Weil am Rhein Geschichten in leuchtenden Farben

Weiler Zeitung
Nicole Franke beschäftigt sich teils mit farbstarken Malereien. Foto: Gundula Weißenrieder Foto: Weiler Zeitung

Kesselhaus-Künstler-Serie: Nicole Franke arbeitet seit 2012 im Atelier Nr. 11 an ihren Werken

Sie ist eine Erzählerin par excellence – doch ihr Werkzeug ist der farbsatte Pinsel, ihr Sprachwitz die vielgestaltige, visuelle Fülle. Mit rasant inszenierten Szenarien, virtuos gebannt auf auffälligen Leinwänden und Flächen, versteht es die Kesselhauskünstlerin Nicole Franke, aus ihrem Atelier Nr. 11 ein Bilder-Theater zu machen, das immer neue Facetten bespielt.

Weil am Rhein. „In allen Dingen ist ein Riss, doch durch diesen scheint das Licht. There is a crack in everything that’s how the light gets in.“ Nicole Frankes Zeigefinger streicht sanft über den auffälligen Einschnitt im satten Rot der Leinwand, während sie Leonhard Cohen zitiert. Seine Songzeile, wie gemacht für dieses Bild, das gewollt wirkt mit dem kontrastfarbig angebrachten, deutungsvollen „Pflaster“ – und doch einem simplen Montageunfall zu verdanken ist. Es offenbart zugleich das optimistisch-heitere Gemüt seiner Schöpferin, die ein Potpourri an Erlebnissen zu farbstarken Malereien komponiert, offen für alle Stilrichtungen: „Das Geheimnis hier liegt im Wort: Ich schreibe nie Preisgegebenes in Farbschichten, immer weiter fort, übereinander, bis ich innerlich ,leer’ bin.“

Überhaupt ist das Atelier eine pulsierend-farbvitale Zone, in dem vorwiegend großformatige Abbilder erzählen. Sei es der imposant-stramme Hirsch, der mittig aus seiner feinblättrigen Zauberlandschaft in keltischer Anmutung blickt. Oder die abstrakte Traumlandschaft, mit der die Künstlerin dem Tod ihres Großvaters nachspürte. Dann die Aktzeichnung, die der Käufer nie abholte: „Eigentlich insistierte er um das Aquarell der charismatisch wirkenden Vollmundigen: Doch während etlicher Übermalungen wandelte sie sich derart, bewegte mich emotional so, dass ich sie selbst als Freundin mit nach Hause nahm.“

Ihr Zuhause, das war einst Gardelegen in Sachsen-Anhalt, wo sie sich bereits als Kind – „Ich bemalte jede alte Tapetenrolle“ – wie später im Unterricht für Kunstsinniges engagierte. Dass sie sich als 13-Jährige vergeblich an der Kunstakademie Magdeburg bewarb, nimmt sie heute gelassen: „Ein Studienplatz zu DDR-Zeiten war schwer zu erhalten – so ließ ich diese Ambition fallen und entschied mich wie meine Mutter Krankenschwester zu werden.“

Gerade zur Wende 1989 begann ihr Fachschulstudium, eine bewegte Zeit: „Ich erstand meinen ersten Ölmalfarbkasten“, schwärmt sie rückblickend. Ein Hobby, das im sie erfüllenden Beruf, den sie sechs Jahre ausübte, auf der Strecke blieb – bis im Ost-West-Umbruch ihre Stelle wegrationalisiert wurde.

Ihre Recherche führte sie zum Atelier Dodekaeder in Efringen-Kirchen. Damit begann eine „sehr spannende“ Lebensphase: „Erst mit Vertragsunterzeichnung bemerkte ich die anthroposophische Orientierung der Schule“, beschreibt sie amüsiert ihre Überraschung. Auch gesundheitlich profitierte sie: Durch Heileurythmie, der die Berufstätige zugewiesen wurde, nachdem sie unentwegt Krankenschwesterntracht mit Unterricht und Staffelei getauscht hatte: „Monatelang null Freizeit, es war furchtbar. Bis der Körper streikte und mich zum Umorganisieren zwang.“

Letzteres managte Franke ebenso nach Abschluss im Jahr 2001 und Start im Kesselhaus – mit internen wie externen Umzügen, auch nach Fischingen, ihrem bis heute beibehaltenen Zweitatelier. Die Idee zur Ausbildung der Kunsttherapie, die sie auch im 2012 bezogenen Atelier Nr. 11 praktiziert, reifte bereits im Studium.

Der solide Pflege-Beruf gebe ihr Struktur. „Ich glaube, ich würde mich sonst verlieren.“ Sagt es und peilt bereits neue Ziele an – ihre Kreativität, eine unendliche Geschichte.

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