Von Jasmin Soltani Weil am Rhein. „Viel Müll und kein Rasen“ auf dem Leopoldschulhof, fehlende Fahrradständer auf dem Weg zum Bahnhof an der Hangkante, aber tolle Möglichkeiten, sich auszutoben auf dem Mooswald-Spielplatz und der Skateranlage beim Schlaichturm: Mit kritischem Blick haben Kinder und Jugendliche am Donnerstag die Stadt unter die Lupe genommen. Die Tour war Teil von Workshops zum Projekt „Kinderfreundliche Familie“. Die gestrigen Streifzüge durch die Stadt gehören zu dem Pilotprojekt, mit dem die Stadt sich das Prädikat einer kinderfreundlichen Kommune erarbeiten möchte und bei dem sich Kinder und Jugendliche aktiv einbringen sollen. Mehr als 40 Anmeldungen lagen Projektleiterin Michaela Rimkus vor, am Ende kamen 24 junge Leute, die aufgeteilt in drei Gruppen durch die Stadt zogen: je eine Gruppe nahm sich die Gebiete nördlich und südlich der Hauptstraße vor, eine dritte Gruppe konzentrierte sich auf Alt-Weil. Die Kinder und Jugendlichen sollten zeigen, an welchen Orten sie sich wohlfühlen und an welchen weniger, was ihnen gefällt und wo ihnen etwas fehlt. Veloabstellplätze an der Hangkante fehlen Michaela Rimkus’ 13-köpfige Gruppe, darunter Valentina Kolz von der Stadtverwaltung und Yannik Heckel vom Jugendparlament, zog von der Hangkante über die Insel und den Mooswald durch die Gartenstadt zur Tschamber-Schule. Ein bunt gemischter Trupp, die jüngsten sechs und die ältesten 19 Jahre alt. Beim Start gab es schon mal schlechte Noten für die Stadt: Auf dem Hangkanten-Parkplatz fehlt jede Möglichkeit, auf dem Weg zur Bahn ein Fahrrad abzustellen. Den engen und steilen Weg zum Bahnhof tut sich keiner mit dem Velo an. Die Folge: die Drahtesel liegen kreuz und quer herum, manches Rad wurde schon gestohlen. Fahrradbügel könnten da Abhilfe schaffen, meinte Michaela Rimkus unter dem zustimmenden Kopfnicken der Kinder. „Toll gelöst“ sei dagegen der Veloabstellplatz der Bahn beim Schlaichturm, wo die Gruppe auch die vielen „Liebesschlösser“ bewunderte. Begeisterung für Spielplatz Mooswald Helle Begeisterung gab es auch auf den Mooswald-Spielplatz. Der gefällt sogar den „Großen“ in der Gruppe, Fabian Lenz und Leon Zeh, die sich zum „Street-Workout“ an allem hochziehen, was sich anbietet und dafür auch auf dem Moowald-Spielplatz genügend Möglichkeiten finden. Die Beleuchtung auf dem Weg vom und zum Spielplatz in der Leopoldstraße allerdings, ist vor allem den Jüngeren zu wenig. „Gruselig“, notierte Yannik Heckel vom Jugendparlament ins Protokoll. „Cool“: ein Raum für erlaubtes Sprayen Als aufmerksame Beobachter entgehen den Kindern weder die Schönheiten noch die Mängel in der Stadt. So schwärmten sie geradezu von den mitunter sehr ansprechend gestalteten Vorgärten in der Gartenstadt, ärgerten sich über Hundekot auf dem Alten Marktplatz und im Bahnweg sowie über Farbschmierereien an Fassaden, freuten sich aber über „coole Grafitti-Kunstwerke“ und würden einen Raum für erlaubtes Sprayen geradezu „supercool“ finden. Schade fanden es die Kinder, dass der schöne Alte Marktplatz ihnen wenig Aufenthaltsqualität bietet – eine Wippe oder Schaukel wäre angemessen, resümierte Michaela Rimkus, die alle Stationen der Tour auf Fotos dokumentierte. „Den Kindern ist aber klar, dass sie hier nicht Fußball spielen können“. Auch der Hof der Leopoldschule lässt manche Wünsche offen. „Viel Müll und wenig Rasen im Schulhof „Viel Müll und kein Rasen“, platze es aus Johannes Kaiser heraus. Und wie zur Bestätigung kam just in dem Moment Hausmeister Milan Brauer mit einem vollen Müllsack der Gruppe entgegen, bevor diese zur Endstation der Tour in Richtung Tschamberschule aufbrach. Am Nachmittag wurden die Fotos der Gruppen ausgewertet. Bald wird es ähnliche Workshops in den anderen Stadtteilen geben, bevor alle Ergebnisse zusammengetragen und analysiert werden. Am Ende wird ein Aktionsplan stehen, der dem Gemeinderat vorgelegt wird.