Weil am Rhein Grünes Licht für die Tramlinie 8

Weiler Zeitung
Thomas Ruff bei der ersten Tramfahrt nach Weil Foto: Siegfried Feuchter Foto: Weiler Zeitung

Aufsichtsbehörde in Stuttgart erteilt nach den Testfahrten die vorläufige Betriebserlaubnis / Optimierungen

Thomas Ruff (63)   war als Ingenieur 27 Jahre Betriebsleiter der Verkehrs-AG in Freiburg und damit auch zuständig für die Straßenbahn. In seiner Verantwortung wurde das Straßenbahnnetz in Freiburg von 14 auf 30 Kilometer erweitert. Nach seinem Abschied in Freiburg begann Thomas Ruff 2007 seine Tätigkeit in Basel bei den Verkehrsbetrieben, ehe er vor vier Jahren die Betriebsleitung für den deutschen Streckenabschnitt übernahm. Dabei hat er unter anderem die deutschen und Schweizer Bestimmungen angepasst. Thomas Ruff ist deutschlandweit der dienstälteste Betriebsleiter für Straßenbahnen.

Weil am Rhein            (sif).         Die Testfahrten der Straßenbahn sind beendet, jetzt werden noch bis zur Inbetriebnahme der grenzüberschreitenden Tramlinie 8 rund 400 Trambahnführer geschult. Mit Thomas Ruff, Betriebsleiter für den deutschen Teil der Tramverlängerung, sprach Siegfried Feuchter.

Die Testfahrten sind beendet. Wie fällt Ihr Resümee aus?

Die Tests sind gut gelaufen, deshalb hat die Aufsichtsbehörde für das Straßenbahnwesen, die beim Stuttgarter Regierungspräsidium angesiedelt ist, die vorläufige Betriebserlaubnis erteilt und damit grünes Licht gegeben. Jetzt sind die Schulungsfahrten angelaufen, müssen doch rund 400 Trambahnführer die Strecke kennenlernen und die Lizenz für den deutschen Teil bis zur Aufnahme des regulären Betriebs erwerben. Sie bekommen dann einen Eintrag in ihren Schweizer Führerschein, der besagt, dass sie auch auf Tramschienen in Deutschland fahren dürfen.

Um was ging es bei den zweiwöchigen Testfahrten?

Es wurde geprüft, inwieweit die Straßenbahnen mit den Schienen klarkommen und ob alles so funktioniert, wie es vermessen worden war. Wichtig war auch die Überprüfung der behindertengerechten Haltestellen, schließlich darf das Spaltmaß zur Tram maximal fünf Zentimeter betragen. Das ist für Rollstuhlfahrer und Leute mit einem Rollator wichtig. Diese Maßgabe gilt übrigens sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz.

Wird diese Forderung an den Weiler Tramhaltestellen erfüllt?

Meine Messungen haben ein Spaltmaß von vier bis fünfeinhalb Zentimeter ergeben. Das liegt im Toleranzbereich.

Also alles im grünen Bereich. Haben Sie keine Schwachstellen entdeckt?

Bei den Signalanlagen gibt es noch Optimierungsbedarf. Denn die Lichtzeichenschalter, über die die Ampeln gesteuert werden, funktionieren noch nicht hundertprozentig, denn manchmal kam das Signal zu spät, manchmal zu früh. Dies hat dann Auswirkungen auf den Verkehrsfluss in Friedlingen.

Also gibt es Nachbesserungsbedarf?

Ja, das werden wir mit der Herstellerfirma besprechen und die Anlage optimieren. Das ist aber nichts Außergewöhnliches.

Wie sind Ihre Erfahrungen, was Tram und Autoverkehr anbelangt?

Vor der Grenze in Friedlingen gibt es in der Zollstraße zuweilen starke Beeinträchtigungen mit Rückstaus bis zur Colmarer Straße. Das hängt aber nicht mit der Straßenbahn zusammen, sondern vielmehr mit dem Parken und Rausfahren vor dem Gebäude, in dem sich die Schweizer ihre grünen Zettel abstempeln lassen. Wir hatten deshalb schon mehrere Besprechungen und Ortstermine mit allen Beteiligten, um Abhilfe zu schaffen und die Situation zu entschärfen. Die Straße vor dem Zoll ist breit genug, um zwei Fahrspuren zu markieren. Dadurch kann der Durchgangsverkehr flüssiger gestaltet und die Rückstaus reduziert werden.

Sie sind ein ausgewiesener Tram-Experte, sind sie doch Deutschlands dienstältester Betriebsleiter für Straßenbahnen. 27 Jahre haben sie die Freiburger Verkehrs-AG geleitet, und sind nun seit vier Jahren Betriebsleiter für den deutschen Streckenabschnitt. Ist die Inbetriebnahme der Weiler Tramlinie etwas Besonderes für Sie?

In jedem Fall. Ich habe zwar als Freiburger Betriebsleiter zahlreiche Neubaustrecken in Betrieb genommen, doch dieses grenzüberschreitende Projekt begleiten zu dürfen war und ist etwas Außergewöhnliches. Das hat Freude bereitet und meinen beruflichen Ehrgeiz geweckt. Das Projekt ist mit vielen Emotionen verbunden, wenn man die erste Tram von Basel in die EU fahren durfte. Das Grenzüberschreitende ist eben spannend. Das war Neuland, da müssen auch Feuerwehr und Polizei geschult werden. Es geht beispielsweise darum, wie sich nach einem Unfall die Türen öffnen lassen oder wie sich die Feuerwehr bei einem Brand in der Nähe der Oberleitung mit 750 Volt Gleichspannung verhalten muss.

Am 14. Dezember wird die Tramlinie offiziell in Betrieb genommen. Ist dann Ihre Mission in Weil am Rhein beendet?

Ja, dann wird Heinz Teuscher Betriebsleiter für die Tram in Weil werden.

Ihr Wunsch?

Dass die restlichen kleineren Arbeiten bis zur Einweihung erledigt und dann viele Fahrgäste die Straßenbahn auch nutzen werden. Und natürlich wünsche ich mir allzeit unfallfreie Fahrten. Ich werde auch nach Ende meiner Tätigkeit immer eine emotionale Bindung zu „meinem Trämli“ in Weil haben.

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