Weil am Rhein Freie Fahrt in Richtung Basel

Weiler Zeitung

Neue Zollanlage am Friedlinger Übergang gestern eingeweiht / Kosten: 2,7 Millionen Euro

Weil am Rhein (jas). Am Grenzübergang in Friedlingen ist gestern die umgebaute Zollanlage mit zwei neuen Zollgebäuden sowie die Fahrspur in Richtung Basel offiziell eröffnet worden. Autofahrer haben nun aus Weil freie Fahrt nach Basel. Die Trambaustelle konzentriert sich auf die Ostseite der Anlage, die Fahrspur in Richtung Deutschland soll Ende November ebenfalls fertiggestellt sein.

Eine Oldtimer-Parade machte gestern Vormittag den Anfang und passierte zur Eröffnung den umgebauten Grenzübergang, vorbei an dem von der Zickenheiner Architekten GmbH in Lörrach und den Bauingenieuren Jauslin + Strebler aus Muttenz entworfenen Kontrollgebäude auf der Landesgrenze einerseits und dem Gebäude für die deutsche Ausfuhrabfergigung andererseits. Die Neubauten entstanden, weil die alten Zollgebäude den Gleisen für die Tramverbindung nach Basel und den neuen Fahrspuren im Weg standen und deshalb teilweise abgerissen werden mussten.

Ein Jahr dauerten die Bauarbeiten, verbunden mit Verkehrsbehinderungen, Erschwernissen für Reisende und Mitarbeitende von Grenzwache und Zoll. Sie seien nun weitgehend passé, freute sich Roger Zaugg, der Kommandant der Grenzwachtregion Basel bei der Medienkonferenz. Er hob auf die Bedeutung des Zollübergangs Basel-Hiltalingerstraße seit der ersten Erwähnung im Jahr 1848 ab. Heute passieren den Zollübergang täglich rund 12 000 Fahrzeuge, 1000 Fußgänger und 500 Radfahrer. Die Hälfte des Grenzverkehrs bestünde aus Einkaufsverkehr.

„Strahlend Weiß“ hat das Büro Zickenheiner Architekten seinen Entwurf für die Zollhäuser genannt. Sie sollten einen freundlichen und leichten Grenzübergang widerspiegeln, einen „Willkommen signalisierenden Wechsel von einem Land zum anderen“, erläuterte Tine Höfler, eine der drei Geschäftsführer des Büros. Bewusst sei darauf verzichtet worden, auf die unterschiedliche Industriearchitektur an diesem Ort zu reagieren.

Tine Höfler erklärte Details der beiden, insgesamt 3,3 Millionen Franken (2,7 Millionen Euro) teuren Gebäuden, denen der letzte Schliff freilich noch fehlt. Der letzte weiße Anstrich, weil Farbeimer auf der Baustelle gestohlen worden seien, und die Fenster, weil es Lieferschwierigkeiten für die aufwendige, gebogene Glasfront gab, weshalb nun Plexiglas als Provisorium eingebaut wurde. In zwei Monaten sei aber alles fertig. Von den Baukosten übernimmt die Schweizer Seite 1,7 Millionen Euro, die Stadt Weil eine Million Euro.

Ralf Schemenauer , der Leiter des Weiler Autobahnzollamts, der seit 1. Januar auch die Zollämter Otterbach und Friedlingen leitet, freute sich über die neuen modernen, Räume für die Mitarbeiter im deutschen Abfertigungsgebäude. Dieses sei für den deutschen Zoll auf der Anlage das „zentrale Gebäude“, würden hier doch eine Million Ausfuhrbescheinigungen von Schweizer Kunden im Jahr bearbeitet. „An Spitzentagen wie an Adventssamstagen sind es 6000 Belege“, sagte er. Schemenauer dankte den Schweizer Kollegen, die beim Umbau der Anlage federführend waren, dafür, die Deutsche Zollverwaltung stets mit eingebunden zu haben.

Weil am Rhein (jas). Eine wichtige Rolle im Warenverkehr hat der Friedlinger Grenzübergang nach Basel seit seiner erstmaligen Erwähnung 1848 immer gespielt. Darauf verwies Roger Zaugg, der Kommandant der Grenzwachtregion Basel, gestern bei der Eröffnung der umgebauten Zollanlage.

„Starke Ausfuhr von Liebesartikeln“

Vor allem landwirtschaftliche Produkte waren es, die zunächst Jahrzehnte lang über die Grenze transportiert wurden. Um 1900 und in der Blütezeit der Textilindustrie, in der auch namhafte Stoffveredler wie Schetty, Schwarzenbach und die Färberei Schusterinsel in Friedlingen ansässig waren, wechselten vor allem Textilprodukte über die Grenze.

1914 erhielt die Zollanlage erstmals einen Telefonanschluss. Die Basler Chronik weiß aber auch von einer „starken Ausfuhr von Liebesgaben“, als 1946, nach dem Zweiten Weltkrieg, der Grenzübergang wieder geöffnet wurde.

1964 wurde die erste gemeinsame, deutsch-schweizerische Zollanlage gebaut. Aus dieser Zeit stammen jene Gebäude, die nun im Zuge der Straßenbahnverbindung nach Weil am Rhein zum Teil abgerissen wurden.

12 000 Fahrzeuge pro Tag

Trotz allen Veränderungen, gleichgeblieben ist die Bedeutung des Übergangs für den Warenverkehr, betonte Zaugg: Heute passieren täglich im Durchschnitt 12000 Autos den Friedlinger Zoll, 1000 Fußgänger und 500 Radfahrer. Die Hälfte des Verkehrs ist Einkaufsverkehr, rund 22 Prozent beträgt derFreizeitverkehr.

Weil am Rhein (jas). An den Öffnungszeiten am Friedlinger Grenzübergang ändert sich nach der Einweihung der neuen Anlage nichts. Das deutsche Zollamt ist von Montag bis Samstag, jeweils von 8.30 bis 22.30 Uhr für Abfertigungen geöffnet. Die zwei Schalter im Neubau seien in dieser Zeit permanent besetzt, teilte Rolf Schemenauer mit. An besonderen Einkaufstagen, wie etwa den verkaufsoffenen Sonntagen in Weil am Rhein, hat das Zollamt ausnahmsweise ebenfalls geöffnet. Bei der Abfertigung gebe es aber noch Optimierungspotenzial, wenn die Ausfuhrbescheinigungen zuvor komplett ausgefüllt wären.

Zwölf Parkplätze

Für die deutsche Ausfuhrabfertigung in Richtung Schweiz stehen zwölf Parkplätze zur Verfügung. Für das Grenzwachtkorps sind es drei Stellflächen für Verzollungen auf Schweizer Seite. Der Grenzwachtposten ist von 8 bis 20 Uhr besetzt.

Weil am Rhein (jas). Zwei Gebäude wurden nach den Plänen des Büros Zickenheiner Architekten GmbH für die umgebaute Zollanlage Basel-Friedlingen erstellt. Das Kontrollgebäude zwischen den Fahrspuren, durch das die Landesgrenze verläuft, und das Gebäude für die deutsche Ausfuhrabfertigung.

Das Kontrollgebäude dient vor allem der Infrastruktur für die Zollbeamten und der Kontrolle des Reiseverkehrs. Auf deutscher Seite sind es stets zwei Mitarbeiter in der Verkehrskontrolle, wenn der Posten besetzt ist.

Die strahlend weiße Kabine steht auf acht Stahlstützen, die auf Pfähle gesetzt wurden, informierte Architektin Tine Höfler. Das 180 Quadratmeter große Dach wird von einem stählernen Fachwerkskelett gehalten, das mit Holz beplankt, gespachtelt und geschliffen sowie mit Polyurethan beschichtet wurde, bevor die Oberfläche mit weißer UV-Schutz-Farbe gestrichen wurde. Teile der Flächen müssen noch lackiert werden. Auch die großen Glasfronten müssen noch geliefert werden.

Im Mehrwertsteuergebäude, das vollständig auf deutschem Boden liegt, sind unter anderem die Abfertigungsschalter für die deutsche Ausfuhr integriert. Das 65 Quadratmeter große, überspringende Dach dient auch als Wetterschutz für die Fahrgäste der davor befindlichen Tramhaltestelle.

Alle Baumaterialien seien einzeln recycelbar, betonte Tine Höfler. Zur Beleuchtung dienten LED-Lampen. Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe bediene die Fußbodenheizung. Eine vom Basler Umweltamt geforderte Photovoltaik-Anlage werde aus technischen, aber auch optischen Gründen nicht auf das gewölbte Dach des Kontrollgebäudes, sondern auf das Dach des benachbarten Gebäudes Hiltalingerstraße 83 installiert.

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