Weil am Rhein Faszinationen des finnischen Designs

Weiler Zeitung
Die „Savoy-Vase“ von 1936 Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Vitra Design Museum: Ausstellung zum Architekten und Designer Alvar Aalto

Von Dorothee Philipp

Weil am Rhein. Die asymmetrisch gewellte Form der „Aalto-Vase“ kennt jeder. Das in den 1930er Jahren entstandene Designerstück, wird nach dem Luxusrestaurant „Savoy“ Helsinki, zu dessen Ausstattung es gehörte, auch „Savoy-Vase“ genannt. Sie verkörpert wie kaum ein anderes die Schlichtheit und Faszination des finnischen Designs, das aus dem Formenreichtum der Natur schöpft. Alvar Aalto der Architekt und Designer, der dieses Kunstwerk schuf, steht im Mittelpunkt der neuen Ausstellung im Vitra Design Museum, die gestern eröffnet wurde.

Gilt Aalto doch als der bekannteste finnische Architekt und Gestalter seiner Generation. Sein Gesamtwerk umfasst über 400 Gebäude, dazu Glasobjekte, die er unter anderem für die finnische Firma Iittala entwarf, Möbel, Einrichtungsdetails wie Türgriffe, Leisten, Stuhlbeine und Leuchten, aber auch zahlreiche Bilder, Skulpturen und Zeichnungen.

Die Ausstellung zeigt den 1898 im westfinnischen Kuortane geborenen Künstler im Rahmen der von der Entwicklung der Architektur in Europa der hoch spannenden Epoche von 1920 bis in die 1960er Jahre. Darüber hinaus verortet sie das Gesamtwerk Aaltos in einem internationalen Wirkungsfeld mit regem Impulsaustausch in beide Richtungen. Die Anregungen aus dem Dialog mit Künstlern wie László Moholy-Nagy, Fernand Léger, Hans Arp und Alexander Calder sind dank der Ausstellung in den gezeigten Werken deutlich ablesbar.

So findet sich im zweiten Ausstellungsraum unter anderem ein dreiteiliges Tableau mit Gouachen von Léger aus den 1930er Jahren. Sie stammen unter anderem aus der Kollektion von Artek, dem von Aalto mitbegründeten Möbelhersteller.

Wie nähert man sich in einer Ausstellung dem Thema Architektur? Hier hat das Vitra Design Museum bereits etliche ebenso schlüssige wie verblüffende Konzepte entwickelt, man denke nur an die große Ausstellung zu Louis Kahn im vergangenen Jahr. Diesmal erscheint die Architektur zum einen in maßstäblichen Modellen, zum andern in den großformatigen Fotografien von Armin Linke, der die Bauten Aaltos nicht unter einem monumentalen, pompösen Blickwinkel zeigt, sondern sie in ihrer Harmonie mit der Umgebung porträtiert. Ein Ansatz, der mit dem Gesamtwerk Aaltos harmonisiert, das neben dem reinen Bauen den gesamten Lebensraum im Blick hat.

Aalto selbst verstand sich als „chef d’orchestre“, der alle Einzelelemente zu einem organischen Ganzen zusammenfügt, dessen Bauten mit ihrer eindrucksvollen Kombination aus ineinander übergehenden Räumen, unterschiedlichen Baumaterialien, dem virtuosen Spiel mit natürlichem und künstlichem Licht, terrassierten Fußböden und Decken ihre Bewohner umgeben wie eine „zweite Natur“, was auch der Titel der Ausstellung unterstreicht. Besonders gut studieren kann man dies anhand der beiden für das Gesamtwerk Aaltos wichtigen Bauten, der Villa Mairea im finnischen Noormarkuu und der Maison Louis Carré im französischen Bazoches-sur-Guyonne.

Im letzten Teil des chronologisch angelegten Rundgangs begegnet man Aalto als Stadtplaner und Impulsgeber für eine dezentralisierte Entwicklung lokaler Knotenpunkte, die im ländlichen Finnland die Landflucht verhindern sollte. Zur Ausstellung ist ein 688-seitiger Katalog mit Essays von zehn Autoren erschienen. Sie wird flankiert von einem umfangreichen Rahmenprogramm.u  „Alvar Aalto - Second Nature“, bis 1. März 2015, Vitra Design Museum Weil am Rhein, Charles-Eames-Straße 2, täglich 10 bis 18 Uhr. Mehr Informationen unter www. design-museum.de

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