Weil am Rhein Hunderte setzen bei Sternmarsch ein Zeichen

mcf
OB Wolfgang Dietz hofft, dass das Ausrufungszeichen lange anhält. Foto: Marco Fraune Foto: mcf

Von Marco Fraune
Weil am Rhein. Brücken bauen, aufeinander zugehen und friedlich miteinander leben: Hunderte Bürger haben beim Sternmarsch am Samstag ein Zeichen für Toleranz und gegen Rechts gesetzt. Besondere Redebeiträge gab es bei der abschließenden Kundgebung in Friedlingen.
Auf sechs verschiedenen Routen pilgerten die Teilnehmer in Richtung Mehrgenerationenhaus, wo unter freiem Himmel das Miteinander  betont wurde. „Weil am Rhein war immer bunt, Weil am Rhein ist immer bunt. Und das ist gut so“, erklärte Oberbürgermeister Wolfgang Dietz, der auch Schirmherr des vom Weiler „Aktionsbündnis Miteinander“ organisierten Sternmarschs war. Dieser sei ein wunderbarer Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements. „Ich wünsche mir, dass das Ausrufungszeichen lange anhält.“ Dietz setzt auf den Austausch von Meinungen und Argumenten. „Demokraten arbeiten mit Argumenten, nicht mit Fäusten.“
Am Sternmarsch und der abschließenden Kundgebung nahmen laut  Polizeiangaben insgesamt 450 Bürger teil, darunter auch politische Vertreter wie der Bundestagsabgeordnete Armin Schuster oder der Landtagsabgeordnete Josha Frey sowie Weiler Gemeinderäte und Verwaltungsvertreter. Aktionsbündnis-Sprecher Andreas Rühle  schätzte die Teilnehmerzahl hingegen auf 800, wobei mit etwa 250 Bürgern die meisten den Weg vom Rathaus in Richtung Friedlingen gingen. Weitere kamen aus den anderen Stadtteilen.
Rühle erinnerte in seiner kurzen Rede daran, dass es einerseits darum ginge, gegen Ausländerfeindlichkeit Position zu beziehen, da die Rechten in Weil einen Aufmarsch geplant hatten. „Rechte Hetze hat in Weil und darüber hinaus nichts zu suchen.“ Andererseits stehe das Bündnis für Toleranz, Vielfalt und ein friedliches Miteinander. Daher hofft er auch darauf, dass die Veranstaltung nachhaltig wirke, sodass die Menschen mehr aufeinander zugehen. Von einem „Goldschatz“ sprach Rühle, den es zu heben gelte.
Von Seiten des türkisch-islamischen Vereins gab Vorsitzender Necati Coskun ein Bekenntnis für ein interkulturelles Miteinander in Weil am Rhein ab. „Die Türken sind nicht gerne untereinander, wir wollen mit ihnen leben“, erkennt er keine Parallelgesellschaft. Seit 40 Jahren in Deutschland, machte er zudem deutlich, dass dies auch seine Heimat sei, wobei Coskun auch sein Herkunftsland nicht vergisst. „Ich kann doch zwei Länder lieben.“
Bunt und vielfältig sei Weil, weiß auch Saadet Grandazzo-Akyildiz vom alevitischen Verein. „Ich hoffe, dass das auch so bleibt.“ Zugleich mahnte sie mehrmals in ihrer Rede: „Wichtig ist, dass wir aufeinander zugehen und Brücken bauen.“
Hamidi Nidafar kommt ursprünglich aus Afghanistan, doch lebt sie seit mehr als einem Jahrzehnt in Friedlingen. „Kein Mensch will heimatlos werden“, warb sie für die Integration, die bei Taiseer Haj Mohammed offenbar gut gelingt. Aus Syrien geflohen, hat  er seit fast einem Jahr im Dreiländereck Schutz gefunden. Er weiß, dass einige Menschen hier Angst vor Ausländern haben. „Sie brauchen keine Angst zu haben“, erklärte der Flüchtling, der acht Monate lang in Weil lebte und nun in Lörrach wohnt. In bemerkenswert gutem Deutsch mahnte er angesichts der Flüchtlingsdebatte aber auch: „Die Sprache zu lernen, ist das wichtigste für die Integration.“
Besinnliche Töne gab es zum Abschluss in der evangelischen und katholischen Kirche, wo Musik erklang.

(aktualisierte Fassung)

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading