Weil am Rhein Faszination Roboter

Weiler Zeitung

Führung : Ausstellung in der Black Box auf dem Weiler Vitra Campus

Von Adrian Steineck

Der Vitra Campus steht ganz im Zeichen der Roboter. Während im Design Museum noch bis Mitte Mai die Ausstellung „Hello, Robot“ zu sehen ist, widmet sich ein neuer Ausstellungsraum zukünftig sehr viel kleineren Exemplaren dieser Gattung.

Weil am Rhein. In dem Black Box genannten Gebäude beim Südeingang sind etwa 500 Spielzeugroboter und Astronauten aus dem Fundus zu sehen, den der emeritierte Vorsitzende der Vitra AG, Rolf Fehlbaum, gemeinsam mit seinem Sammlerfreund Fifo Stricker zusammengetragen hat.

„Wer sammelt, trägt dazu bei, dass etwas erhalten wird und nicht verschwindet“, umriss Rolf Fehlbaum bei der Präsentation am Montag zunächst die Grundlage jeder Sammelleidenschaft. Er selbst habe über den Designer Alexander Girard, dessen Sammlung von Volkskunst zum Bestand des Vitra Design Museums gehört, seine Faszination für das Unprätentiöse und Alltägliche entdeckt.

Roboter aus Japan
Die Roboter, die in der Black Box zu sehen sind, entstanden in den Jahren 1937 bis 1968 und stammen zu mehr als 90 Prozent aus Japan, das nach dem Zweiten Weltkrieg führend in der Herstellung und dem Export von Spielzeug-Robotern aus Blech und später aus Plastik wurde. Die Ausstellung erzählt auch Gesellschaftsgeschichte. So mutet es aus heutiger Sicht wenig geschmackvoll an, dass im Jahr 1945, kurz nach den US-amerikanischen Atombombenabwürfen, ein Spielzeug mit dem Namen „Atomic-Robot-Man“ in den Handel kam.

Reise in die Vergangenheit
Wer durch die Ausstellung wandert, die von dem Architekten Dieter Thiel und dem Designer Ronan Bouroullec gestaltet wurde, der geht auf eine Reise in eine Zeit, als das Verhältnis zur Technik noch wesentlich unbelasteter war als heute. Es war die Zeit des „Space Race“ zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion, des ungebrochenen Fortschrittglaubens. So tauchen neben Robotern und Astronauten auch immer wieder Raumschiffe auf.

Vieles regt auch zum Schmunzeln an, etwa eine Roboter-Dame mit einem Besen in der Hand – wie die meisten der Exemplare auch beweglich – und ein mechanischer Hund. Erst nach der Mondlandung von Apollo 11 im Juli 1969 nahm die Technikbegeisterung ab, da es nun kein großes Ziel mehr zu erreichen galt.

Für Stricker sind die Roboter „die Königsklasse des Spielzeugs“, denn anders als bei einem Teddybären oder einer Modelleisenbahn gelte es für die Entwickler nicht, lediglich den Maßstab von etwas real Existierendem zu verkleinern. Während etwa beim Sammeln von Möbeln eine gewisse Patina, also Gebrauchsspuren, eher noch zum Charme wie zum Wert beitragen, gilt beim Spielzeug der Zustand „Mint“ als das Ideal jeden Sammlers. Dieser aus dem englischen stammende Begriff bezeichnet Artikel, die noch unbenutzt sind, also niemals von einem Kind bespielt wurden. Die meisten der Stücke in der Black Box entsprechen diesem Qualitätsstandard.

Gut erhaltene Verpackungen
Abgerundet wird die reichhaltige Sammlung von Monitoren, auf denen die die Bewegungsabläufe der Roboter gezeigt werden, und durch die gut erhaltenen Originalschachteln – für Stricker stellen die Verpackungen sogar „das eigentliche Wunder“ der Ausstellung dar. „Gut erhaltene Schachteln sind sehr selten, denn normalerweise hat ein Kind ja ein Spielzeug ausgepackt und die Verpackung weggeworfen.“

Nun soll die Ausstellung, die sich bei allem spielerischen Charakter bewusst an Erwachsene richtet, auf unbestimmte Zeit – zunächst einmal ein Jahr lang – zu sehen sein.

Entstehung der Sammlung

Zusammengetragen wurde die Roboter-Sammlung (siehe nebenstehenden Bericht) von  Fifo Stricker und  Rolf Fehlbaum auf Flohmärkten, Sammlerbörsen im In- und Ausland und via eBay. Mit dem Internet gebe es viel mehr Möglichkeiten als früher, an seltene Spielzeug-Exemplare zu kommen und zugleich den Wert eines Stückes realistisch einzuschätzen, meinte Stricker mit der Leidenschaft des echten Sammlers. Der Grundstein für diese Leidenschaft wurde im Grunde aus Frust gelegt. „Mit acht Jahren wollte ich unbedingt einen bestimmten Roboter zu Weihnachten haben und bekam ihn nicht, weil meine Eltern dies als schlechtes Spielzeug ansahen“, erinnerte sich  Stricker.
Einige Jahre später sei der Basler Künstler dann auf einem Flohmarkt zufällig über das frühere Wunschexemplar gestolpert und habe so zu sammeln begonnen.

KURZINFO: Öffentliche Führungen

Die Black Box kann ausschließlich im Rahmen von öffentlichen Führungen besucht werden. Die Termine sind: 2. April, 16. April, 14. Mai, 18. Juni, 16. Juli, 20. August und 17. September. Die Führungen finden jeweils von 14 bis 15 Uhr statt und kosten sieben Euro. Treffpunkt ist am Schaudepot.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter  www.design-museum.de.

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