Weil am Rhein Kunstschutzbunker mit besonderem Flair

Weiler Zeitung

Ausstellung: „Art K17“ im Weiler Kieswerk / Titel „Skurril, aber auch schön“ ist Programm

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein. Zur Eröffnung kam Prominenz aus Paris: Modemacher Manfred „Thierry“ Mugler. Mit Staraufgebot und Riesenprogramm startete die neue Ausstellung „Art K17“ vis-a-vis dem Zaha Hadid-Pavillon im Dreiländergarten: „Skurril, aber auch schön“. Der Titel ist Programm.

Zwei beteiligte Künstler machten Performances, es gab Free Jazz, es war ein richtig schönes, buntes Kunst-Happening. Aus der Region waren viele Künstler anwesend, die sich vom Kunstraum Kieswerk begeistert zeigten. Denn so einen besonderen Kunstort gibt es sonst weit und breit nicht.

Am Abend zuvor war Preview mit Kulturamtsleiter Tonio Paßlick als Ausstellungs-Guide und einem originellen literarischen Intro durch Hausherr Volker Scheurer, der sich in einer eigenen Geschichte als „Weiße-Wände-Doktor“ darstellte, der sich einer nach Kunst schreienden Wand annimmt. Kunst als Nothilfe. Hausbesuch und Therapie im Kunstraum.

Zu sehen gibt es klassische Bilder und Zeichnungen, Skulpturen und Objekte – man muss nur das „Rezept“ für den Kunstraum einlösen. Die Vorbesichtigung war intimer als das New Avantgarde-Festival „Motion10“ danach, aber nicht minder interessant. Beim Rundgang konnte man gut in den Dialog mit den Kunstwerken treten: in der Blauen Grotte, in der Galerie, in der Säulenhalle – alles Orte mit einer besonderen Aura. Das Kieswerk versteht sich als eine surreal-versponnene Kunstlandschaft. Mugler hat den Ort als „Fairyland“ und „Artistland“ bezeichnet, also als Wunder- oder Zauberland und Künstlerland.

Räume vergrößert

Besucher werden überrascht sein, dass in der Galerie die Räume vergrößert sind, so dass der Ausstellungsraum gewinnt. Die Galeristen haben erhebliche bauliche Arbeiten vorgenommen, eine Wand entfernt und mehr Ausstellungsfläche geschaffen, mit viel Licht und Ausblick in die Natur. So kommen die impressionistisch gemalten Landschaftstableaus von Ania Dziezewska, eine Fortsetzung der Serie „Tief im Garten“, ganz wunderbar zur Geltung.

In den neueren Bildern wird die Malerin immer pointillistischer, abstrakter und in den allerjüngsten farblich reduzierter, nebulöser, diffuser. Auch die Malweise ist sehr speziell mit vielen übereinander gelagerten Schichten. Im gleichen Raum trifft man auf den Maler Naoki Fuku aus Tokio mit expressiven Tuschen. In der Serie „Studies of human mind“ zeigt Fuku gut erkennbare Gesichter. Es sind zurückgelehnte Köpfe einer Frau mit geschlossenen Augen, entrücktem Blick, nachdenklichem Gesichtsausdruck. Man merkt, dass Fuku von der fernöstlichen Malphilosophie herkommt, die Bilder wirken kalligrafisch; formal ein Gewirr von hingeworfenen Linien, Klecksen und Punkten.

Vom Theater und von der Performance her kommt der aus Danzig und in Berlin lebende Krzysztof Leon Dziemaszkiewicz, der Lebensgefährte von Mugler. Aus Recyclingmaterial gestaltet er lebensgroße Figuren wie den schwarzen Mann („That Man“), mit Klebstreifen über einem Gerüst. Fast schon politische Symbolkraft hat die Figur „Europa“ im karierten Anzug mit ausgefransten Händen, Füßen und Mund aus Kabelbindern. Von Leon stammt auch die Figur der Schwangeren aus transparentem Material sowie das „Jumping Girl“, das von der Wand in einer dynamischen Spannung in den Raum springt.

Volker Scheurer hat den Kunstschutzbunker in eine Grotte mit blauen Lavabildern verwandelt, in die er Strukturen und teils Figuren einarbeitet. Die reliefartigen Wandarbeiten sehen wie lavaartige Flusslandschaften aus. Die Farbe bezeichnet er als „Ultimativblau“, eine eigene Wortschöpfung und Steigerung von Ultramarinblau: Tatsächlich eine Farbe, die eine starke Ausstrahlung hat und die man schon von Scheurers Stelen her kennt.

Wie immer spielen die Ideen dahinter, der Prozess, eine wichtige Rolle. „Das Fell der Kreativität“ hängt an der Außenwand der Säulenhalle, ein Materialbild auf der Basis eines Trampolins in einem kreisrunden Stahlrahmen. In den Galerieräumen zeigt Scheurer eine neue Serie von skurril-surrealen Märchenfiguren aus Bronze, die anekdotische Geschichten erzählen und Zeitkritisches transportieren: Der Hase als Symbol erscheint und zwei mit Schnellfeuerwaffen ausgerüstete Albtraum-Gartenzwerge brechen die Idylle auf.

Zu entdecken sind auch gemeinsame Arbeiten des Künstlerpaars Scheurer/Dziezewska, etwa die Reihe „Kleine Welt“ wandschirmartige Lichtobjekte (Tusche, LED-Technik). Volker Scheurer ist momentan daran, eine Art Foundation Scheurer, also eine Kunststiftung zu gründen. (Bis 6. August).

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