und der Schlaichturm an der S-Bahn-Haltestelle. Viel Applaus bekam sie führ ihre Führung durch das Quartier, das sich parallel zur hektischen Hauptstraße im sonntäglichen Mittagsschlaf als gegenteiliger Kosmos präsentierte.

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