Weil am Rhein Erste Trams fahren Ende September

Weiler Zeitung

Zunächst nur zu Testfahrten / Einweihung der Linie 8 Mitte Dezember / BVB-Fahrer werden geschult

Weil am Rhein (jas /sif). Der Bau der grenzüberschreitenden Straßenbahn ist in der Endphase. Ende September werden die ersten Trams der Linie 8 durch Friedlingen fahren – zunächst bei Testfahrten. Und ab Mitte Dezember startet dann der offizielle Betrieb. Auf deutscher Seite haben Rudolf Koger und sein Stellvertreter Axel Moick das Projekt bestens gemanagt. Jasmin Soltani und Siegfried Feuchter haben sich mit Projektleiter Rudolf Koger unterhalten. Nachstehend der erste Teil des Interviews.

Als Stadtkämmerer leiten Sie die größte Baustelle in der Geschichte der Stadt. Wie kamen Sie zu dem zusätzlichen Job, das Tram-Projekt auf deutscher Seite zu managen?

Als kaufmännischer Leiter der Weiler Stadtwerke, die für Wasser und Verkehr zuständig sind, wurde ich von Oberbürgermeister Dietz gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, diese Aufgabe zu übernehmen. Ich habe darüber nachgedacht und dann Ja gesagt, ohne zu wissen, was auf mich zukommt. Denn ohne starken persönlichen Einsatz, und das gilt auch für Axel Moick, wäre ein so umfangreiches Bauvorhaben nicht zu stemmen gewesen. Man   muss ein solches Projekt als sein eigenes begreifen.

Wann wird man die erste Tram in Weil am Rhein fahren sehen?

Am 29. September wird der Probebetrieb aufgenommen. Zuvor werden die Betriebsleiter der Basler Verkehrsbetriebe die Strecke zu Fuß abgehen. Danach fährt die Tram die Strecke langsam ab und testet beispielsweise, ob die Signaltechnik funktioniert. Aber jetzt schon muss man damit rechnen, dass auf der Oberleitung Strom liegt. 14 Tage sind für die Optimierung der Strecke eingeplant, dann beginnt die Schulung des BVB-Fahrpersonals.

Warum müssen Tramfahrer denn noch extra geschult werden?

Jeder von ihnen muss ein- bis zweimal die Strecke abgefahren sein, dann bekommt er einen Zusatzstempel in seinen Führerschein für die Berechtigung, auf deutschen Strecken Tram fahren zu dürfen.

Was ist in Deutschland anders als in der Schweiz?

In der Schweiz haben Straßenbahnen generell Vorfahrt, in Deutschland müssen sie sich aber an die Straßenverkehrsordnung halten. Das heißt, sie müssen auf  Sicht fahren, wenn zum Beispiel eine Ampel ausfällt. Deswegen müssen sie die Weiler Strecke auch genau kennen.

Wann beginnt der offizielle Straßenbahnbetrieb?

Am 12. Dezember wird die offizielle Einweihung mit über 300 geladenen Gästen sein. Zwei Tage später, am Sonntag, 14. Dezember, startet dann der Trambetrieb mit Freifahrten auf der gesamten Strecke der Linie 8. All dies wird durch ein Unterhaltungsprogramm und Informationsstände für die Bevölkerung begleitet. An den Details des Festprogramms arbeiten wir derzeit noch.

Ist der Bau der Tramstrecke bislang planmäßig verlaufen?

Nach dem Spatenstich am 18. März 2011 hätte die Tram eigentlich Ende 2013 fahren sollen. Doch wir hatten zwei strenge Winter, und es waren auch einige Anpassungsarbeiten in Friedlingen notwendig. Zum Beispiel waren Leitungen im Weg. Auch hat die Bahn das Baufeld über die Gleise nicht, wie vereinbart, im ersten Quartal 2013, sondern erst Ende August freigemacht – und das auch nur eingeschränkt. All das hat zu Verzögerungen geführt. Dafür hatten wir im Winter 2013/14 Glück mit dem Wetter, so dass das Einschieben der Brücken und der Korrisionsschutz ohne Zeitverzug vonstatten gehen konnte.

Dann sind Sie voll im neuen Zeitplan?

Ja. Die Gleise liegen, die Oberleitungen sind weitgehend fertig, ebenso die Wendeschleife. Unter der Autobahnbrücke muss allerdings noch ein Berührungsschutz angebracht werden, um Kurzschlüsse zu vermeiden. Dazu musste ein Vertrag mit dem Schweizer Bundesamt für Verkehr geschlossen werden.

Wie lief denn die grenzüberschreitende Zusammenarbeit?

Die hat sich richtig gut entwickelt. Der Austausch mit dem Schweizer Projektsteuerer Lukas Rensch und dem Projekleiter Dejan Despotovic sowie mit der BVB lief einwandfrei. Die BVB haben sich als sehr flexibler Partner erwiesen und als Praktiker auf der Baustelle immer eine Lösung gewusst.

Und wie lief der Bau des neuen Zollhauses am Grenzübergang Friedlingen?

Das war sehr spannend, weil es sich um eine Baumaßnahme auf deutsch-schweizerischem Gebiet handelte. Manchmal saßen 15 Leute an einem Tisch, um die Baumaßnahme zu koordinieren, weil die zolltechnischen und steuertechnischen Anforderungen in beiden Ländern unterschiedlich sind.

Apropos Zoll: Wird es im Tram Zollkontrollen geben?

Auf der Fahrt nach Basel hält die Straßenbahn am Grenzübergang so, dass die erste Tür auf Schweizer Seite aufgeht. Dadurch gilt das gesamte Tram als Schweizer Hohheitsgebiet. Deshalb können die Zöllner im gesamten Tram kontrollieren. Umgekehrt ist auf der Fahrt von Basel nach Weil am Grenzübergang nur eine Bedarfshaltestelle. Der Zoll muss ein Haltesignal geben, wenn er kontrollieren will. Grundsätzlich ist aber die Warenausfuhr am Friedlinger Zoll nicht erlaubt. Außerdem ist der Zoll auf deutscher Seite nur punktuell besetzt.

Zurück zur Endhaltestelle auf der Leopoldshöhe. Wann erfolgt eigentlich die Anbindung der Tramstation an den Bahnhof?

Zunächst gibt es eine provisorische Rampe zur B 3. Der Antrag für die endgültige Lösung mit dem „Dreizack“ und einem behindertengerechten Zugang zu allen Nahverkehrsgleisen ist beim Eisenbahnbundesamt eingereicht. Wir rechnen mit einer Genehmigungszeit von zwölf bis 14 Monaten, so dass wir Mitte 2015 die Arbeiten ausschreiben können. Baubeginn könnte Ende 2015 oder Anfang 2016 sein, so dass der „Dreizack“ Anfang 2017 in Betrieb gehen könnte.

War die Bahn ein schwieriger Verhandlungspartner?

Die Bahn ist immer ein schwieriger Partner. Zum Beispiel benötigen wir für die Umsetzung der „Dreizack“-Planung einen Bahnspezialisten für die Anpassungsarbeiten an Oberleitung und Signaltechnik. Darauf warten wir noch. Auch brauchen wir Sperrpausen im Bahnverkehr, die wir bereits beantragt haben. Aber eine Aussage dazu liegt uns noch nicht vor. Dieses Mal werden wir, anders als beim Bau der Trambrücke, die Arbeiten erst ausschreiben, wenn die Sperrpausen geklärt sind.

Liegt das Tram-Projekt im Kostenrahmen?

Der Trambau schon, ohne jedoch den nachträglich notwendig gewordenen „Dreizack“. Mit 30 Millionen Euro war einschließlich der neuen Zollanlage in Friedlingen das Projekt veranschlagt. Diesen Kostenrahmen können wir einhalten. Der „Dreizack“, also der behindertengerechte Zugang von der Trambrücke zu den Bahngleisen, ist nach derzeitigem Kenntnisstand mit 4,5 Millionen Euro veranschlagt.

Gibt es dafür Zuschüsse?

Ja, der Schweizer Bund hat eine Förderung aus dem Agglomerationsprogramm in Höhe von 50 Prozent zugesagt. Außerdem werden wir das Gepräch mit dem Land suchen.

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