Weil am Rhein „Ich mache weiter, immer weiter, solange ich kann“

Weiler Zeitung
Thomas Harms Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Kinderhilfe KiHeVVorsitzender Harms: Sehr schöne Anerkennung für unsere langjährige Arbeit / Hilfe dringend notwendig

Weil am Rhein (sif). Thomas Harms ist der Motor der Kinderhilfe Kiew, die sich seit 25 Jahren beispielhaft für strahlengeschädigte Kinder in der Ukraine einsetzt. Viele Menschen leiden an den Folgen der Tschernobyl-Katastrophe, die sich gestern vor 30 Jahren ereignet hatte. Nun ist Thomas Harms in Kiew bei einer Konferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für sein Wirken gewürdigt worden (siehe Bericht auf dieser Seite). Siegfried Feuchter sprach mit ihm.

Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Es ist eine sehr schöne Anerkennung für unsere langjährige Unterstützung der Kinderklinik in Kiew. Denn ohne unsere Hilfe wäre einiges in der Klinik nicht möglich. Es hat mich schon berührt, bei einer solchen Konferenz mit hochrangigen Wissenschaftlern und Professoren aus aller Welt Dank und Anerkennung für das Engagement zu bekommen.

War die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl der Anlass, sich für die Kinderklinik in Kiew einzusetzen?

Ja. ich war von Anfang bei KiHeV dabei und habe dann nach wenigen Jahren den Vorsitz übernommen. Ich sollte anfänglich den Kontakt zu Firmen knüpfen, die uns mit Medikamenten und Diagnostika unterstützen können. Und das hat geklappt" Ohne diese Unterstützung könnten wir als kleiner Verein nicht so wirkungsvoll helfen. Ein- bis dreimal im Jahr fliege ich auf eigene Kosten nach Kiew – im Gepäck habe ich dann jeweils Medikamente und benötigte Geräte. Wenn es größere Hilfsgüter sind, schicken wir diese mit dem Lkw in die Ukraine.

Wirkt sich die Tschernobyl-Katastrophe auch nach 30 Jahren noch auf den Alltag der Menschen aus?

Nur für die Betroffenen, die dadurch krank geworden sind. Ansonsten wird die Katastrophe von damals weitgehend verdrängt. Ein Großteil der Menschen in der Ukraine hat andere Sorgen, nämlich finanzielle Probleme. Und der Krieg im Osten der Ukraine belastet die Leute auch stark. Die Gedanken daran kriegen sie nicht aus dem Kopf.

Erkranken immer noch Menschen an den Folgen der Nuklearkatastrophe von 1986?

Das Krankenhaus ist voll belegt mit Menschen, die Folgeschäden durch die Tschernobyl-Katastrophe haben und oft auch in dem verstrahlten Gebiet wohnen. Im Kindertrakt des Krankenhauses, den wir unterstützen, sind Kinder im Alter von einem bis zu 18 Jahren, im anderen Teil der Klinik sind die Erwachsenen untergebracht. Brustkrebs bei Frauen, Schilddrüsenkomplikationen und Leukämie sind häufige Erkrankungen. Es sind unendlich viele Menschen davon betroffen.

Machen Sie weiter mit den Hilfsaktionen?

Ich mache weiter, immer weiter – solange ich kann. Es gibt soviel Elend und Leid auf der Welt. Wir von der Kinderhilfe haben uns damals entschieden, uns auf dieses eine Hilfsprojekt zu konzentrieren. Man kann sich ja nicht verzetteln. Meine engsten Mitstreiter bei KiHeV sind heute Karin und Wolfgang Wiegand, Maria Mielke und Maria Reverey. Wir sammeln Geld, um vor allem dringend benötigte Medikamente und medizinische Geräte kaufen zu können. Wie dringend unsere Hilfe ist, wurde mir wieder bei meinem jüngsten Besuch vor Augen geführt. Das Krankenhaus hat nämlich eine Budgetkürzung von 20 Prozent aufgedrückt bekommen und weiß jetzt nicht, wie es die Gehälter der Mitarbeiter bezahlen soll.

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